Sonntag, 5. Oktober 2014

Ferdinand Porsches erster Seriensportwagen - Austro Daimler "Prinz Heinrich" 1910 von Masterpiece / Ernst Piëch Collection, 1:18

Ferdinand Porsche war 1906 als leitender Ingenieur zu Austro Daimler gekommen. Er nahm díe Entwicklung des ersten unabhängig von Daimler entstandenen Serienautomobils der Österreicher in Angriff und richtete sein Augenmerk schnell auch auf den Rennsport, den er für die beste Möglichkeit hielt, ein Fahrzeugkonzeptes auf "Herz und Nieren" zu testen. Porsche interessierte dabei besonders die anspruchsvolle "Prinz-Heinrich-Fahrt", eine respekteinflößende Veranstaltung über vier Tage und 2000 Kilometer teilweise schlechter Straßen. Bei der ersten "Prinz-Heinrich-Fahrt" 1908 war man noch nicht für eine Teilnahme bereit, doch da die zweite Fahrt unter anderem auch durch das damalige österreichisch-ungarische Kaiserreich führte, war ein Start der Austro-Daimler natürlich Pflicht. Nur Serienautomobile waren für die Teilnahme zugelassen, doch ein gewisses Maß an Modifikationen war erlaubt. Porsche nahm ein Standardchassis, das er allerdings mit einem leistungsstärkeren Motor versah. Drei Fahrzeuge bildeten das Werksteam für die "Prinz-Heinrich-Fahrt", doch es wurde schnell deutlich, dass die deutsche Konkurrenz in der Konstruktion der Fahrzeuge deutlich weniger vorsichtig und konservativ vorgegangen war, wie Porsche. Dort brachte man reinrassige Rennwagen an den Start, die den Austro-Daimler klar überlegen waren. Immerhin erwiesen sich die österreichischen Fahrzeuge als äußerst zuverlässig und robust, alle drei Wagen erreichten das Ziel.

Porsche hatte seine Lektion gelernt. Für 1910 nutzte er das Reglement ebenfalls deutlich extremer aus. Der Rahmen des Vorgängerwagens wurde weitgehend übernommen, doch der Motor war komplett neu. Porsche entwickelte ein Vierzylindertriebwerk mit Doppelzündung, das auch aufgrund einer aufwändigen Zylinderkopfkonstruktion eine damals beeindruckende Leistung von 86 PS entwickelte. Auch die Karosserie sollte eine größtmögliche Effizienz bieten, so erhielt der Wagen seine charakteristische Form, bei der die untere Seite möglichst schmal ausfiel um nach oben breiter zu werden und somit den Regularien für die Passagierräume zu entsprechen. Das Heck wurde abgerundet, der Kühler ebenfalls. Selbst bei den kleinen Frontscheinwerfern stand die Aerodynamik im Vordergrund. Auch 1910 stellte man drei Werkswagen, einer wiederum von Ferdinand Porsche selbst gefahren. Die "Prinz-Heinrich-Fahrt" wurde ein Triumph, Porsche gewann überlegen vor den beiden anderen Werkswagen. Der große Erfolg veranlasste Austro-Daimler dazu, eine Reihe von "Replikas" des Siegerwagens zu produzieren, der einzige Unterschied war ein Antrieb über Kardanwelle im Gegensatz zu dem wartungsintensiven Kettentrieb des siegreichen Boliden. 100 Exemplare waren geplant, vermutlich wurden es nur knapp 50 Fahrzeuge, die bis zum kriegsbedingten Produktionsende 1914 entstanden. Mit seinem raffinierten Chassis und dem aufwändigen Motor kann der Austro-Daimler Prinz Heinrich wohl als der erste echte Serien-Sportwagen der Automobilgeschichte gelten.

Das Original des Siegerwagens steht, restauriert und fahrbereit, im Museum fahr(T)raum, das Ferdinand Porsches Enkel Ernst Piëch 2013 am Mattsee in Österreich eröffnete. Im Shop dieses Museums finden sich einige der frühen Entwicklungen Porsches auch in Modellform, alle produziert von der chinesischen Firma Masterpiece. Ich habe mir den Austro-Daimler Prinz Heinrich im Maßstab 1:18 exemplarisch vorgenommen. Das Modell kommt mit einer aufwändig produzierten DVD, auf der die Geschichte des Vorbildes gelungen aufbereitet wird.

Masterpiece fertigt das Modell komplett aus Kunststoff, so dass der achtzehnfach verkleinerte Sportwagen sehr leichtgewichtig ausfällt. Die Form des Vorbildes hat man sehr gut getroffen. Die drei Türen lassen sich an feinen Scharnieren öffnen, die Spaltmaße sind minimal. Die Motorhaube sitzt sehr stramm und muss vorsichtig mit Hilfe des beiliegenden Werkzeuges geöffnet werden, darunter finden wir einen umfangreich detaillierten Vierzylindermotor mit allen wichtigen Zuleitungen. Der Innenraum bietet ein schönes Armaturenbrett mit sauber gedruckten Instrumenten und Sitzpolstern mit aufgedruckten Nieten am Rand. Das Lenkrad trägt einen Kranz in Holzoptik, fällt aber etwas dick aus. Sehr filigran sind hingegen die Speichenräder mit ihren schmalen Reifen.

Insgesamt ist die Detaillierung des Modelles gelungen, aber natürlich weit von Modellbaukunst à la CMC entfernt. Masterpiece setzt auf solide Details und tolle Verarbeitung - das macht man auch ganz hervorragend. Zusätzlich liegt auch noch ein Verdeck aus Textilmaterial bei, das in geschlossener Form die sehr notdürftige Optik des Vorbildes schön trifft. Die Achsen vorne und hinten sind etwas grob, der Kühlergrill und die Sitze könnten mehr Struktur vertragen, aber trotzdem ist der Prinz-Heinrich-Wagen von Masterpiece eine hervorragende Miniatur des wichtigen Sportwagens geworden.

Text und Fotos: Georg Hämel

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