Sonntag, 27. April 2014

Spanischer Traumwagen - Pegaso Z-102 Berlinetta Touring 1953 von NEO Scale Models, 1:43

Die spanische Automobilindustrie umfasste in den 50er Jahren hauptsächlich Produzenten von Kleinwagen und Nutzfahrzeugen. Das staatliche Unternehmen ENASA (Empresa nacional autocamiones sociedad anonima) in Barcelona war durch seine LKWs namens Pegaso bekannt. Ausserdem hatte man den spanischen Zweig der berühmten Luxuswagenmarke Hispano Suiza übernommen und Wilfredo Ricart, vor dem Zweiten Weltkrieg Motorenkonstrukteur bei Alfa Romeo, wollte als neuer Leiter der ENASA die Marke international bekannt machen und erhoffte sich durch einen völlig neuen Sportwagen Verkaufserfolge im Ausland.

Ricart konnte sozusagen mit einem leeren Blatt Papier starten und verwirklichte ein Fahrzeug auf höchstem Stand. Das Triebwerk entsprach reinster Renntechnik, ein V8 mit 2,5 oder 2,8 Liter Hubraum, vier obenliegenden Nockenwellen und einem oder vier Weber-Doppelvergasern. Die Leistung wurde auf 170 bis 250 PS geschätzt, genug für flotte Fortbewegung. Das Fahrwerk war ebenfalls sehr aufwändig: De-Dion-Hinterachse, zur besseren Gewichtsverteilung Getriebe hinter dem Differential, Torsionsstabfederung, dadurch für damalige Verhältnisse hervorragende Fahreigenschaften. Neben der eher plumpen Werkskarosserie entstanden Sonderaufbauten, vor allem von Saoutchik in Frankreich und von Touring in Italien. Die Superleggera-Berlinetta aus Mailand wurde mit ca. 20 Exemplaren zu einer Art Standardkarosserie, daneben entstanden bei Touring auch noch einige Barchette und mit der Berlinetta Thrill ein atemberaubendes Fahrzeug. Im Rennsport blieben die Erfolge aus, ein Le-Mans-Einsatz 1953 endete bereits mit einem Trainingsunfall und auch bei der Carrera Panamericana 1954 kam der einzige gestartete Pegaso nicht ins Ziel. Lediglich bei nationalen Rennen in Spanien sah man die Sportwagen öfters antreten und auch siegen. Dann gab es noch den Bisiluro, ein Rekordfahrzeug mit einer flugzeugähnlichen Kuppel auf der rechten Seite, auch hier blieb es beim Rekordversuch. Der Pegaso wurde ständig weiterentwickelt, ab 1953 gab es eine Kompressorversion, im darauffolgenden Jahr kam dann der Z-103 mit 4 und 4,5 Liter Hubraum, allerdings war das dann ein einfacherer V8 mit nur noch einer zentralen Nockenwelle, auch die Aufbauten zeigten, dass man damit eher den Markt der zivileren Grand Tourismes erreichen wollte.

Im Jahre 1958 endete die Produktion der Pegaso Sportwagen, die angegebene Produktionskapazität von 250 Stück/Jahr wurde bei weitem nicht erreicht, insgesamt wurden in acht Jahren gerade einmal 112 Autos produziert, von denen ein großer Teil noch existiert. Ein Geschäft war das nie, aber der Nimbus der Marke ist heute noch erhalten.

NEO Scale Models hat sich für seine Miniatur eben die Touring Berlinetta ausgesucht, sicherlich keine schlechte Wahl, auch die Farbgebung in einem dezenten beige kam häufiger vor. Das Modell besitzt weder Lufteinlässe hinter den Vorderrädern, noch Zusatzscheinwerfer unter dem Grill oder kleine Seitenblinker, was aber durchaus vorbildgerecht ist. Die schlanke Form mit der typischen Kühleröffnung und den kantigen Verzierungen vorne und hinten ist perfekt wiedergegeben. Die Rücklichtanordnung zeigt, dass NEO ein frühes Vorbild ausgewählt hat, später gab es kleine Leuchteinheiten in angedeuteten Heckflossen. Alle Details sind treffend nachgebildet, Chromteile, Logos, Schriftzüge, Fensterrahmen können begeistern, lediglich der Superleggera-Schriftzug am Heck ist bei unserem Muster leicht verbogen, wie die Makroaufnahme zeigt. Besonders gut ist der Übergang vom Seitenfenster zur Heckscheibe mit der typischen Zierleiste gelungen. Die Innenausstattung ist komplett und schön reproduziert, die Speichenräder gut, vor allem die Reifenbreite und die hohen Reifenflanken wirken vorbildgerecht.

Leider hat NEO ja in der Wiedergabe von Vorbildern nach Schulnoten gesehen eine breite Streuung von "sehr gut" bis "ungenügend", aber dieser Pegaso verdient sich eine "1 mit Stern", sowohl für die Exaktheit der Form als auch für die hervorragende Detailtreue. Von uns kommt eine Kaufempfehlung, auch der Preis ist mit 55 bis 58 Euro absolut gerechtfertigt.

Das Fotomuster stellte uns Supercars in München zur Verfügung, wir danken für die Unterstützung.

Text und Fotos: Rudi Seidel

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