
Freitag, 3. Januar 2014
Gemischtes Doppel - Porsche 935J / Porsche 936C von K-Models, 1:43
Für das Jahr 1982 krempelten die Verantwortlichen der FIA wieder einmal das Reglement einiger Klassen grundlegend um. Aus den Tourenwagen der Gruppe 2 wurde die Gruppe A, aus der Gruppe 4 für GT's wurde die Gruppe B und aus den Silhouette-Fahrzeugen und Prototypen der Gruppen 5 und 6 wurde die Gruppe C. Aus der Marken-WM wurde eine Langstrecken-WM, Meisterschaftspunkte gab es nur für die Gruppe C-Fahrzeuge. Natürlich traf das die kleinen Rennteams größtenteils sehr hart, Gruppe C-Autos waren sehr teuer und ohnehin kaum zu bekommen. Die Werksteams hatten bei den Herstellern erst einmal Vorrang. Wer es sich leisten konnte, baute seinen eigenen Gruppe C-Boliden, wer über weniger finanzielle Reserven verfügte, versuchte mit den alten Gruppe 5/6-Modellen mitzufahren. Für 1982 war das noch möglich und die Gruppe 6-Rennwagen hatten zum Teil auch noch gute Aussichten auf Spitzenplätze, da sie nicht dem Treibstofflimit der Gruppe C unterlagen. So ergaben sich am Anfang sehr bunte Starterfelder, Fahrzeuge der Gruppen C, B, 5 und 6, zusätzlich auch noch solche aus den US-Serien IMSA GTX und IMSA-GTO.
Das noch recht junge Herstellerlable K-Models versorgt uns gleich mit zwei Modellen aus dieser Periode des Motorsports. Beide nahmen an der „Trofeo Banca Toscana“, besser bekannt als 1000 km von Mugello, am 19.09.1982 teil. Das erste Modell zeigt einen Porsche 935J, der von Wollek/Schornstein/Merl auf dem sechsten Gesamtplatz ins Ziel gebracht wurde (erster Gruppe 5). Das zweite einen Porsche 936C, der unter Wollek/Heyer/Pescarolo auf dem dritten Gesamtrang die Ziellinie überquerte (erster Gruppe C). Gemeinsam ist den Fahrzeugen ein sehr elegant wirkendes Design von VEGLA SEKURIT. Bob Wollek war tatsächlich auf beiden als Fahrer gemeldet.
Zuerst wollen wir uns den Porsche 935J ansehen. Ab 1979 baute man bei Joest in Eigenregie 935er mit Karosseriekits auf, die den Werks-Porsche 935/77 sehr nahe kamen. Insgesamt entstanden fünf 935J, zwei auf gebrauchten Chassis sowie drei komplett neue. Allen gemeinsam war, dass sie bereits über die Motoren mit Doppelturbo verfügten, die den Kunden ab 1978 zur Verfügung standen, allerdings in unterschiedlichen Evolutionsstufen und teils von Joest selbst optimiert. Das hier vorgestellte Fahrzeug entstand 1978 als Kunden-935 (930 890 0012) für Porsche-Kremer. 1979 kaufte Dieter Schornstein den Wagen und setzte ihn bis Ende 1980 ein. Für die Saison 81 liess sich Schornstein bei Jöst einen neuen Porsche 935J aufbauen und gab seinen alten 935 in Zahlung. Diesen rüstete man bei Joest auch auf 935J-Standard um und setzte ihn bei den 24h von Le Mans und in der DRM ein. In Le Mans 1982 beschädigte Dieter Schornstein seinen 935J und mietete seinen alten Wagen von Joest zurück, um den Rest der Saison bestreiten zu können. 1984 ging 930 890 0012 als Leihgabe an Mauricio De Narváez, um in der IMSA zu starten. Der Sieg dieses Wagens bei den 12h von Sebring 1984 stellt den letzten Erfolg eines Porsche 935 bei einem internationalen Rennen dar.
Das zweite Modell bildet einen Porsche 936C nach. Da man 1982 als Kunde noch keinen Porsche 956 erwerben konnte, entwickelten Kremer und Joest ihre Eigenlösungen. Bei Kremer wurde es der CK5, bei Joest der Porsche 936C. Wie die Bezeichnung schon erahnen lässt, wurden der Rahmen und die Antriebstechnik eines Porsche 936 so angepasst, dass man in der Gruppe C damit startberechtigt war. Der 936C wurde 1982 und auch noch 1983 eingesetzt, dann schon parallel zu den von Joest erworbenen Porsche 956. 1986 wurde der 936C noch einige Male von Ernst Schuster gefahren.
Die beiden Modelle stehen handwerklich auf einem sehr hohen Niveau. Auf einigen Internetseiten werden sie als „made by Spark“ beworben, das darf aber bezweifelt werden. Zwar ist die Art der Verwendung von Ätzteilen ähnlich der von Spark, wie auch die Anmutung der aus Resin gefertigten Karosserien und die makellose Lackierung. Betrachtet man aber die Unterseite der Modelle, sieht man erste Unterschiede. Die Bodengruppen mit der halbreliefartigen Darstellung der Motoren/Turbolader-Einheiten sind einfacher gestaltet. Auch die Machart der Felgen unterscheidet sich. Ebenso zeigen z.B. die Sitze oder die Abdeckungen der NACA-Einlässe eine andere Handschrift. Das sind aber keine Nachteile, es wurde nur eben anders gelöst. Fenstereinsätze und Scheinwerferverglasungen sind perfekt eingepasst. Sauber verarbeitete Decals geben ebenfalls kaum Anlass zu Kritik. Die VEGLA-Logos an den Heckflossen des 936C könnten ein wenig kleiner sein, das am Bug dafür etwas größer. Die Cockpits sind vollständig eingerichtet, leider ist dies kaum zu sehen. Im 936C ist sogar das Shell-Logo nebst Schriftzug über dem Beifahrersitz dargestellt. Dass am 935J die doppelte Heckscheibe tatsächlich vorhanden ist, zeigt wie akribisch hier recherchiert wurde. Ebenso wurden die Abstützungen am Heck dargestellt, welche den langen Überhang stabilisieren. An diesem Porsche haben die vorderen Felgen keine Turbolüfter, wie sie die wenigen uns vorliegenden Bilder des Fahrzeuges zeigen. Da bei einem 1000 km-Rennen die Räder natürlich gewechselt wurden, muss das nicht automatisch heißen, dass hier ein Fehler vorliegt. In der einschlägigen Literatur gibt es genügend Beispiele für eine Mischbereifung bei anderen Rennen. Völlig korrekt ist auch, dass die vorderen Kotflügelverbreiterungen im Bereich der Türen geschlossen sind. Einzig für die Auslässe der Wastegates hätte man dünnere Rohre verwenden können. Diese sollten deutlich kleiner ausfallen als die mittigen Auspuffendrohre.
Dies und die VEGLA Decals des 936C sind auch die einzigen Kritikpunkte an den Modellen. Bei einem Preis zwischen 90 und 105 € darf man das allerdings auch erwarten. Ein lobenswerter Ansatz ist, dass der Hersteller auf der Umverpackung noch diverse Bilder der Originale mitliefert. Beide Modelle gibt es noch jeweils in einer zweiten Version. Den Porsche 936C im Livree von „Lindsay Saker“, einem südafrikanischen Audi- und VW-Händler, wie er die 9h Kyalami 1982 bestritt. Den Porsche 935J gibt es in den Farben von MOMO, in denen er das 250 Meilen-Finale der IMSA in Daytona 1980 gewonnen hat.
Unser Fachhandelspartner Raceland hat K-Models im Programm, allerdings nicht immer sofort verfügbar.
Text und Fotos: Robert Balb