Freitag, 13. Dezember 2013

Singers Bastard - Porsche 911 RSR #9 3. Targa Florio 1973 von Spark/Porscheplatz, 1:43

Die Targa Florio war ab 1906 das erste der großen Sportwagenrennen. älter als die 24h von Le Mans oder die Mille Miglia. Von 1955-56 und 1957-73 zählte sie zur Sportwagen-WM.
Zur „Targa“ 1973 reiste Porsche mit vier RSR bzw. RS an. Aufgrund der Gegebenheiten in Sizilien waren die Aussichten auf eine oder mehrere gute Platzierungen gar nicht schlecht. Das Rennen über zehn Runden a 72 km führte über Landstraßen und durch Dörfer, gestartet wurde wie bei einer Rallye im 20-sec-Takt. Viele der reinrassigen Sportprototypen hielten die Tortur nicht durch. Schlechte Straßen, enge Kurven führten zu Defekten und Unfällen. Die von einem Straßenfahrzeug abgeleiteten RSR hatten hier natürlich deutliche Vorteile. Drei der Werkswagen erreichten das Ziel, die #8 als Gesamtsieger, unsere #9 als dritter und die #107 als sechster. Ein RSR wurde im Training zerstört.

Unser Protagonist hat eine sehr interessante Historie. Erbaut als 911 2.5 S/T (911 230 0769) wurde er am 01.02.1972 an die Sportabteilung geliefert. Diese gab das Fahrzeug im Mai an Sobieslaw Zasada weiter, der damit die „Europa Rallye“, die „Bulgarien Rallye“ und die „Polen Rallye“ bestritt. Auf der letzten Etappe der Polen Rallye verunglückte der Wagen in Führung liegend und ging zurück ins Werk zur Reparatur. Hier wurde das Fahrzeug auf 911 2.7 RS-Standard aufgerüstet, die neue Fahrgestellnummer lautete 911 360 0001 (R1). So ging er am 03.11.73 bei der Tour de Corse an den Start, erreichte aber das Ziel nicht. Im Dezember gelangte er zur Presse- und Sportabteilung. 1973 wurde der Wagen für die Gruppe 4 Homologation des RS (RSR) verwendet, hier änderte sich die Fahrgestellnummer in 911 360 0020 R2. Man findet für dieses Fahrzeug manchmal auch die interne Bezeichnung „Bastard“ oder „Maultier-E42“. Erkennbar war die Herkunft an der „Ölklappe“ rechts hinter der Tür im Kotflügel. Die gab es so nur 1972. Außerdem sind die hinteren Seitenfenster Ausstellfenster, das gab es an den 73er RSR auch nicht. Im April startete das Auto bei den vier Stunden von Le Mans. Im Mai ging es nach Sizilien, ursprünglich war er ein Trainingsauto in RS- und nicht RSR-Zustand. Nachdem Pucci seinen Porsche im Training irreparabel beschädigte und ein Trainings-RSR für Ihn hergerichtet wurde, wurde aus dem Trainings-RS noch ein zusätzlicher RSR aufgebaut, die spätere #9. Optisch kommt er nun eher daher, als hätte ihn Dr. Frankenstein geschaffen. Dies lag vermutlich daran, dass Pucci nicht nur sein Auto zerstörte, sondern auch #9 im Training beschädigte und dieser Wagen mühevoll wieder hergerichtet werden musste. Keine Martini-Dekoration außer links und rechts ein Martini Logo an der Tür und ein Schriftzug auf der Fronthaube. Das Dach wurde rot mit blauem Rand. Die eher rustikalen Kotflügelverbreiterungen wirken irgendwie „angetackert“, die Bürzelverbreiterung, intern „Ohrwaschel“ (später „Maria Stuart Kragen“), schnell zurechtgeschnitten und mit Tape festgeklebt. Die #9 startete vom 15. Platz und erreichte den dritten Gesamtrang. Im Juni 73 soll er, wieder als „normaler“ RSR, in Le Mans gestartet sein. Im Juli ging es nach Weissach, hier wurden die hinteren Kotflügel entfernt, um Reifentestes durchzuführen. Der Wagen wurde im Porsche Museum restauriert, was Porsche zum Anlass nahm, ein Sondermodell bei Spark in Auftrag zu geben.
Es gab im übrigen zwei solche Wagen, man muss allerdings sagen, dass die Lebensläufe der beiden 911 S/T, die zu RSR-Testträgern umgebaut wurden, oft „Unschärfen“ und Überschneidungen aufweisen. In unterschiedlichen Ausgaben des gleichen Buches gibt es verschiedene Aussagen und auch Norbert Singer ist sich oft nicht ganz sicher, welcher der beiden Wagen wofür verwendet wurde. Der zweite Versuchsträger ist übrigens der sechstplatzierte der Targa Florio, Startnummer 107.

Ein Modell dieses Fahrzeugs ist nun in der Edition Porsche-Platz erschienen. Spark hat die Form des Porsche 911 sehr gut wiedergegeben, was nicht unbedingt einfach ist. Die silberne Lackierung ist makellos aufgebracht. Haubenverschlüsse, Scheibenwischer und Scheibenrahmen sind aus Ätzteilen nachgebildet. Ebenso der Notausschalter. Wuchtig, grobschlächtig kommen die Verbreiterungen, besonders an den hinteren Radkästen, inklusive der genieteten Befestigung, daher. Genau wie die irgendwie „zurechtgeschnittenen“ Ansätze des Bürzels, sind das eben die Besonderheiten dieses speziellen RSR. Auch die sehr spärliche Dekoration inklusive des Daches ist vollständig. Selbst zwei kleine Aufkleber, einer im rechten Dreiecksfenster, einer links unten in der Heckscheibe sind vorhanden. Ebenfalls wurden die Tapestreifen an den „Ohrwascheln“ nicht vergessen. Besonders erfreulich ist, dass der Öldeckel dargestellt wurde. Ein kleines, aber für diesen Wagen eben prägnantes Detail.
Alles in allem ein sehr gut gelungenes Modell eines Autos mit außergewöhnlicher Vita.
Ähnlich wie seinerzeit bei den Mercedes Silberpfeilen der Vorkriegs Ära hat Spark es geschafft, das „nicht-perfekte“ perfekt wiederzugeben.

Offiziell erhältlich ist das Modell im Porsche Museumsshop, allerdings wird kein Versand angeboten.

Text und Fotos: Robert Balb

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