Montag, 23. Juni 2014
Green and mean - Lamborghini Gallardo LP600 von Minichamps, 1:18
Sinkende Stückzahlen, steigende Produktionskosten, immer höhere Preise - was kann ein Modellautohersteller tun um diesen Kreis zu durchbrechen? Einen interessanten Lösungsansatz verfolgt Minichamps mit seinen drei verschiedenen Produktlinien. Für große Stückzahlen und Werksaufträge setzt man weiterhin auf Diecast-Modelle mit öffnenden Türen und Hauben. Für kleine Stückzahlen kommt Resine zum Einsatz, verschlossene Modelle mit perfekter Außendetaillierung und filigranen Details. Daneben gibt es aber für Modelle aus dem Motorsportbereich, die ein breites Spektrum an Varianten abdecken sollen, eine Serie von Modellen im Kunststoffspritzguß, die ebenfalls keine öffnenden Teile zu bieten haben, aber durch einfache Detaillierung und Fokussierung auf eine gelungene Optik zu einem günstigen Preis von knapp 80 EUR (für Modelle in Renndekoration) angeboten werden können - und damit deutlich unter dem Preisniveau von Diecast- und Resinemodellen. Nach Mercedes SLS GT3, Porsche 911 und Ford Fiesta WRC ist nun die vierte Formneuheit in dieser Serie erschienen, der Lamborghini Gallardo LP600, die von Reiter Engineering entwickelte GT3-Rennvariante des erfolgreichen Straßen-Lambo.
Zunächst gibt es undekorierte "Street"-Varianten, die aber in 1:1 mit Einzelsitz und Rennbereifung nicht wirklich für die Straße geeignet wären. Später folgen Rennvarianten, die allerdings leider allesamt nicht sonderlich aktuell sind. Den undekorierten Lamborghini gibt es momentan in Mattschwarz und dem hier gezeigten kräftigen Grün, eine weiße Variante ist unterwegs. Die Machart des Modelles folgt den bisherigen Typen dieser Serie mit perfekten Karosserieproportionen und ohne öffnende Teile. Die Vorderachse ist lenkbar, die großen Felgen haben die richtige Größe und sind sauber bedruckt. Der grüne Lack wurde hochglänzend und makellos aufgetragen. Die Motorhaube und der Heckflügel tragen Carbonimitationen aus gut verarbeiteten Decals, die Stützen des riesigen Flügels könnten vielleicht eine Idee dünner ausfallen, wären dann vermutlich aber auch sehr empfindlich.
Auf dem Dach sitzt eine feine Metallantenne, der große Frontspoiler und die kleinen Flaps links und rechts an der Frontpartie tragen Carbonstrukturen. Leider fallen die Flaps etwas dick aus, das kann Minichamps auch feiner darstellen. Bei den großen Lufteinlässen vorne und hinten sowie den Schlitzen in der Motorhaube hat man sich dazu entschlossen, die Gitter auf durchsichtige Plastikteile zu drucken. Aus manchen Perspektiven wirkt das deutlich realistischer als einfache strukturierte Platten, andere Blickwinkel und Lichteinfälle hingegen lassen die Teile sehr flächig aussehen. Natürlich wären geätzte Metallgitter hier perfekt, aber bei einem Preis von knapp 60 EUR für die undekorierten Varianten einfach unrealistisch. Der Innenraum muss mangels öffnenden Türen durch die Fenster betrachtet werden und bietet ein matt lackiertes Armaturenbrett mit aufgedruckten Lüftungsdüsen. Die Bedienelemente der Mittelkonsole und Instrumente stellt man durch Decals dar. Das Lenkrad trägt feine farbliche Akzente, der Sitz ist ebenfalls mit einem matten Strukturlack versehen, die Sicherheitsgurte nur aufgeprägt. Andere Elemente im Innenraum werden farblich abgesetzt, der Sicherheitskäfig ist gut nachgebildet, wenn auch ein wenig dick. Die Leuchten vorne und hinten haben ausreichend Tiefe und sehen gut aus, filigran werden die Abschleppösen mit dünnen Metallteilen dargestellt.
Ob die Kunststoff-Modellserie nun die Lösung für die Absatzprobleme im Modellautomarkt sein wird, bleibt abzuwarten. Der Lamborghini ist ein solides Modell ohne große Patzer, in manchen Details etwas einfach gestaltet, was zweifellos dem günstigen Preis geschuldet ist. Qualitativ kann sich der Renn-Gallardo durchaus sehen lassen und ist ein empfehlenswertes Modell für Lamborghini- oder Rennsportsammler.
Wir danken unserem Fachhandelspartner modellauto18.de für die Bereitstellung unseres Besprechungsmusters!
Text und Fotos: Georg Hämel