Donnerstag, 1. Mai 2014

Supersportwagen der 30er Jahre - Delage D6-70 Sport Labourdette von Spark, 1:43

Der Große Preis von Frankreich 1937 wurde für Sportwagen ausgeschrieben, man wollte keinen Erfolg der damals überlegenen deutschen Boliden von Mercedes und Auto Union auf französischem Boden. Bei Delage entstand ein faszinierendes Projekt, wir haben seine Spuren verfolgt und uns das neue Modell von Spark angeschaut.

Delage meldete wie gesagt ein völlig neues Auto für diesen Grand Prix de France. Man nahm zwei Delahaye-Sechszylinder-Triebwerke, die zu einem 4,5 Liter V12 kombiniert wurden, ein kurzes Sportchassis von Delage und setzte auf dieses Fahrgestell eine spektakuläre Stromlinienkarosserie, die vom Aerodynamiker Jean Andreau entworfen und von der Carosserie Labourdette in Paris verwirklicht wurde. Pfostenlose Windschutzscheibe, tropfenförmige Form, verkleidete Hinterräder und eine große Stabilisierungsflosse am Heck sorgten für eine extravagante Optik. Leider lief dem Team die Zeit davon, und nach einem Unfall im Training kam es nicht zum Einsatz im Rennen, das von Louis Chiron auf einem Talbot Lago T150C gewonnen wurde. Optisch war der Delage seiner Zeit voraus und erregte auf dem Pariser Salon großes Aufsehen. Jetzt zweifarbig blau lackiert, präsentierte ihn die Carosserie Labourdette auf ihrem Stand. Später wurde das Chassis noch zweimal mit offenen Karosserien versehen, aber der Erfolg blieb aus, zu unausgereift war die Technik. Ein Unfall in Brooklands mit zwei toten Zuschauern beendete die Karriere des Delage, der Motor soll angeblich in einem Motorboot weiterverwendet worden sein, während das Chassis die Basis für einen Dieselrekordwagen bildete.

Auf den ersten Blick ist Spark wieder ein optisch sehr ansprechendes Modell gelungen: die aerodynamische Karosserieform und vor allem die Nachbildung der Fensterlinie sehen sehr gut aus, die geduckte Silhouette der Labourdette-Karosserie ist gut getroffen. Die Details wirken sehr fein, Lederriemen mit Schnallen über der Haube, Kühler mit feinem Gitter und Chromrahmen, schwarz lackierte Speichenräder mit Chromzentralverschlüssen und vorbildgerecht schmalen Reifen (!). Die mattsilberne Lackierung steht dem Delage gut, ob sie vorbildgerecht ist, wage ich anhand der deutlichen Spiegelungen, die man auf alten Bildern sieht, zu bezweifeln. Die Zulassungsnummer ist auf den hinteren Kotflügeln als Decal nachgebildet, sollte aber auch vorne links und rechts vom Kühler vorhanden sein. Im Übrigen hatte der Wagen für das Training schon die Startnummer 4 auf Kühlergitter und vorderen Kotflügeln aufgebracht, ausserdem sieht man auf der hinteren Kotflügelabdeckung eine Art Grafik, bestehend aus einem weissen Kreis mit nach hinten zeigenden Flügeln, die beim Modell fehlt. Und das Heck gibt auch zu Diskussionen Anlass, die Kotflügel enden zu spitz, die Form der Stabilisierungsflosse sieht auf mir vorliegenden Fotos anders aus und dort sieht man auch zwei Auspuffendrohre, was ja für einen V12 naheliegend wäre. Leider also einiges an Kritik, die man gegenüber diesem eigentlich optisch beeindruckenden Modell äussern muss. Sicherlich ist es schwierig, ein nicht mehr vorhandenes Auto nachzubilden, aber Spark sollte mindestens über die gleichen Quellen wie wir verfügen. Die Referenzbilder stammen übrigens größtenteils aus der ehemaligen französischen Zeitschrift Automobilia, die unter der Leitung von René Bellu eine ganze Reihe von Bänden über die französischen Autos von 1930 bis 1980 veröffentlicht hat. Vor allem für des französischen mächtige Leser hochinteressante Lektüre.

Unser Fazit ist, dass der Delage trotzdem einen Garagenplatz in der Vitrine gefunden hat. Ein Modell aus der Reihe "Schön, aber nicht ganz dem Original entsprechend". Die Entscheidung muss jeder Sammler für sich treffen.

Unser Fotomuster stammt von Supercars in München.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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