Dienstag, 12. August 2014

Kleines Traumcabrio – Opel Kadett A Italsuisse/Frua Spider von Matrix Scale Models, 1:43

Opels neuer Kleinwagen Kadett zielte 1962 genau auf den Kundenkreis des altbewährten VW Käfer. Der bekannte italienische Designer Pietro Frua kam auf die Idee, dem Karmann Ghia ein Konkurrenzprodukt auf Basis des viel moderneren kleinen Opels gegenüberzustellen. Einen passenden Entwurf hatte er schon in der Schublade, den er 1962 auf Basis des englischen Ford Anglia realisiert hatte. Beim Genfer Salon 1964 stand der kleine Spider, noch in unschuldigem Weiß lackiert, auf dem Stand der Firma Italsuisse, für die Frua einige Entwürfe geschaffen hatte. Adriano Guglielmetti, der Gründer dieser Genfer Karosseriebaufirma, war früher bei Ghia Aigle beschäftigt, dem Schweizer Ableger der italienischen Carrozzeria. Sein Unternehmen, das er ca. 1959 aufbaute, verschwand allerdings nach 1967 wieder von der Bildfläche.

Das Fahrzeug gefiel auch einigen Leuten bei Opel, deshalb kam es zur Bestellung eines weiteren Spider, mit dem man in Rüsselsheim die Chancen zur Produktion einer Serie beurteilen wollte. Leider wurde aus diesem Plan nichts, das an Opel gelieferte Cabrio ging später in privaten Besitz über und wurde letztendlich 1970 verschrottet.

Das Salonfahrzeug wurde 1965 nochmals in Genf präsentiert, inzwischen in der bekannten silbergrauen Metalliclackierung und mit einigen Modifikationen, z.B. wurden die vorderen Blinker und statt der italienischen Rundinstrumente ein Kadett-A-Walzentachometer montiert. Erstbesitzer war ein Schweizer Ingenieur, der die Leistung durch eine Zweifachvergaseranlage und Änderungen am Auspufftrakt auf 60 statt der 48 Serien-PS erhöhen ließ, außerdem wurde der Walzentacho durch Rundinstrumente aus einem Lotus Elan ersetzt. Vierter und bisher letzter Besitzer ist seit über 20 Jahren der deutsche Frua- und Kadett-A-Spezialist Stefan Dierkes, der den Spider inzwischen wieder bis ins kleinste Detail in einwandfreien Originalzustand versetzt hat, ihn aber regelmäßig auch für Urlaubsreisen nutzt. Seinen letzten großen Auftritt hatte der Kadett bei der Ausstellung zum 100. Geburtstag Pietro Fruas beim Concours d'Èlégance auf Schloss Bensberg.

Wer genaueres wissen will, dem sei die Website pietro-frua.de wärmstens empfohlen, dort kann man auch mehr über Italsuisse und alle Kreationen von Pietro Frua nachlesen und sehen. Auch unsere Informationen stammen von dort, wir danken für die Unterstützung.

Groß war unsere Überraschung, als wir in Nürnberg bei Matrix Scale Models einen ersten Prototypen des Kadett Spider betrachten durften. Erstaunlich, dass die Entwickler keinerlei Kontakt zum Besitzer des Einzelstücks aufgenommen haben, sondern sich nur an die in diesem Falle natürlich nahezu lückenlose Dokumentation gehalten haben. Wie uns Mark Asbreuk, einer der Gründer des holländisch/chinesischen Herstellers, erzählte, reichen ihm einige Fotos, vor allem eine Seitenansicht sowie ein Referenzmaß, wie z.B. der Radstand, um einen ersten Prototypen zu erstellen. Anhand anderer Ansichten wird dann das Modell so lange überarbeitet, bis der optische Eindruck passt, was für ihn höhere Priorität als absolute Maßhaltigkeit hat.

Beim Kadett Spider scheint das Konzept aufgegangen zu sein. Das Modell gibt die Form des Originals sehr gut wieder, und auch die meisten Details können überzeugen. Die Frontpartie mit ihrem feinen Grill, der Kadett-Schriftzug vorne auf der Haube, die Scheinwerfer, aber auch die ein wenig hohe Windschutzscheibe mit den filigranen, allerdings oben etwas zu breiten Seitenfensterchen, die verbauten Chrom- und Ätzteile und die leider nicht originalgetreuen Frua-Logos an der Flanke (sollten eigentlich Italsuisse-Schriftzüge sein) ergeben ein gut wirkendes Modell. Auch die Innenausstattung kann gefallen, vor allem das Lenkrad mit seinem allerdings in der Form nicht vorbildgetreuen Hupring und die Armaturentafel sind recht fein. Die Weißwandreifen, die das Original seit kurzem wieder trägt, wurden ebenfalls nachgebildet. Auch die Chromzierringe an den Rädern fehlen nicht, allerdings sind die Opel-Logos auf den Radkappen nicht immer mittig angeordnet und kurioserweise wirken die Reifen (Im Original 5.50-12 bzw. 155-12) arg schmal, normalerweise verwenden die Modellhersteller ja meist viel zu breite Walzen. Die Kennzeichen entsprechen der ersten Zulassung in Deutschland 1994, leider fehlen die Plaketten. Überhaupt sind es die kleinen Dinge, an denen man merkt, dass man sich bei Matrix nicht konsequent ans Vorbild hält: Die innere Druckknopfreihe am Verdeck stimmt nicht, die Kofferraumscharniere und der Aussenspiegel sind etwas grob, beim Kofferraumschloss fehlt der kleine Griff, die Auspuffanordnung ist falsch (Schalldämpfer gehört vor die Hinterachse), das Innenspiegelgehäuse ist eigentlich schwarz. Man möge uns für pingelig halten, aber wenn man das Vorbild genau kennt, hat man eben Ansprüche und Vergleichsmöglichkeiten.

Rundum trotz der Detailschwächen ein erfreuliches kleines Modell von Matrix, das die Frage aufwirft, wie viel Erfolg ein solcher Kadett Spider auf dem Markt gehabt hätte. Sicherlich wäre für die Produktionsreife noch viel zu tun gewesen. Vor allem die komplexe Schwellerkonstruktion des Prototypen wäre für eine Serienproduktion zu aufwändig und das Opel Design zeichnete 1964 unter dem neuen Designchef Clare McKichan bereits den Opel GT auf Kadett-Basis, der Fruas Spider gestalterisch eine Dekade hinter sich ließ.

Für den Opel-Sammler ist der Frua-Kadett ein willkommener Exote, und Freunde von Spezialkarosserien kommen um die Anschaffung sowieso nicht herum. Bei vielen Händlern ist der Kadett Spider bereits ausverkauft, schön, dass der Sammlermarkt auch Platz für solche Exoten hat!

Unser Fotomodell kommt von Supercars in München, danke für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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