Sonntag, 16. Dezember 2007

Mercedes 300 SLR Sieger Mille Miglia 1955 von CMC, 1:18

Im Programm der Modell-Kleinkünstler von CMC findet sich fast die gesamte Rennsportgeschichte des Hauses Mercedes-Benz. Egal ob Targa Florio-Benz von 1921 oder Mille Miglia-SSKL, ob Ur-SL oder historischer GP-Wagen - alles ist in Top-Qualität zu finden - oder zumindestens zu finden gewesen. Nur eine Lücke klaffte schon seit Jahren.

Die Mille Miglia des Jahres 1955 sollte für Mercedes ein perfekter Triumph werden. Stirling Moss und sein Beifahrer Denis Jenkinson demütigten die versammelte - primär italienische - Konkurrenz mit einem neuen Streckenrekord für die knapp 1.600 km der nie gebrochen werden sollte. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 157,62 km/h war Moss über italienische Landstraßen und staubige Pässe gerast, dirigiert von Jenkinson, einem renommierten Motorjournalisten, der eigens für die Mille Miglia ein raffiniertes neues Navigationsgerät entworfen hatte, die sogenannte "Roller Map". Alle Roadbookanweisungen hatte er auf eine Papierrolle geschrieben, die nun wesentlich übersichtlicher und schneller den Zugriff auf die Streckeninformationen erlaubte.

Das brachiale Sportgerät, dass die beiden Ausnahmekönner für diese Triumphfahrt nutzten, war der neuentwickelte Mercedes 300 SLR. Dieses Fahrzeug hatte Mercedes-Benz für die erstmals ausgerichtete Sportwagen-Weltmeisterschaft auf Basis des überlegenen Formel 1-Silberpfeiles W196 konstruiert und es sollte diese Meisterschaft auch souverän gewinnen - trotz der furchtbaren Tragödie von Le Mans, wo der 300 SLR des Franzosen Pierre Levegh nach einer Kollision einen der schrecklichsten Motorsportunfälle aller Zeiten verursachte.

Der 300 SLR mit der legendären Nummer 722 (= die Startzeit des Teams Moss/Jenkinson bei der Mille) ist im Maßstab 1:18 kein Unbekannter. Maisto und später auch Bburago führen den rassig-eleganten Renner im Programm und haben - für die günstige Preisklasse - auch recht ordentliche Modelle abgeliefert. Aber diese Motorsportlegende hat eigentlich ein wirkliches Premium-Modell verdient und nun hat CMC endlich diese Lücke geschlossen.

Was ist von einem 300 SLR aus dem Hause CMC anderes zu erwarten, als ein Meisterwerk? Zählen wir doch einfach auf: Exakt getroffene Proportionen, minimale Spaltmaße, absolut perket verarbeitete Anbauteile, filigrane Felgen. Der Silberlack ist sehr fein pigmentiert, keine groben Metallicpartikel zerstören den vorbildgetreuen Eindruck. Die Frontscheinwerfer wirken absolut lebensecht, auch die schmalen Heckleuchten sind exzellent umgesetzt. Auf der Beifahrerseite ist die seitliche Wartungsklappe neben den in 1:1 armdicken Auspuffrohren abgenommen dargestellt, sie liegt als Einzelteil bei und wird, wenn montiert, mit winzigen Magneten an ihrem Platz am Modell gehalten. Die Lüftungseinlässe vor dem Cockpit sind mit filigranen Gittern versehen, die steil aufrecht stehende Frontscheibe wird mit fotogeätzten Metallteilen an ihrem Platz gehalten.

Im Cockpit tragen die Sitze das korrekte Karomuster und die seitlichen Sitzteile sind mit Leder im exakt richtigen Farbton bezogen und filigran vernäht. Der schlichte Arbeitsplatz von Stirling Moss zeigt das typische Dreispeichenlenkrad und dahinter mit der Lupe ablesbare Instrumente von absolut perfektem Zuschnitt. Besonders beeindruckend ist der Schalthebel mit offenliegender Schaltkulisse. Dieses Cockpit lädt zum Einsteigen und Losfahren ein. Verirren wird man sich auf den Landstraßen der Mille Miglia nicht, CMC hat als kleinen Gag die "Roller-Map" des Denis Jenkinson in miniaturisierter Form beigelegt.

Wenn dann die Motorhaube geöffnet wird, erkennt man einmal mehr, wieso CMC als die Spitze im 1:18-Modellbau gilt. Der Reihenachtzylinder ist - wie nicht anders zu erwarten - umfangreich detailiert und perfekt nachgebildet. Entscheidend ist hier aber, mit welcher Detailierungswut die CMC-Entwickler hier zu Werke gehen. Da hat jeder Schlauch seine Befestigungsschellen an der richtigen Stelle, da sitzt jede Leitung an ihrem Platz, da ist jedes Nebenaggregat mehrteilig nachgebildet und nicht etwa nur auf eine Plastikplatte graviert und dann bedruckt. Die einzige Enttäuschung ist, dass man auch mit viel gutem Willen dieses Meisterwerk einer Motorenminiatur nicht dazu bewegen kann, auch nur einen Mucks von sich zu geben.

Aber vielleicht ist ja nur der Tank leer? Den könnten wir dank zu öffnendem Tankdeckel natürlich befüllen und die öffnende Heckklappe zeigt uns auch, wo der interessant geformte Tank sitzt. Allerdings sehen wir ihn und die umfangreich nachgebildeten Leitungen und Anschlüsse im Heck des 300 SLR erst, wenn wir die beiden riesigen Ersatzräder (eines für vorne und ein größeres für die Hinterachse) mit dem beiliegenden Schraubendreher herausgenommen haben. Dann lässt sich erkennen, mit welcher Detailierungswut die CMC-Monteure auch im Heck der 722 zu Werke gegangen sind.

Wo wir die Räder schon mal in der Hand haben, können wir dann auch gleich die filigranen Felgen bewundern. Die hauchzarten Speichen, die mit Nippeln gesichert sind, die aus Metall gedrehten Innenteile ... sensationell. Liebe Minichamps-Entwickler: So müssen Speichenräder auf 200 EUR-Modellen aussehen!

Schließen wir die Klappen wieder und genießen wir zum Abschluß einfach noch einmal den einfach traumhaften Gesamteindruck dieses neuen Meisterstückes aus Denkendorf. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Miniaturkunstwerke der chinesischen CMC-Tüftler im neuen Jahr.

Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

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