Donnerstag, 27. März 2014

Der Staubsauger - Brabham BT46B von TSM, 1:43

Nicht mehr ganz neu, aber sicherlich einer der exotischsten Formel 1-Renner aller Zeiten, den TSM vor einiger Zeit als 1:43-Modell reproduziert hat. Wir haben uns den Staubsauger angeschaut und seine Historie verfolgt.

1977 veränderten Lotus und Renault die Formel 1 für die folgenden Jahre entscheidend. Während der von Renault erstmals verwendete Turbolader noch etwas Zeit brauchte, um sich durchzusetzen, schlug das Wingcar-Konzept des Lotus 78 beinahe sofort ein. Nur das veränderte Fahrverhalten und die damit verbundene Umstellung der Fahrweise bereiteten Mario Andretti noch Probleme und verhinderten den Titelgewinn 1977. Im darauffolgenden Jahr war der Amerikaner mit dem Lotus 79 dann nicht mehr aufzuhalten, obwohl die Konkurrenten natürlich bereits versucht hatten, nachzuziehen.

So auch das Team Brabham, welches zu jener Zeit einem gewissen Bernie Ecclestone gehörte. Cheftechniker Gordon Murray konnte mit dem Brabham BT46 auf den Wingcar-Zug nicht aufspringen, da der verwendete Alfa-Romeo V12-Motor zu breit baute und dadurch kein Platz für die Flügelprofile in den Seitenkästen blieb. Murray erdachte ein anderes, nicht weniger revolutionäres Design. Der Wagen zeigte eine sehr flache Front, dazu einen trapezförmigen Querschnitt. Bemerkenswert war der Verzicht auf jegliche Öffnung für Kühlluft. Die gesamte Wärme sollte über Oberflächenwärmetauscher an die Karosserie abgegeben werden. Eine vermeintlich bahnbrechende Entwicklung mit einem kleinen Fehler, sie funktionierte nicht. Der Zwölfzylinder wurde einfach zu heiß, so dass man doch wieder auf herkömmliche Kühler mit den dazugehörigen Einlässen zurückgreifen musste. Ecclestone wies Murray an, sich etwas einfallen zu lassen, um mit den Lotus 79 Schritt halten zu können. Dem Ingenieur war natürlich klar, warum der Lotus so schnell war, aber auch, dass er eben dieses Prinzip beim BT46 nicht umsetzen konnte. deshalb griff er eine Idee auf, die Jim Hall in den 70er Jahren für den Chaparral 2J erdachte: Ein riesiger Ventilator saugte Luft unter dem Boliden ab und sorgte damit für Abtrieb. Beim 2J verwendete man dafür noch einen zusätzlichen Zweitaktmotor, Murray trieb das Lüfterrad direkt an. Da der Ventilator über Kupplungen mit dem Motor verbunden war, entstand die Sogwirkung bereits bei stehenden Fahrzeug und stieg mit der Drehzahl an. Das Reglement erlaubte allerdings keine beweglichen aerodynamischen Hilfsmittel. Hier erwiesen sich die thermischen Probleme als Segen, der Ventilator wurde kurzerhand dem Kühlsystem zugeordnet und soll auch die geforderten 51% der Luftmenge über die Kühler gesaugt haben. Die restlichen 49% reichten aber völlig aus, um den Brabham an die Strecke zu saugen. Der Effekt war so groß, dass sich der BT46B, wie der Wagen nun bezeichnet wurde, bei laufendem Motor in der Box auf dem Boden festsaugte. Extrem verstärkte Federn lösten dieses Problem.

Zum ersten Einsatz kam der Brabham BT46B am 17.06.1978 im schwedischen Anderstorp, beim GP von Schweden, gefahren von Niki Lauda und John Watson. Lauda fuhr im Training mit vollen Tanks und eher zurückhaltend, um die Mitbewerber nicht sofort misstrauisch zu stimmen. Trotzdem belegte man im Qualifying den zweiten (Watson) und dritten (Lauda) Startplatz, nur Andretti auf dem Lotus 79 war schneller. Bereits im Training dämmerte es den restlichen Teams, was der Ventilator am Heck wirklich bezweckte und viele Fahrer beschwerten sich über den aufgewirbelten Dreck hinter den beiden Brabhams. Nichtsdestotrotz blieben die Rennwagen startberechtigt, die Verantwortlichen kündigten aber eine Regelverschärfung für 1979 an.
Sofort nach dem Start übernahm Lauda den zweiten Platz von Watson hinter Andretti. Während der Brite nach und nach auf Platz fünf durchgereicht wurde und in Runde 20 wegen eines Defektes ausschied, kämpften Lauda und Andretti um die Führung. In Runde 38 konnte Lauda Andretti nach einem Fehler überholen, der US-Amerikaner schied in Runde 47 mit Motorschaden aus. Nachdem Lauda das Rennen überlegen gewann und nicht einmal eine Ölspur seinen Lauf stoppen konnte, war die Katze aus dem Sack, mit dem Brabham Staubsauger konnte es niemand aufnehmen. Natürlich hagelte es Proteste nach dem Grand Prix in Anderstorp und Ecclestone, der auch Vorsitzender der Teamvereinigung FOCA war, zog den BT46B zurück, eine vermutlich eher politisch motivierte Entscheidung. Somit war der erste Einsatz des Brabham BT46B auch der letzte.

Bei TSM sind vor einiger Zeit die Modelle der beiden BT46B erschienen. Unterschiedlich sind nur die Startnummern, ansonsten sind die Miniaturen gleich. Wir haben uns für die Nummer 1 von Niki Lauda entschieden. Der für die damalige Zeit sehr futuristisch gestaltete Rennwagen ist wunderschön wiedergegeben. Die wenigen sichtbaren Details sind sauber herausgearbeitet, die Lackierung und Dekoration makellos. Laudas Arbeitsplatz ist nicht durch eine Fahrerfigur belegt, so dass man sehr gut ins Innere des spartanischen Cockpits blicken kann. Viel ist hier naturgemäß nicht geboten, ein Lenkrad, ein Schaltknüppel und die nötigsten Instrumente. Einzig die Pedale hat TSM nicht nachgebildet. Die Vorderachse mit den kleinen Rädern und der Bremsbelüftung lässt sich in Serie wohl nicht filigraner anfertigen. Die Schürzen unter dem Fahrzeug sind mit Ätzteilen nachgebildet, die nachträglich eingebauten Kühler auf dem Heck fein graviert. Am Original befanden sich am Heckflügel einige Schnellverschlüsse, diese darzustellen hätte das an Details arme Fahrzeug ein klein wenig aufgelockert. Der Ventilator fällt zum Rest des Modells etwas ab, ist es doch das Element, mit dem sich der kleine Brabham von den anderen F1-Boliden abhebt. Einfach aus Resin gegossen und silbern lackiert, hier hätte man in der Preisklasse etwas mehr Feinheiten erwarten können, wenigstens einen schwarz ausgelegten Hintergrund. Die angesprochenen Punkte schmälern die Freude an dem kleinen Monoposto keinesfalls, besonders da der Brabham BT46B ein Einzelfall blieb, und so ein Stück Motorsportgeschichte repräsentiert.

Text und Fotos: Robert Balb

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