Dienstag, 28. Januar 2014

Weltrekord! Der Bugatti Veyron Super Sport von AUTOart, 1:18

Der Bugatti Veyron Super Sport ist der ultimative Superlativ der verbrennungsmotorgetriebenen Automobiltechnologie. „Concorde der Straße“ wird der von Top Gear zum Automobil des Jahrzehnts gekürte „Boahgatti“ auch genannt, dessen exzessive 1200 PS, die ebenso gut einen schweren Panzer durchs Gelände oder eine Motoryacht durch hohe See pflügen lassen könnten, den Weltrekordler auf guinessbuch-zertifizierte 431 km/h beschleunigen können. Dem stolzen Veyron-Besitzer fehlt im Alltag genau wie den Konkurrenten Koenigsegg und Venom die nötige freie Bahn, solche Geschwindigkeit ausfahren oder überbieten zu können, denn bislang bietet für eine solche Geschwindigkeit nur die vierspurige Volkswagen-Teststrecke ausreichend Auslauf, wobei der Veyron dann allerdings mehr als 100 Liter auf 100 Kilometer sowie einen Satz Reifen für 20.000 Euro frisst. Deswegen nennt der SPIEGEL den Wagen auch gern nüchterner den „Gipfel der automobilen Sinnlosigkeit“. Vielleicht könnte der Agera den Weltrekord des Veyron tatsächlich um wenige km/h überbieten, wenn VW ihn auf die Teststrecke ließe. Aber so unaufgeregt souverän und sicher beim Spurt sowie golfartig alltags- bzw. limousinenartig operntauglich komfortabel und zivilisiert benimmt sich kein anderes Hypercar. Gründe genug also für den leidenschaftlichen Autofan, dem automobilen Meilenstein in der Vitrine ein 18fach verkleinertes Denkmal zu setzen.

AUTOart hat den kultivierten Supersportler nun in mehreren Versionen auf den Markt gebracht. Neben einigen dezenten Versionen in schwarzem, blauen oder blau-silbernen Karbonmaßanzug gibt es auch die beiden hier vorgestellten Versionen in schwarzem Karbon mit Seitenschwellern, Frontspoiler und Lufteinlässen im auffälligen Signalorange des Weltrekordfahrzeugs, so dass man sich zunächst fragt, worin denn der Unterschied zwischen dem etwa 245 Euro teuren Supersportler und der noch einmal um mindestens 35 bis 50 Euro teureren limitierten World-Record-Edition besteht. Tatsächlich sind die Unterschiede so minimal, dass eine gewisse Verwechslungsgefahr besteht und das limitierte Modell auf seiner Styropor-Verpackung die Artikelnummer des nicht-limitierten Modells trägt. Gegenüber dem unlimitierten Modell weist aber nur der limitierte Weltrekordler die historisch korrekten Detailmerkmale des auf 431 km/h beschleunigten Supersportlers auf: Im Kühlergrill prangt das Bugatti-Emblem in Stirlingsilber und Schwarz statt dem üblichen Rot. Die runden Heckleuchten sind rein weiß, nicht rot-weiß. Die dritte Bremsleuchte hätte beim Limitierten auch rein weiß ausfallen müssen, um vorbildgerecht zu sein, ist aber rot wie beim Nichtlimitierten. Und der Weltrekordler hat das französische Kennzeichen des historischen Vorbildes statt des Schriftzuges „Super Sport“. Im Innenraum hat nur das limitierte Fahrzeug die orangefarbenen Vierpunktgurte (zusätzlich zum Dreipunktgurt) für mehr Sicherheit(sgefühl). Bei beiden Varianten fehlen hingegen die orangefarbenen Akzente in der Führung des Schaltknaufs. Und das sind auch schon alle Unterschiede!

Ansonsten erhält der Sammler dasselbe hochwertige Modell: Keinem anderen Diecast-Hersteller gelingt derzeit die optische Nachbildung des Sichtkarbons so meisterlich, sowohl großflächig außen wie im Innenraum (auch der Sesto Elemento und der Huayra werden von diesem Vorsprung profitieren.). Um maßstabsgerecht zu sein, müsste diese Struktur jedoch noch viel feiner und kleiner werden, so wie bei MR oder dem demnächst ausgelieferten Sesto Elemento von AUTOart selbst. Im übrigen hat das Modell die gewohnten AUTOart-Qualitätsmerkmale: überall durchbrochene fotogeätzte Luftgitter, auch die ganz schmalen, die sich unten vom Frontspoiler zu den Vorderrädern heraufschwingen; eine filigran detaillierte Nachbildung der Beleuchtung, der Bremsanlage, der Parksensoren und des Innenraums; winziges Bugattilogo in der Frontscheibe; Nachbildung der Türschlösser; gute Spaltmaße (die allerdings bei anderen AUTOart-Modellen noch besser waren, ein guter Vergleich ist der ältere Serien-Veyron). Wenn man den Supersportler mit dem AUTOart-Serien-Veyron vergleicht, liegt der Weltrekordler sogar tiefer auf der „Straße“. Schade, dass die Radmuttern nicht silbern eingefärbt sind. Es sind also eher winzige Kleinigkeiten, die die den hervorragenden Gesamteindruck leicht trüben.

Mit allen neueren AUTOart Veyrons teilen auch unsere beiden einen Fehler in der Lenkungsmechanik: Verändert man die Stellung der lenkbaren, aber schwergängigen Vorderräder auch nur im geringsten – und zwar ganz gleich in welche Richtung – „springt“ das Lenkrad und schlägt von ganz allein um 45 bis 90 Grad nach rechts ein und bleibt in dieser Stellung, die für den herbeigeführten Einschlag der Vorderräder völlig unrealistisch ist, auch wenn man die Räder zurück in Geradeausstellung bewegt. Diese deutliche Fehlstellung kann dem Betrachter keineswegs entgehen, zumal das Lenkrad in der Nullstellung mit der silbernen Einkerbung gekennzeichnet ist. Das Lenkrad lässt sich mit Fingerspitzengefühl natürlich durch direktes Drehen am Volant gegen einen leichten Widerstand, der spüren lässt, dass da mit der Lenkungsmechanik etwas nicht stimmt, in die Geradeausstellung drehen, steht aber dort bereits unter "Spannung" mit dem Bedürfnis, wieder in die "entspanntere" Rechtsstellung zu springen. Keinesfalls möchte man es unter diesem Eindruck weiter nach links drehen. Vielmehr behandelt man das Modell lieber als nicht lenkbares Standmodell, wenn man Räder und Lenkrad übereinstimmend in Geradeausstellung gebracht hat. Alle vier Räder sind ohnehin so schwergängig drehbar, als stünde jemand auf den Karbonbremsen. Aber wen kümmert das bei einem Standmodell, das zum Umherschieben ohnehin viel zu kostbar ist.

Wer in diesem Maßstab das beste Modell des Veyron Super Sport in der Farbkombination Sichtkarbon und Orange will, wird also unweigerlich bei AUTOart zugreifen. Eine feineres, aber im Linienverlauf falsches Sichtkarbon und silberne Radmuttern findet man nur beim ungefähr doppelt so teuren MR Resinmodell, das jedoch die merkwürdige Zusammenstellung des schwarzsilbernen Bugatti-Logos im Grill und der rot-weißen Rückleuchten hat, die zudem weniger überzeugen als bei AUTOart. Die Frage, ob sich der Kauf der limitierten World-Record-Edition lohnt, muss sich ein jeder natürlich selbst stellen. Sicher hätte AUTOart gut und gern aus allen karbon-orangefarbenen Supersportlern Weltrekordler machen können, ohne mehr Geld zu verlangen. Denn wer diese Farbkombination kauft, denkt dabei nun einmal an den Weltrekord. Detailversessene (und solvente) Kenner kaufen allein deswegen die limitierte Version, obwohl sich der gegenüber dem Nichtlimitierten viel höhere Preis qualitativ und kaufmännisch nicht rechtfertigt, sondern nur dem Exklusivitätsfaktor und dem Ruhm des Vorbilds geschuldet ist. Fein und ein echtes Argument für die limitierte Version ist jedoch, dass man anders als beim Nichtlimitierten eine verkleinerte vollständige Ausgabe des Verkaufsprospekts des Veyron Super Sports World Record Edition bekommt. Das Original-Prospekt wurde bei Ebay schon für ca. 5000 Euro angeboten. So gesehen ist sogar das limitierte Modell ein echtes Schnäppchen.

Wir danken Modellauto18.de für den anstandslosen Umtausch des privat gekauften World Record Edition, bei dem es eine kleine, aber exponierte unvollkommene Lackstelle gab. AUTOart danken wir für die Bereitstellung der nichtlimitierten Version als Besprechungsmuster.

Fotos: Georg Hämel (black/orange edition) und Karsten Weiß (World Record Edition)
Text: Karsten Weiß

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