Samstag, 23. August 2014

In dünner Luft - Porsche 928 SC Pikes Peak 2009 von TSM, 1:43

Was bewegt einen Menschen, etwas besonderes zu tun? Oftmals beginnt eine Erfolgsstory damit, dass etwas als unmöglich suggeriert wird. Carl Fausett erging es so. Dem Unternehmer aus Wisconsin/USA wurde immer wieder gesagt, dass der Porsche 928 nicht für den Motorsport zu gebrauchen ist. Genauso waren sich diese Zeitgenossen sicher, dass man den Motor eines 928 nicht aufladen kann. Mr. Fausett, dessen Firma 928MOTORSPORTS LLC sich auf das Tuning dieses Typs spezialisiert hat, nahm das so nicht als gegeben hin. In der Tat war der große Porsche werksseitig nie für Renneinsätze vorgesehen, Einige Unentwegte versuchten zwar, den Wagen innerhalb des FIA Gruppe-B-Reglements einzusetzen, erreichten aber nur Achtungserfolge.
Fausett begann 2001 einen serienmäßigen 4.5 Liter V8 vorsichtig mittels Kompressor aufzuladen. Am Ende stand ein 6,5-Liter-32-Ventil-V8-Motor mit bis zu 670 PS. Ermöglicht wurde der Leistungszuwachs durch einen eigens angefertigten Kompressor und eine Motorsteuerung, die mit den großen Höhenunterschieden am Pikes Peak zurechtkam. Die maximalen 670 PS dürften am Berg selbst aber nicht zur Verfügung gestanden haben. Natürlich musste auch die Peripherie des Aggregats angepasst werden. Luftführung, Kraftübertragung usw. konnten nicht serienmäßig bleiben. Eine angepasste Auspuffanlage wurde entworfen und angefertigt.
Auch Fahrwerk und Karosserie wurden bearbeitet. Besondere Schwierigkeiten bereitete den Tunern die sogenannte Weissach-Achse. Eine speziell für den Luxus GT entwickelte Hinterachse, die auf Komfort getrimmt, nicht für die Rennstrecke gedacht war. Nachdem diese Probleme gelöst waren, legte man Hand an die Karosse. Der Sportwagen brauchte dringend eine Diät, rund 1,7 Tonnen waren zu viel des Guten. Nach großzügigem Einsatz von GFK und Kevlar hatte man ein rennfertiges Gewicht von ca. 1400kg erreicht. Aber nicht nur abgespeckt war der Porsche nun, auch die Aerodynamik war dem Ziel Pikes Peak angepasst. Größter Wert wurde auf die optimale Anströmung des Heckflügels gelegt. An den Seiten des Daches und der Heckklappe wurden „Aerospill Barriers“ angebracht, um den Luftstrom Richtung Flügel sauber zu halten. Am Dachende installierte man s.g. „Vortex Generators“, diese Wirbelbleche reichern den Luftstrom mit Energie an, verhindern so, dass die Strömung abreißt und nutzlos über das Heck abgeht.
Viel Abtrieb an der Hinterachse verlangt einen Gegenpart an der Vorderachse. Ein großzügig dimensionierter Splitter mit angepasstem Frontspoiler sorgte dafür, dass die Vorderräder immer guten Kontakt zum Untergrund hatten. Nicht unterschätzen durfte man den Luftfluss zu den diversen Kühlern. Speziell am Pikes Peak wird den Motoren durch die enorme Höhenlage viel abverlangt.

Nach einem 3. Gesamtplatz 2007 und einem Misserfolg 2008 zog man im Juli 2009 wieder nach Colorado. Im Training gab es Probleme mit dem Kompressor und das Unternehmen stand auf der Kippe. Ein lokaler Sponsor organisierte rechtzeitig Ersatzteile und so konnte man am 15.07.2009 antreten, hatte allerdings einiges an Trainingszeit eingebüßt. Die mangelnde Streckenerfahrung wurde durch einen Beifahrer, der das „Gebetbuch“ las, ausgeglichen. Im Ziel kochte das Wasser und die Öltemperatur war weit über dem Limit, aber man hatte nochmal einen dritten Gesamtplatz erzielt und die Klasse der Zweiradgetriebenen Fahrzeuge gewonnen. 13 Minuten 46.791 Sekunden waren für einen 31 Jahre alten Wagen gar nicht schlecht und der Fahrer umarmte im Ziel die dampfende Motorhaube unter dem Jubel der anderen Teilnehmer. Die Geschichte des Porsche 928 Baujahr 1978 endet aber hier noch nicht. 2011 erreichte man mit dem umgebauten Boliden auf den Bonneville Salt Flats eine Geschwindigkeit von 348,64 km/h und darf sich seither schnellster Porsche 928 nennen. Die Leistung wurde auf ca. 900 PS gesteigert. Carl Fausett selbst gibt als Baujahr seines Kleinodes 1978/88 an, da durch die Umbauten vom Originalfahrzeug eigentlich nicht mehr viel übrig ist.

True Scale Miniatures hat nun, nachdem bereits vor einiger Zeit die Bonneville-Variante des Porsche erschienen ist, den Pikes Peak Renner in 1:43 realisiert. Nach dem Auspacken erblickt man eine makellose Umsetzung des Originalfahrzeuges. Die, perfekt, in Weiß lackierte Karosserie weist alle Umbaumerkmale des großen Vorbildes auf. Der voluminöse Bodykit mit all seinen Nieten, die diversen zusätzlichen Kühlöffnungen, alles sauber ausgeführt. Die „Spill Barriers“ und „Vortex Generators“ auf dem Dach sind vorhanden. Besonders ins Auge fällt der komplexe Splitter, der bis ins kleinste Detail nachempfunden wurde. Geätzte, freistehende Felgensterne kennt man sonst nur von BBR oder Look Smart, hier wurden sie auch verbaut. Dass man dahinter eine naturgetreue Bremsanlage erblickt, versteht sich schon fast von selbst. Der Innenraum weiß durch einen realen Materialmix zu gefallen. Das Armaturenbrett mit Carbonimitat, die Mittelkonsole in Aluminiumfarbe, schwarze Gurte auf roten Rennsitzen, alles wie 2009 in Colorado. An den Streben der Heckscheibe wurden selbst die Erleichterungsbohrungen nachgebildet. Die in ihrer Formgebung komplexen Hutzen auf der Heckscheibe überzeugen auf ganzer Linie, genau wie der dominante Heckflügel mitsamt seinem Halter nebst Verstellmechanismus.
Eine Anmerkung zu den Seitenscheiben sei erlaubt. Diese waren beim eigentlichen Rennlauf geöffnet und mit Sicherheitsnetzen versehen. Man darf also davon ausgehen dass das Modell den Zustand während des Transportes zeigt.
Mit dem Porsche 928 SC hat TSM eine echte Meisterleistung vollbracht, die die geforderten 69,95 € auf alle Fälle rechtfertigt. Allen Freunden von ausgefallenen Rennfahrzeugen kann man diese Miniatur nur wärmstens ans Herz legen.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Text und Fotos: Robert Balb

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