Montag, 2. Juni 2014

Sieger im ersten Anlauf - McLaren F1 GTR "Le Mans 1995" von Minichamps, 1:18

Die "BPR Global GT Series" eroberte bei ihrer Premiere 1994 die Sportwagenwelt im Sturm. Primär gedacht für modifizierte Rennversionen schneller Straßensportwagen, stieß die neue Meisterschaft auch bei großen Herstellern auf Interesse und bot solventen Gentleman-Drivern ein spannendes Betätigungsfeld, in dem sie mit Ferrari F40 LM, Venturi 600 oder Porsche 911 Turbo in spektakulären Rennen antreten konnten. Dieses Umfeld schien wie perfekt für den damals schnellsten und besten Straßensportwagen der Welt geeignet, den McLaren F1. Konstrukteur Gordon Murray hatte sich bei seinem Meisterstück ausgiebig bei Rennsporttechnologien bedient, so dass der F1 ohnehin nur einen Schritt vom Rennwagen entfernt schien. Für Murray war der F1 aber ausschließlich als Straßenfahrzeug vorgesehen, an der Entwicklung einer Rennvariante hatte er kein Interesse. Es brauchte die Überredungskünste wohlhabender Rennsportenthusiasten wie Ray Bellm und Thomas Bscher, um ihn umzustimmen und für die Saison 1995 einen McLaren F1-Rennsportwagen zu entwickeln.

Das "F1 GTR" getaufte Endprodukt unterschied sich nur in Details von seinem Straßen-Gegenstück. An der Frontpartie gab es größere und zusätzliche Kühllufteinlässe, ebenso seitlich vor den Hinterrädern. Hinten wurde ein großer, verstellbarer Heckflügel montiert und der Innenraum besaß nur noch einen Sitz und einen Überrollkäfig. Das Auto verlor deutlich an Gewicht, allerdings hatte der F1 GTR reglementsbedingt weniger Leistung als das Straßenauto. Aufgrund des geringeren Gewichtes war er dennoch deutlich schneller, auf der Hunaudières-Geraden in Le Mans erreichte der F1 GTR 381 km/h. Insgesamt entstanden neun Exemplare für 1995, der Werksprototyp verblieb bei McLaren und wurde nur für Le Mans an das britische "Kokusai Kaihatsu Racing Team" ausgeliehen, das japanische Finanzunterstützung bekam und von einer Tokioter Schönheitsklinik gesponsert wurde. Mit den Fahrern JJ Lehto, Yannick Dalmas und Masanori Sekiya hatte man ein schnelles Team, das die schwierigen Bedingungen in jenem Jahr nicht schrecken konnten. Heftige Regenfälle sorgten für ein chaotisches Rennen, in dem die McLaren mit den WSC-Sportprototypen gut mithalten konnten und letztendlich die Spitze übernahmen. Im Duell mit dem "Mach One"-McLaren von Andy Wallace, Justin Bell und Derek Bell behielten Lehto/Dalmas/Sekiya die Oberhand, auch weil Lehto bei strömendem Regen der Konkurrenz teilweise 30 Sekunden auf einer Runde abnahm. So gab es am Ende einen verdienten Sieg vor dem Courage-Prototyp von Mario Andretti.

Nach dem gelungenen Straßen-F1 legt Minichamps nun auch die Rennversion nach und natürlich bringt man als erste Variante den Le-Mans-Sieger. Die Änderungen gegenüber dem Straßenauto wurden korrekt umgesetzt, die neue Frontpartie ist ebenso stimmig, wie der Heckflügel und die OZ-Rennfelgen. Die typische graue Zweifarbenlackierung, die beim Vorbild mit fortschreitender Renndauer unter Bremsenabrieb und Schmutz nicht mehr zu erkennen war, ist sauber umgesetzt. Die Beschriftung wird größtenteils mit gut verarbeiteten Decals nachgebildet. Innen finden wir den Überrollkäfig sowie eine große Batterie an Schaltern und Knöpfen auf der rechten Seite. Auch die Feuerlöschanlage hat man nicht vergessen, Sitz und Lenkrad tragen eine Art Beflockung.

Unter der Fronthaube sitzen einige Technikdetails, die Haube ist auf vielen Fotos mit kleinen Zusatzscheinwerfern zu sehen, die aber erst in der Nacht montiert wurden. Für den Zustand beim Start des Rennens ist die Haube des Minichamps-Modelles also korrekt. Im Motorraum hat sich vorbildgerecht nicht viel gegenüber dem Straßenauto geändert, das Reglement setzte hier enge Grenzen und zudem war schon der Basis-F1 in dieser Hinsicht reinste Rennsporttechnik. Leider wird die Öffnung der Haube durch die Dachantenne behindert. Außen finden wir schöne Leuchten, wenn auch mit sichtbaren Befestigungspins und eine gelungene Bremsanlage hinter den Felgen. In den großen Kühlluftöffnungen der Frontpartie sitzen filigrane geätzte Gitter, die sehr realistisch wirken. Ein gelungenes und überzeugendes Modell für einen angemessenen Preis. Demnächst wird es den F1 GTR auch in der Langheck-Variante geben, angesichts der Qualitäten dieses Modelles ein Grund zur Vorfreude. TSM wird den F1 GTR in diesem Jahr noch als hochdetailliertes Modell zum doppelten Preis bringen, aber auch dann wird der Minichamps-F1 immer noch eine überzeugende Alternative für das kleinere Geld sein.

Text und Fotos: Georg Hämel

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