Sonntag, 11. Mai 2014

Eleganz aus Turin - Fiat 1900 B Granluce von NEO Scale Models, 1:43

NEO Scale Models versorgt den Sammler italienischer Autos derzeit praktisch im Wochentakt mit hochinteressanten Neuerscheinungen. Den gerade erschienenen Fiat 1900 B Granluce stellen wir mit Begeisterung vor.

Ende der Vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts lag die Wirtschaft und Industrie in Europa noch am Boden, auch dank amerikanischer Unterstützung (Marshall-Plan) ging es aber schnell aufwärts. Für Fiat war zuerst eine Zusammenarbeit mit der amerikanischen Marke Nash vorgesehen, daraus wurde aber letztendlich nichts. Kurios, wenn man sieht, dass Nash dann in American Motors aufging, die zusammen mit Jeep später zu Chrysler kamen, und Chrysler gehört jetzt bekannterweise zum Fiat-Konzern. Zurück in das Jahr 1950: Die Italiener präsentierten mit dem 1400 eine von amerikanischem Styling beeinflusste Limousine, den ersten Fiat in Pontonform und mit selbsttragendem Aufbau. Für eine stärkere Variante konstruierte man einen kleinen V8, der aber letztlich nur in den Sportwagen 8V eingebaut wurde. Für den 1952 vorgestellten 1900 wurde dann der Vierzylinder des Geländewagens Campagnola überarbeitet, mit 60 PS war das kein Renner, aber für die Zeit waren 135 km/h ganz ordentlich. Zusätzlich zur viertürigen Limousine bot man ein zweitüriges Hardtop-Coupé namens Granluce an, das sich durch vollversenkbare Seitenscheiben und eine bessere Ausstattung sowie durch einen um 400.000 Lire höheren Preis von der Limousine, die 1.750.000 Lire kostete, abhob. Besonders erwähnenswert war das sogenannte „Mediometro“, das auf mechanischem(!) Weg die Durchschnittsgeschwindigkeit anzeigte, ermittelt über Kilometerzähler und Zeituhr. Heute dank Elektronik selbstverständlich, damals eine kleine Sensation! Im Zweijahres-Turnus wurde das Modell 1900 weiterentwickelt, auf den A folgte 1956 der B, jeder Schritt brachte Änderungen in Ausstattung und Design sowie 10 PS mehr, beim B waren wir also bei 80 PS, gut für 145 km/h. Der 1900 war übrigens auch der erste Fiat, der wahlweise mit automatischer Kraftübertragung verkauft wurde. Logischerweise blieb der 1900 ein seltenes Auto, in Italien hatten wenig Leute das nötige Geld, und im Ausland wurde dem Fiat kein großes Interesse entgegengebracht, was ja auch später auf große Fahrzeuge wie den 130 zutraf. Vom 1900 wurden ca. 10.000 Stück produziert, vom A 7.027 und vom B nur noch ca. 2.500, jeweils Limousinen und Granluce zusammen. Und 1959 erschien dann mit dem 1800/2100 ein moderner Sechszylinder. Die Karosserien der Granluce-Modelle entstanden übrigens nicht bei Fiat selber, sondern bei Boano und später bei Ellena. Trotzdem trugen die Autos am Kotflügel das Logo von Carozzerie Speciali Fiat Lingotto, das man auch vom 500 C Giardiniera und anderen Fiats kennt.

NEO Scale Models hat als Vorbild die letzte und sicherlich attraktivste Version des 1900 Granluce ausgewählt, die vor allem durch ihr ausgefallenes Zweifarbschema auffällt. Die Grundform, die Lackierung und die Verarbeitung der vielen fotogeätzten Zierleisten sind einwandfrei, Chromteile und perfekte Fenstereinsätze ergänzen das Bild einer Klasseminiatur. Von der Vorderfront mit schönem Kühlergrill und guten Scheinwerfern über die Räder mit Weisswandreifen und Chromradkappen bis zum zweifarbig rot-weissen Interieur, es fehlt wirklich nichts. Als einziger kleiner Kritikpunkt wäre die Maßstäblichkeit des Schriftzuges und des Carozzerie Speciali-Logos am Vorderkotflügel anzumerken, beide sind eine Idee zu groß. Schön, dass man bei NEO wieder italienische Originalkennzeichen verwendet, die schwarz/rote Lackierung ist wie im Prospekt. Model Car World liefert ausserdem noch eine weiss/metallicblaue Version, ebenfalls originalgetreu und sehr attraktiv, leider wieder mit den doofen M-CW-Nummernschildern.

Dieser Fiat 1900 Granluce bietet hochwertiges Kleinserienniveau zu einem attraktiven Preis von unter 60 Euro, wer sich für diese Autos begeistern kann, sollte schnell den Händler oder den Internetshop seines Vertrauens aufsuchen.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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