Sonntag, 2. März 2014
Erfolg im zweiten Anlauf – Lola T90 Indianapolis 500 1966 von Spark, 1:43
Der britische Ingenieur Eric Broadley gründete 1958 die Firma LOLA CARS Ltd. Bereits im Jahr zuvor bestritt er zusammen mit seinem Cousin Rennen im selbstgebauten Broadley Special, konstruiert für Veranstaltungen im Rahmen des „750 Motor Clubs“. Die Philosophie von LOLA CARS Ltd. war es, Rennwagenchassis für Kunden zu entwickeln und aufzubauen, die Betreuung im Renneinsatz oblag dem jeweiligen Kunden. Angeboten wurde im Laufe der Zeit eine große Palette an Fahrzeugen. Diverse Formelwagen, Sportprototypen, CanAm– und Gruppe C/IMSA GTP Fahrzeuge, zuletzt auch LMP 1 und 2 Chassis. 1967 (einmalig mit einem Formel 2) und 1997 versuchte man als Rennteam in der Formel 1 Fuß zu fassen. Der zweite Versuch entwickelte sich zum finanziellen Desaster und Broadley sah sich gezwungen, sein Lebenswerk an Martin Birrane zu verkaufen. Letztendlich musste das Unternehmen 2012 wegen Zahlungsunfähigkeit aufgelöst werden.
1965 entwickelte man erstmals bei Lola ein Fahrzeug für die in den USA prestigeträchtigen Indianapolis 500. Der Lola T80 erwies sich als nicht konkurrenzfähig. Besonders das Fahrwerk bereitete Probleme, und so schied einer der beiden Wagen aus, der zweite belegte den neunten Platz. Für das nächste Jahr entwickelte man ein neues Chassis, den T 90. Die damals bei Indy Cars üblichen, asymmetrischen Radaufhängungen wurden neu entwickelt. An der Vorderachse wurde ein unkonventioneller, überlanger Stabilisator verbaut. An der Hinterachse verzichtete man auf die untere Schubstrebe. Notwendig wurde dies durch die spezielle Konstruktion des Tanksystems. Links und rechts im Fahrzeug waren je drei Zellen verbaut. Die mittleren Zellen waren mit den vorderen und hinteren durch ein Klappensystem, mit der gegenüberliegenden über eine Rohrleitung mit Rückschlagventil verbunden. So sollte eine gleichmäßige Verteilung des Kraftstoffs bei allen Rennsituationen sichergestellt werden. Ein sogenannter „Catchtank“ im Heck sicherte die Versorgung des Motors auch bei großen Beschleunigungskräften. Für den Lola T90 waren zwei Motoren vorgesehen. Entweder ein aufgeladener 2,8-Liter Vierzylinder Offenhauser mit ca. 520 PS oder ein 4,2-Liter Ford V8 mit etwas weniger Leistung. Die Motorkraft wurde über ein Zweigang-Hewland-Getriebe an die Hinterräder abgegeben.
Für die Indy 500 1966 meldete John Mecom Racing insgesamt drei T90. Einen mit dem Offenhauser-Motor, zwei mit Ford V8. Der Offenhauser wurde von Roger Ward pilotiert, die beiden Ford von Jackie Stewart und Graham Hill. Stewart war damals noch ein Rookie, Hill sprang für den tödlich verunglückten Walt Hansgen ein. Nach dem üblichen, endlos erscheinenden Qualifyingprozedere hieß es am dreißigsten Mai 1966 wieder „Gentlemen, start your engines“. Bereits in der ersten Runde, kurz vor Turn 1 berührten sich Billy Foster und Gordon Jackson, was zu einer Massenkarambolage führte. Vierzehn Fahrzeuge wurden darin verwickelt, elf so beschädigt, dass sie am weiteren Verlauf des Rennens nicht mehr teilnehmen konnten. Fast ein Wunder, dass es nur einen Verletzten gab, A.J. Foyt verletzte sich die Hand, als er über den Fangzaun kletterte. Nach etwas über einer Stunde wurde das Rennen neu gestartet. Mario Andretti übernahm als erster die Führung, musste aber bald mit Motorschaden aufgeben. Im weiteren Verlauf wechselte die Führung zwischen Lloyd Ruby und Jacky Stewart, auch Jim Clark ging zeitweilig auf Position eins, hatte aber aufgrund von Handlingproblemen einige Dreher, die ihn immer wieder zurückwarfen. Nach etwa drei Viertel der Distanz wurde Ruby wegen eines Öllecks aus dem Wettbewerb genommen. Zehn Runden vor Ende des Rennens bekam Stewarts Lola Probleme mit dem Öldruck und schied aus. Hill, der einige Runden zuvor Clark überholt hatte, wurde nach 200 Runden als Sieger abgewunken. Ward hatte die ganze Zeit Probleme mit dem Setup seines Lola und wurde 15. Das Lotus Team legte nach dem Rennen Protest ein, man sah Jim Clark als Sieger und argumentierte, dass die Dreher seines Lotus nicht so schwerwiegend gewesen wären, dass Hill ihn hätte überholen können. Auch andere Rennteilnehmer sagten aus, dass sie kein Überholmanöver seitens Hill beobachtet hätten. Es gab wohl auch Missverständnisse in der Rundenzählung, die damals noch manuell stattfand. Auf alle Fälle verlief der Protest im Sande und das offizielle Klassement blieb wie es war.
Spark hat nun den Lola T90 von Graham Hill auf den Markt gebracht. Der kleine Monoposto zeigt ein einwandfreies Farbfinish und eine erstklassige, vollständige Dekoration. Sehr prominent die Logos des Hauptsponsors AMERICAN RED BALL, einer der ältesten Umzugsspeditionen der Vereinigten Staaten. Auch die vielen, besonders im Heckbereich angeordneten Kleinsponsoren finden sich korrekt wiedergegeben. Die winzige Karosserie mit all den Durchbrüchen, Service- und Zugangsdeckeln ist makellos nachempfunden. Soweit einsehbar, finden sich alle Anzeigen und Bedienelemente im Cockpit. Den Rest füllt die realistisch gestaltete Fahrerfigur aus. Wie bei Spark gewohnt, ist der Faltenwurf des Rennoveralls farblich etwas herausgearbeitet. Auch die Dekoration des Helmes hat man nicht vergessen. Das nach rechts versetzte Fahrwerk wurde gut umgesetzt, allerdings hätte man sich für einige nichttragende Teile die Verwendung von Draht anstatt Resin gewünscht. Speziell die Schubstreben wirken im Vergleich zum Rest des Fahrzeuges recht dominant. Die wenigen sichtbaren Bereiche des Ford V8 sind schön dargestellt, ebenso das Geschlinge der Auspuffkrümmer. Sehr filigran ist die Abstützung der Endrohre, hier mittels Ätzteilen. Profilreifen waren in den Sechzigern im Rennsport noch weitverbreitet. Am Modell wurde dies korrekt sehr dezent dargestellt, ebenso die Beschriftung an den Reifenflanken.
Die Indycars stellen eine ganz eigene, hoch interessante Spezies von Rennwagen dar. Wenn Spark alle Ankündigungen verwirklicht, dürfen wir uns noch auf eine ganze Reihe teils sehr spezieller Vertreter freuen.
Unser Fotomuster stammt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Text und Fotos: Robert Balb