Sonntag, 6. April 2014

Silberpfeil in dunkler Zeit – Mercedes-Benz W125 1937 von Spark für Mercedes, 1:43

Sportfunktionäre, besonders im Motorsport, haben unter anderem die Aufgabe, das jeweilige Regelwerk den technischen Möglichkeiten anzupassen. Diese Bemühungen, Sicherheit, Attraktivität für das Publikum und kommerzielle Interessen unter einen Hut zu bringen, fördern manchmal kuriose Ideen zu Tage, so auch in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die ASSOCIATION INTERNATIONALE DES AUTOMOBILE CLUBS RECONNUS kurz AIACR (der Vorgänger der heutigen FIA) beschloss am 12. Oktober 1932, dass von 1934-36 die Grand Prix Rennen in der sogenannten 750-kg-Gewichtsformel ausgetragen werden sollten. Diese Formel besagte, dass die Rennwagen ein Maximalgewicht von 750 kg ohne Flüssigkeiten, Fahrer und Reifen haben durften. Die Fahrzeuge mussten mindestens 850 Millimeter breit sein, die Renndistanz mindestens 500 km betragen. Größe und Leistung der Motoren waren nicht begrenzt. Mit dem Maximalgewicht, dachte man, wären die Ingenieure so eingeschränkt, dass automatisch eine Leistungsbegrenzung stattfindet. Die Geschichte lehrt uns, dass dieser Weg nicht zielführend war. AUTO UNION und Mercedes-Benz bauten wahre PS-Monster mit Leistungswerten, die in der Formel 1 erst wieder Ende der siebziger Jahre erreicht werden sollten. Da das Fahrzeuggewicht ohne Flüssigkeiten gemessen wurde, spielte der exorbitante Kraftstoffverbrauch der Kompressormotoren keine Rolle, man konnte entsprechend große Tanks verwenden. Ein Hauptproblem war, dass die restlichen Komponenten der Autos mit der enormen Leistungsfähigkeit der Motoren überlastet waren. Fahrwerkstechnik, Reifen und Bremsen hinkten hinterher. Die Verantwortlichen handelten natürlich, aber für 1937 war noch kein neues Reglement in Aussicht, so dass die 750-kg-Formel noch ein Jahr verlängert wurde.
Mercedes-Benz bestritt die Rennen von 1934-36 mit verschiedenen Evolutionsstufen des W 25. Für 1937 war dieses Auto am Ende seiner Möglichkeiten. Das Fahrwerk war, obwohl nach neuesten Erkenntnissen konstruiert, nicht mehr konkurrenzfähig. Nachdem 1936 für Mercedes nicht sehr erfolgreich war, wurde die Entwicklung der Rennwagen aus der Entwicklungsabteilung herausgelöst und unter Rudolf Uhlenhaut eine eigene Rennabteilung aufgebaut. Für 1937 erschuf man ein völlig neues Fahrzeug, den W125. Der neu entwickelte Motor mit der Bezeichnung M125 oder F-Motor leistete je nach Art der Gemischaufbereitung und des verwendeten Kraftstoffes im Rennbetrieb bis zu 570 PS und erreichte über 900 Nm Drehmoment. Die oft zitierten 646 PS wurden „nur“ auf dem Prüfstand erreicht. Im Gegensatz zum Mitbewerber AUTO UNION behielt man die Frontmotor-Anordnung bei. Aber auch Rahmen und Fahrwerk wurden vollkommen neu entwickelt.
Wer hier noch weitere Informationen sucht, dem sei das Buch
„Mercedes-Benz Renn- und Sportwagen seit 1894“ von Günther Engelen ans Herz gelegt.

Der W125 schlug sich in der Saison 1937 auch recht wacker. Einer der Höhepunkte für die Machthaber des Dritten Reiches und damit auch für die verantwortlichen bei AUTO UNION und Mercedes-Benz war der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Man hatte die Motorsportwelt zu Gast und wollte, ja musste die eigene Überlegenheit demonstrieren. Erfolgreiche Sportler wurden zu Nationalhelden hochstilisiert, man fuhr in erster Linie für sein Land und erst dann für den Hersteller. Jeder kannte die Namen Rosemeyer, Stuck, von Brauchitsch oder Caracciola und solange man Erfolge vorweisen konnte, durfte man sich fast alles erlauben. So kam Bernd Rosemeyer z.B. zum letzten Training mit dem eigenen Flugzeug, landete vor den Boxen auf der Strecke, sprang vom Flugzeug ins Auto und fuhr los.
Auch typisch für die damalige Zeit war die Fahrerbesprechung am 25. Juli 1937. Im Zuge der Gleichschaltung wurden alle Verbände und Vereinigungen in die Strukturen der NSDAP eingegliedert. So auch das Kraftfahrwesen inklusive Motorsport. Adolf Hühnlein war als Korpsführer des nationalsozialistischen Kraftfahrkorps und Präsident der Obersten Nationalen Sportbehörde für die nationale Kraftfahrt die höchste Motorsportinstanz im Lande. Und eben dieser Mann leitete die Fahrerbesprechung. Ein Punkt war das öffentliche Zeigen von Gefühlen. Es wurde darauf hingewiesen, dass jegliche Gefühlsregung als „nicht arisch“ angesehen werde und deshalb besonders vom Küssen der Lebensgefährtinnen und Ehefrauen vor dem Start in der Boxengasse Abstand zu nehmen sei. Kurz vor dem Start erinnerten sich die Fahrer noch an die Worte des Herrn Hühnlein und verließen, angeführt von Bernd Rosemeyer, ihre Cockpits, um sich mit einem innigen Kuss von ihren Frauen und Freundinnen zu verabschieden.

Die beiden deutschen Hersteller starteten mit je fünf Monoposti. Mercedes reiste mit sieben W125 zum Ring, verwendete zwei aber nur im Training. Mercedes setzte für das Rennen auf unterschiedliche Strategien. Lang sollte eine „Ein-Stopp-Strategie“ fahren, der Rest mit zwei Stopps. Die Fahrer von AUTO UNION und Mercedes lieferten sich ein packendes Duell. Eine Vierergruppe bestehend aus Lang (Mercedes), von Brauchitsch (Mercedes), Caracciola (Mercedes) und Rosemeyer (AUTO UNION) setzten sich bereits in der ersten Runde um zehn Sekunden von den Verfolgern Müller (AUTO UNION),von Delius (AUTO UNION), Hasse (AUTO UNION), Nuvolari (Alfa Romeo) und Seaman (Mercedes) ab. Für die AUTO UNION lief es von Anfang an nicht besonders gut. Stuck litt unter Motorproblemen und Müller kam von der Strecke ab, als er einen Zusammenstoß mit von Delius verhindern wollte. Rosemeyer hatte auch noch Reifenprobleme und verlor wertvolle Plätze. Zeitweise waren vier Mercedes auf den ersten vier Plätzen. Bei einem Überholmanöver kollidierte der AUTO UNION Typ-C von von Delius mit dem W125 von Seaman bei ca. 250 km/h. Beide Fahrzeuge schieden aus und die Fahrer trugen Verletzungen davon. Von Delius verstarb in der darauffolgenden Nacht. Die Einstoppstrategie von Lang ging auch nicht auf. In diesen Tagen dauerte ein Boxenstopp schon mal 30 Sekunden, so dass das Feld immer wieder durcheinander kam. Nach drei Stunden und sechsundvierzig Minuten überquerte Rudolf Caracciola als erster die Ziellinie, gefolgt von Manfred von Brauchitsch und einem sensationell gefahrenen Bernd Rosemeyer. Mercedes hatte seit 1931 endlich wieder einen Großen Preis von Deutschland gewonnen.

Spark hat nun den Siegerwagen von Rudolf Caracciola in 1:43 für den Mercedes-Benz Shop umgesetzt. Der Silberpfeil ist, wie bei Spark für diese Modelle üblich, mit etwas unebener Oberfläche ausgeführt. Dies ist aber kein handwerkliches Unvermögen, sondern entspringt der Philosophie von Spark, den Charme dieser handgefertigten Karosserien darzustellen. Zu diesem Thema hat der Hersteller auch vor einiger Zeit auf seiner Homepage Stellung genommen. Der aus Metall gegossene Karosseriekörper ist sauber und filigran ausgeführt, in einem matten Silberton lackiert, einem Stern auf der Nase und mit fünf Startnummern versehen. Mehr Dekoration gab es damals nicht. Die Wandstärke um den Arbeitsplatz des Fahrers ist durchaus akzeptabel. Sehr sorgfältig wurde auch das Interieur des Cockpits nachempfunden. Ebenso wurden alle Gravuren wie die Luftschlitze auf der endlos langen Haube oder die Spalte der Haube selbst exakt angebracht. Vorsicht ist bei den geätzten Haubenverschlüssen geboten, diese sind sehr spitz. Die drei Gitter der Kühlermaske sind ebenso mit Hilfe von Ätzteilen verwirklicht worden, hier findet man sogar das Loch für die Anlasskurbel. Die wenigen sichtbaren Teile der Radaufhängungen sind recht zart ausgeführt, hier muss natürlich ein Kompromiss zwischen Feinheit und Stabilität gefunden werden. Ein wahres Highlight sind die Hydraulischen Trommelbremsen, dort wurde extrem filigran gearbeitet. Die Speichen der Räder sehen bei genauerer Betrachtung etwas platt aus. Das liegt aber am Herstellungsverfahren, man kann einfach nichts rundes ätzen. Alles in allem hat Spark hier eine gelungene Miniatur erschaffen, die allen Interessierten bestimmt viel Freude bereitet.

Erhältlich ist das Modell im Mercedes-Benz Onlineshop und im Shop des Mercedes-Benz Museums für angemessene 49,95€.

Text und Fotos: Robert Balb

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