Sonntag, 10. August 2014
Der Giftzwerg - Renault 5 Turbo „Le Car“ IMSA 1981 von Spark, 1:43
Ursprünglich entwickelten viele Automobilhersteller preiswerte Kleinwagen, um die Mobilität der Bevölkerung zu gewährleisten. Vollwertige Mittelklassefahrzeuge waren für die meisten Menschen unbezahlbar. Ein Kleinwagen sollte praktisch und preiswert in Anschaffung und Unterhalt sein. Luxus und Sportlichkeit waren nicht gefragt.
Mitte bis Ende der siebziger Jahre kamen ganz andere Kleinwagen auf den Markt, immer noch klein und leicht, aber mit einer Motorisierung, die den Besitzern wesentlich teurerer Mittel- und Oberklasse Wagen die Tränen in die Augen trieb. Der bekannteste Vertreter dürfte bei uns wohl der VW Golf GTI sein.
Auch bei den französischen Nachbarn gab es solche Kleinwagen. 1972 führte Renault das Modell R5 ein. Der kleine Fronttriebler wurde mit Motoren ab 40 PS bis zum Modell R5 Alpine Turbo mit 107 PS angeboten. Das schien aber noch nicht ausreichend gewesen zu sein, 1980 präsentierte man den Renault 5 Turbo. Ein nicht sehr dezentes Fahrzeug, dessen Kotflügel jedem Gruppe-5-Boliden zur Ehre gereicht hätten. Der 1,4 Liter Turbo-Mittelmotor gab seine 160 PS an die Hinterachse statt an die Vorderräder ab. Die Beschleunigungswerte sorgten sogar bei Porsche-911-Besitzern für graue Haare, die schlechtere Aerodynamik verhinderte entsprechende Topspeedwerte. Allerdings hätte man damals zum Preis eines R5 Turbo auch eine neue Mercedes-Benz S-Klasse erwerben können.
Solche Leistungswerte verlangten natürlich nach Motorsport -Einsätzen. Der erste internationale Erfolg kam bei der Rallye Monte Carlo 1981, dem noch weitere Rallyesiege folgen sollten. Auch auf der Rundstrecke zeigte der kleine Kraftprotz gerne sein Können. Im eigenen Renault 5 Turbo Europapokal oder in der französischen Produktionswagenmeisterschaft sorgte man immer wieder für Aufsehen. Meist war der Name Jean Ragnotti mit im Spiel. Die Leistung stieg bis 1985 auf über 400 PS.
In den USA versuchte Patrick Jacquemart den R5 Turbo durch Erfolge in der IMSA GTU (GT Under 2,5 Liter) zu promoten. Der 1946 in Paris geborene Rennfahrer und Ingenieur fuhr bereits seit 1968 Rennen. Ab 1976 nahm er mit dem Renault 5 an SCCA Rennen Teil und wurde 1977 zum Sportdirektor von Renault USA ernannt.
Alles Unnötige wurde aus dem Fahrzeug verbannt, die Karosserie versteift und die Leistung um 100 PS auf 260 PS angehoben. Es sollen drei Fahrzeuge existiert haben. Ein Einsatzwagen, ein Ersatzwagen und ein Ausstellungsfahrzeug, um an der Strecke werben zu können.
Die Saison 1981 sollte auch der Entwicklung dienen, so dass man nicht an allen Rennen teilnahm. Insbesondere der Heckspoiler ist auf diversen Bildern immer mal in anderen Versionen zu sehen. In Road Atlanta und Laguna Seca erreichte Jacquemart je einen dritten Platz, in Riverside, Lime Rock und Mid Ohio fiel er aus.
Am 09. Juli 1981 endeten die Arbeiten am Renault 5 Turbo IMSA Projekt schlagartig. Patrick Jacquemart verunglückte bei einem Test des Boliden tödlich, als er in Mid Ohio Turn 7 verpasste und in einen Erdwall einschlug.
Die Erkenntnisse aus dem Unfall führten zur Entwicklung des HANS-Systems, welches heute im Motorsport Standard ist. Das Renault USA Racing Team hatte seinen Kopf und sein Herz verloren, das Projekt wurde aufgegeben und verbleibendes Material verkauft.
Spark hat sich nun diesem Fahrzeug angenommen. Es ist schwierig, das Modell zu beurteilen, da nur wenige Aufnahmen existieren und diese teils von Repliken oder restaurierten Wagen stammen. Zusätzlich erschwerend wirkt sich die Tatsache aus, dass manche Details auf jedem Bild anders sind.
Zu den Fakten:
Auf einigen Fotos ist ein Fahrzeug zu sehen, welches in den meisten Punkten mit dem Spark-Modell übereinstimmt und man anhand des Bildhintergrundes (andere Fahrzeuge, Kleidung von Personen,...) annehmen kann, dass sie in den 80er Jahren an U.S. Rennstrecken aufgenommen wurden. Die Details sind: Gelb lackierter Flügel mit Bosch-Werbung, Doppelrohrauspuff, keine Abschleppösen. Allerdings besitzt dieses Auto einen Außenspiegel links. Auf anderen Fotos trägt der Bolide einen unlackierten Flügel, aber auch keinen Außenspiegel.
Ansonsten haben wir hier ein typisches Spark-Modell vor uns. Eine stimmige, sauber lackierte Karosserie, strukturierte Luft-Ein- und Auslässe, einwandfreie vollständige Dekoration. An Ätzteilen wurden nur Scheibenwischer und Felgensterne verbaut, mehr ist auch nicht nötig. Da es sich im Original um Vierlochfelgen handelte, bedarf es auch keiner Zentralmutter. Die Abstützung des Heckflügels und die Streben über der Heckscheibe sind aus Draht nachgebildet. Im Innenraum sieht es naturgemäß eher nüchtern aus. Rennsitz, Überrollkäfig, Feuerlöscher und eine Instrumententafel, die bis hin zu den Sicherungskappen der Schalter perfekt nachgebildet ist, runden das gute Bild ab, dass das Modell hinterlässt. Durch die fehlenden Seitenscheiben wirken die Türen sehr massiv, das wäre aber auch der einzige zu bemängelnde Punkt. Ob der nicht angebrachte Spiegel nun ein Fehler ist, kann wegen des Mangels an Vorbildfotos nicht abschließend beurteilt werden, ist aber auch nicht überzubewerten.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Text und Fotos: Robert Balb