
Sonntag, 9. Februar 2014
Wieviel Modell für wenig Geld? - Corvette Stingray C7 von Maisto, 1:18
Die immer weiter steigenden Preise sind wohl eines der größten Probleme, vor denen der Markt für Sammler-Automodelle steht. Höhere Lohnkosten und Mangel an Arbeitskräften in China, immer weiter sinkende Stückzahlen - die Gründe sind vielschichtig. Dennoch gibt es aber auch immer noch Hersteller, die versuchen, den Sammlern Modelle zu günstigen Kursen anzubieten. Im Maßstab 1:18 tun sich hier am unteren Rand des Preisspektrums Welly, Bburago und Maisto hervor, die Modelle zu Preisen um die 30 EUR anbieten. Die letzten Welly-Neuheiten haben wir auf dieser Seite vorgestellt, aber wie sieht es denn bei Maisto aus, immerhin einer der Hersteller, die in den 90er Jahren für den großen 1:18-Boom mitverantwortlich waren. In den letzten Jahren ging die Qualität und Anmutung der Modelle allerdings eindeutig in Richtung Spielzeug - schlechte Spaltmaße und sehr grobe Details sorgten am Sammlermarkt für wenig Begeisterung.
Als letzte Top-Neuheit bei Maisto erschien im vergangenen Jahr die ganz aktuelle Baureihe der Chevrolet Corvette. Die Corvette C7, die wieder den legendären Beinamen "Stingray" trägt, ist nun endgültig ein Sportwagen, der sich vor der europäischen Konkurrenz nicht verstecken muss. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein US-Sportler nur auf einer geraden Strecke schnell sein musste, heute sorgt ein Chassis auf dem aktuellen Stand der Technik für präzises Handling und exzellente Fahrleistungen. Hinzu kommt eine sehr gelungene neue Optik, die eine schöne Balance aus scharfen Kanten und eleganten Kurven erreicht und weit von Krawall-Ästhetik der Vergangenheit entfernt ist. Das stößt natürlich nicht nur auf Gegenliebe, viele US-Car-Traditionalisten sind wenig angetan, aber ich bin mir sicher, dass die C7 für neue Verkaufsrekorde gut sein sollte.
Gilt dies denn nun auch für die Maisto-Interpretation des Chevrolet-Supersportwagens? Einen großen Vorteil hat man, es ist momentan das einzige Modell der aktuellen Corvette-Generation am Markt. Demnächst folgt ein BBR-Modell aus Resine, dieses wird aber locker das Zehnfache der Maisto-Corvette kosten. Auf den ersten Blick macht das Maisto-Modell jedenfalls einen guten Eindruck. Die Proportionen stimmen, die Optik mit der flachen, eleganten Schnauze und dem abrupt endenden Heck ist perfekt umgesetzt. Natürlich bietet das Maisto-Modell zahlreiche Funktionsteile, denn ein gewissen Spielwert ist in dieser Preisklasse notwendig und die Zielgruppe sind ja nicht in erster Linie die erwachsenen Modellsammler. So lassen sich Türen und Hauben öffnen, dabei ist sehr erfreulich, dass die Spaltmaße der Corvette recht klein und sehr gleichmäßig ausfallen. Klar, bei AUTOart und sogar bei manchen Wellys sieht das alles noch besser aus, aber gegenüber anderen Modellen aus dem Maisto-Sortiment ist es ein echter Fortschritt.
Das Lackfinish fällt hochglänzend und sauber aus, keine Staubflocken oder Macken finden sich im Metalliclack. Nur die Metallicpartikel könnten ruhig etwas kleiner ausfallen. Den Innenraum gestaltet Maisto zweifarbig und macht dabei sehr gute Arbeit. Klar, es wäre schön gewesen, wenn man die schwarzen Bereiche matt lackiert hätte, aber irgendwo muss der Preis ja herkommen. Dafür sind Instrumente und Mittelkonsolenbildschirm mit gut sitzenden Decals nachgebildet und alle Alu-Zierelemente des Interieurs werden korrekt umgesetzt. Dabei lässt Maisto auch die Türinnenseiten nicht aus. Unter der Motorhaube hingegen bietet sich ein eher tristes Bild. Der starke Achtzylinder wird nur als schwarze Kunststoffplatte nachgebildet, außer "Corvette"-Aufdrucken lockern keine farblichen Akzente die düstere Motorenlandschaft auf. Das ist etwas schade, bietet aber dem mit Farbe und Pinsel geschickten Sammler reichlich Raum zur Betätigung.
Ohnehin kann mit Einsatz von etwas Farbe aus der guten Maisto-Basis ein noch viel besseres Modell gemacht werden, so kann man zum Beispiel die chromblitzenden Endrohre von ihrem unrealistischen Glanz befreien und ihnen mit etwas Schwarz mehr Tiefe geben. Die Frontscheinwerfer zeigen sich aufwändig bedruckt und korrekt, der Frontgrill könnte etwas mehr Tiefe brauchen, von durchbrochenen Gittern kann man in dieser Preisklasse nunmal nur träumen. Die Felgen sind gut proportioniert und detailliert, auch die Bremsennachbildungen dahinter können gefallen. Insgesamt hinterlässt die Corvette von Maisto einen guten Eindruck, für knapp über 30 EUR bekommt man eine sauber proportionierte und ausreichend detaillierte Nachbildung eines faszinierenden Sportwagens, die eine ausgezeichnete Basis für weitere Verfeinerungen bietet. Mit etwas Farbe und eventuell ein wenig Samtpuder im Innenraum kann man aus diesem Modell eine 1:18-Corvette machen, der niemand mehr das Preisschild ansieht. Mal sehen, vielleicht versuche ich mich einmal daran... In jedem Fall darf festgestellt werden: Es gibt auch reizvolle Modelle außerhalb der Top-Klasse.
Wir danken unserem Fachhandelspartner modellauto18.de für die Bereitstellung unseres Besprechungsmusters!
Text und Fotos: Georg Hämel