Samstag, 8. Februar 2014

Glanzvolle Wiedergeburt: Rolls Royce Phantom von Kyosho, 1:18

Als die britische Motorindustrie Rolls Royce und Bentley ins Ausland verkaufen musste, hatte VW zwar das Werk in Crewe erstanden, nicht jedoch die Rechte am Markennamen Rolls Royce, dem monumentalen Kühlergrill und der berühmten Kühlerfigur. Die Rechte, diese zu verwenden, hatte BMW sich gesichert, durfte aber nicht mehr den mit dem Bentley Arnage nahezu identischen Silver Seraph bauen, sondern musste ein eigenes Auto entwickeln. BMW griff zum ganz großen Besteck, entwickelte ein Fahrzeug in der Klasse über dem bisherigen Silver Seraph und belebte die traditionsreiche Phantom-Baureihe wieder, um sie der "glanzvollen Wiedergeburt" der Luxusmarke Maybach der Stuttgarter Konkurrenz entgegenzusetzen. Die sehr moderne Interpretation traditioneller Rolls Royce Formmerkmale erwies sich neben dem berühmteren Namen als überlegen und fand stärkeren Absatz als der Maybach, der schließlich zu sehr als aufgeblähte S-Klasse erschien, obwohl er einiges zu bieten hatte, und sehr schnell seinen zweiten Markentod starb.

Nach über 10 Jahren hat Kyosho den erfolgreichen Luxus-Briten endlich als Diecast-Modell in der Langversion (Extended Wheelbase) umgesetzt. Lange Jahre schien es ja, als würde es neben den chinesischen Resin-Modellen gar keine Rolls Royce Modelle in 1:18 geben. Meine Anregung, den Silver Seraph ganz einfach auf der Grundlage des ersten Arnage zu bauen, hat Minichamps bis heute nicht umgesetzt. Doch die Wartzeit hat sich gelohnt, denn das Modell profitiert vom qualitativen Fortschritt in dieser Baugröße:

Der Lack ist absolut fein und fehlerfrei aufgetragen, besonders fein das Detail der filigranen Seitenlinie. Die vielen Details sind filigran umgesetzt. Wie beim Vorbild dreht sich das Doppel-R in der Mitte der Räder nicht mit, sondern bleibt immer aufrecht. Wie schon beim Ghost finden sich in den hinteren Türen die Regenschirme und die Klappaschenbecher in den Türen sind ebenso zu öffnen wie das Handschuhfach und die Armlehne zwischen Fahrer- und Beifahrersitzen, auf deren Kopfstützen das Doppel-R ebenso prangt wie auf denen der Rückbank. Die Mittelarmlehne in der Rückenlehne lässt sich herunterklappen, ja sogar die Sitze lassen sich verschieben. Da erscheint die Beflockung des Bodens als Nachbildung des hochflorigen Rollsteppichs schon selbstverständlich. Die Nachbildung des Holzarmaturenbretts ist gut gelungen, hat mir aber im Ghost noch ein Stück besser gefallen. In den C-Säulen sind sogar die Spiegel mit Holzumrandung eingelassen.
Außen sind die vorderen Lichter und Leuchten gut gelungen, die gelben Seitenmarker an vorderen und hinteren Kotflügeln sowie zwischen den Türen am Schweller unter der B-Säule gefallen mir mit ihrem durch Auftagen von Farbe auf strukturierte Silberteile erreichten reflektierenden Effekt besser als dieselbe Technik an den Rücklichtern.
Die Spaltmaße sind überall so gering und der Kofferraum so fest geschlossen, dass er sich entgegen der Anleitung bei meinem Modell nur schwer öffnen ließ mit dem Öffnungstool; stattdessen ist bei dem Versuch ohne das Tool die nur angeklebte Chromleiste abgerissen. Vielleicht sollte Kyosho wie bei der Motorhaube unter dem Wagen einen Knopf zum Anheben des Deckels anbringen. Das beflockte Innere des Gepäckabteils ist der Mühe und der Gefahren des Öffnens ansonsten nicht wert. Leichter aber nicht leicht ist dank des besagten Knopfes das Anheben der Motorhaube, denn die schönen Nachbildungen der Federstreben, die die Haube wie beim Original offen halten, erschweren das Öffnen. Dafür lohnt sich der Blick in den Motorraum auf das V 12 Aggregat, das diesen Kreuzer in knapp 6 Sekunden auf 100 beschleunigen kann, stärker als in den Kofferraum, obwohl der wahre Phantom-Eigner vermutlich nie unter die Haube sieht oder selbst fährt. Entscheidend ist natürlich die gelungene Umsetzung der Spirit of Ecstasy Kühlerfigur und des gewaltigen Kühlergrills bei einem Rolls .

Kyosho wird neben dieser späten Version noch das Facelift herausbringen, bei dem die runden Leuchten den LED-Schlitzen des Ghost gewichen sind. Außerdem darf man sich schon auf den zweitürigen Rest der Phantom-Familie freuen.

Text & Bilder: Karsten Weiß

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