Sonntag, 24. August 2014

Zukunftsweisend - NSU Ro 80 von Minichamps, 1:18

Am Anfang lief alles gut. Als NSU 1967 den Ro 80 präsentierte, war die Reaktion der Automobilwelt überwältigend. Die zukunftsweisende Karosserielinie aus der Feder von Claus Luthe war außergewöhnlich und begeisterte nicht nur die Messebesucher. Die Keilform, die uns bis heute im Karosseriedesign begleitet, sorgte für viel Innenraum. Der Kofferraum war durch getrennt umlegbare Rücksitzlehnen erweiterbar (heute selbstverständlich, damals nicht) und den Benzintank hatte man vor der Hinterachse außerhalb der Knautschzone eingebaut - ein klarer Sicherheitsgewinn. Mit Frontantrieb und der überraschenden Wahl eines Rotationskolbenmotors als Kraftquelle versprach der Ro 80 auch technisch außergewöhnlich zu werden. Leider wurde er dies auch, aber nicht in dem Sinne, wie es NSU geplant hatte. Für den Rotationskolben- oder Wankelmotor hatte man sich aufgrund des niedrigen Gewichts und der geringen Größe entschieden, was die flache Frontpartie des Ro 80 ermöglichte. Doch im Alltagseinsatz erwies sich der Motor als Achillesferse des Autos, mit dem man in der gehobenen Klasse antreten wollte. Im Stadtverkehr nervten Zündaussetzer und ein sehr üppiger Benzinverbrauch, zudem sorgten häufige Motorschäden aufgrund unausgereifter Konstruktion für Probleme und lädierten den Ruf des wunderschönen Autos nachhaltig. Selbst eine äußerst kulante Austauschpraxis des Herstellers konnte das Image nicht entscheidend verbessern, auch wenn der Wagen kontinuierlich verbessert wurde und viele der Probleme ausgemerzt werden konnten. Immerhin blieb der Ro 80 bis 1977 in Produktion, aber nur 37.406 Exemplare entstanden. Heute ist der Ro 80 als Designobjekt, aber auch als Liebhaberfahrzeug beliebt und begehrt.

Auch als Modell ist er beliebt, denn der Sammler muss sich über die kapriziöse Technik keine Gedanken machen, sondern kann sich ganz auf die Optik konzentrieren. Im Minichamps-Programm war der Ro 80 als 1:43-Modell schon ein Erfolgsmodell, nun ist die schöne Limousine auch seit einigen Wochen im Maßstab 1:18 erhältlich. Ursprünglich für die "Minichamps Car Collection" als preisgünstiges Diecast-Modell angekündigt, ist er nun als Modell mit geschlossener ABS-Kunststoffkarosserie erschienen. Einen 1:18-Wankelmotor gibt es daher nicht zu sehen und auch die Türen lassen sich nicht öffnen. Dafür kann die traumhafte Karosserielinie auch nicht von schlecht eingepassten Teilen gestört werden und die Spaltmaße können nicht für Probleme sorgen. Dementsprechend wirkt der Ro 80 auch wortwörtlich wie aus einem Guß und trifft das Design von Claus Luthe perfekt. Dazu tragen auch die filigranen Dachsäulen bei, die schön verchromt wurden und den Eindruck des gleichsam schwebenden Daches vorbildgerecht unterstreichen.

Das schwarze Interieur lässt sich durch die großen Fensterflächen gut inspizieren und fällt überzeugend aus. Das Armaturenbrett gefällt mit schönen Instrumenten und vielen Bedienelementen, silberne Zierleisten lockern das Bild im Interieur auf. Motor und Kofferraum können nicht betrachtet werden, dafür punktet der Minichamps-Ro 80 mit guten Scheinwerfern (deren Innenleben etwas mehr Glanz vertragen könnte) und schönen, zeitgenössisch proportionierten Felgen. Die Rückleuchten sind gut, nur die Befestigungspins trüben das Bild ein wenig. Die schönen Chromteile müssen noch Erwähnung finden, Minichamps zieht sich hier nicht mit silbernen Drucken aus der Affäre. Der Kühlergrill ist filigran durchbrochen und ergänzt die vorbildgerechte Wirkung der Frontpartie. Die Verarbeitung meines Exemplares war insgesamt gut, nur das Lackbild ist nicht ganz überzeugend, weil sehr matt. Ein, zwei Schichten Klarlack könnten da Wunder bewirken, ich habe dem Glanz mit Politur und Wachs etwas auf die Sprünge geholfen. Als nächste Farben sollen ein zeitgenössisches Orange und Gelb erscheinen, da wird die Oberfläche dann hoffentlich etwas hochglänzender sein. Insgesamt ist der Ro 80 von Minichamps ein sehr gelungenes Modell geworden, das auf dem Modellautomarkt eine wichtige Lücke schließt und hoffentlich verdient für viel Begeisterung sorgt. Bei Minichamps ist er jedenfalls schon restlos ausverkauft.

Text und Fotos: Georg Hämel

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