Montag, 14. Oktober 2013

Aerodynamisches Einzelstück - Bentley 4 1/2 Litre "Embiricos" von Minichamps, 1:43

Die Übernahme von Bentley durch Rolls-Royce im Jahre 1931 hatte die Marke zwar gerettet, aber über die Jahre geriet man mit den, nun von Rolls-Royce verantworteten, technisch gelungenen aber optisch sehr konservativen Sportwagen gegenüber der europäischen Konkurrenz schwer ins Hintertreffen. Besonders dem Rolls-Royce-Vertreter in Paris, Walter Sleator, wurden von seinen wohlhabenden Kunden immer öfter Beschwerden darüber zugetragen, dass sie mit ihren hochmotorisierten Briten gegen die windschlüpfrigen Bugatti und Talbot-Lago kein Land sahen. Sleator wurde bei den Firmenbossen in Derby vorstellig, doch diese zeigten kein Interesse an Stromlinien-Design. Auf den engen britischen Landstraßen würden solche schnellenFahrzeuge keine Vorteile bieten. Immerhin genehmigten sie ihm, sich an einem Einzelstück auf Basis eines vorhandenen Bentley 4 1/2 Litre Chassis zu versuchen, im Falle eines Scheiterns des Projektes sollte Sleator allerdings alle Verbindungen zu Bentley bestreiten, um den Ruf der Marke nicht zu beschädigen.

Sleator trat an den Unternehmer und Banker André Embiricos heran, einen finanzkräftigen Autofan, den er für das Projekt eines radikalen neuen Bentley begeistern konnte. Embiricos war vom Karosserieentwurf des Designers Georges Paulin begeistert, der in Modellform anschließend ausgiebig auf seine Aerodynamik getestet wurde. Im März 1938 begann in den Werkstätten des berühmten Karosseriebauers Marcel Pourtout die Arbeit am Bentley-Einzelstück, im Juni stand der Wagen zu ersten Tests bereit. Der Wagen war dank seiner Aluminiumkarosserie deutlich leichter als die zeitgenössischen Bentley und die Fahrleistungen erfüllten die großen Hoffnungen. Mit Sleator am Steuer erzielte der Embiricos-Bentley einen neuen Rekord für die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Autobahn zwischen Berlin und München, in Brooklands wurden anschließend weitere Geschwindigkeitsrekorde geknackt. Vielleicht war Embiricos langsam genervt davon, dass man ständig seinen neuen Bentley für motorsportliche Großtaten ausleihen wollte, in jedem Falle verkaufte er den Wagen schon 1939 an Soltan Hay, der ihn als Alltagsauto nutzte. 1949 trat Hay mit dem Bentley erstmals in Le Mans an und belegte mit dem eleganten Wagen, der bis dahin schon 60.000 Meilen gelaufen war, einen erstaunlichen sechsten Platz. Auch 1950 und 1951 nahm Hay mit dem Embiricos-Bentley am 24-Stunden-Rennen an der Sarthe teil, 1951 war es eine Etappe auf der Urlaubsreise mit der gesamten Familie.

Ein Auto mit einer außergewöhnlichen Geschichte und bis heute einer der schönsten Bentley. Kein Wunder, dass es auch diverse Modelle des eleganten Briten mit französischem Maßanzug gibt. Das neueste Modell im Maßstab 1:43 ist nun endlich von Minichamps im Handel eingetroffen, nachdem erste Muster schon 2010 in Nürnberg für Freude sorgten. Die Freude ist auch jetzt ungeteilt, denn die elegante Linienführung des Vorbildes trifft das Minichamps-Modell perfekt. Das Lackfinish fällt makellos aus und die feinen Chromrahmen an den Scheiben bieten keinerlei Anlass für Kritik. Das edle Interieur ist durch die schmalen Scheiben nur schwer einsehbar, verfügt aber dennoch über ein detailliertes Armaturenbrett und korrekt eingefärbte Sitze.

Außen gefallen der große Frontgrill und die schönen Scheinwerfer. Die großen Scheibenräder mit Zentralverschluss sind korrekt proportioniert und sauber lackiert. Vorne und hinten gibt es feine Stoßfänger, die Abdeckung des Nummernschildes ist als transparentes Einzelteil mit Chromrahmen ausgeführt - merkwürdig nur, dass das Nummernschilder-Decal nicht darunter, sondern darauf platziert wurde. Etwas schade ist auch, dass die seitlichen Positionsleuchten auf den hinteren Kotflügeln nur als Aufdrucke dargestellt werden, die hätte man dann besser ganz weggelassen. Der Embiricos-Bentley ist dennoch ein rundum gelungenes Modell eines sehr schönen Vorbildes geworden, demnächst ist dann sicher auch mit der Le-Mans-Variante zu rechnen, die vorbildgerecht über einige Detailänderungen verfügen wird. Großes Lob an Minichamps für diese schöne Miniatur!

Unser Fotomuster wurde uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

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