Mittwoch, 14. August 2013
Cobra im italienischen Maßanzug - AC 428 Fastback 1967 von NEO Scale Models, 1:43
Die altehrwürdige englische Marke AC wurde ja Anfang der 60er durch den Texaner Carroll Shelby zu neuem Leben erweckt, der eigentlich nur ein Chassis suchte, das geeignet war, einen Ford V8 aufzunehmen, um daraus einen GT zu produzieren, der auf den Rennstrecken gegen die überlegenen Ferraris ankam. Wie man weiß, klappte der Plan. Allerdings brauchte Shelby AC schon 1965 nicht mehr wirklich, und die Engländer stellten deshalb auf einem verlängerten Cobra-Fahrgestell ein elegantes Cabrio vor, den 428, benannt nach dem Hubraum (in cubic inch) seines aus dem Ford Galaxie entnommenen V8. Der Auftrag, das Fahrzeug einzukleiden, ging an den bekannten italienischen Karrossier Pietro Frua, der sich durch seine letzten Schöpfungen wie den Maserati Mistral oder den Glas GT empfohlen hatte. Eben dieser Maserati hatte entscheidenden Einfluss auf die Form des AC 428. 1967 folgte dann das Fastback Coupé, das NEO Scale Models nachbildete. Insgesamt wurde der 428 in der Presse durchaus gelobt, schönes Interieur, sehr gute Straßenlage, gute Fahrleistungen (227 km/h, 6,2 s von 0 auf 100 km/h), lediglich die Überhitzungsneigung bei hohen Temperaturen und Geschwindigkeiten und der recht hohe Preis wurden kritisiert. Nach nur 51 Coupés und 29 Cabrios war 1973 Schluss. Die komplizierten Fertigungswege zwischen England und Italien, Streikprobleme, das Auslaufen des Motorenkontrakts mit Ford und die beginnende Energiekrise waren die Hauptgründe für die Einstellung der Produktion. AC konzentrierte sich auf den Mittelmotorsportwagen ME 3000, aber nicht gerade mit Erfolg.
Für genauere Informationen zum AC 428 empfehlen wir www.pietro-frua.de, Stefan Dierkes' Website, die in reiner Privatinitiative die Geschichte dieses bedeutenden Designers dokumentiert.
NEO Scale hat insgesamt saubere Arbeit geleistet, die Form des AC 428 ist gut getroffen. Lediglich die Vorderkotflügel scheinen vorne eine Idee zu weit nach oben und innen zu zeigen. Ansonsten ist die langgestreckte, geduckte Linie der Frua-Kreation schön wiedergegeben. Die Detaillierung ist wie von NEO gewohnt sehr reichhaltig. Chrom, Ätzteile, feinste Schriftzüge sind da, wo sie notwendig sind. Die feine Antenne und die Frua-Labels an den Flanken gehören zu den auffälligsten Features. Wie oft bei NEO-Modellen empfiehlt sich eine genaue Inspektion der Fenstereinpassung, da gibt es nach wie vor Schwankungen. Und die Seitenfensterrahmen wirken vor allem im Bereich der B-Säulen etwas unstrukturiert. Die Innenausstattung ist komplett, aber das durchgehende mattschwarz verschluckt die Details. Die Speichenräder sind gut, die Reifen etwas zu breit für die Serienbestückung, allerdings fahren einige Exemplare des 428 heute auf breiterem Gummi, was dem Auto durchaus steht. Schön, dass man beim AC auf Aussenspiegel verzichtet hat, die nur die Form stören. Wenn man jetzt auch noch auf die etwas affigen Nummernschilder mit NEO ... bzw. auf das ewige M-CW . . . bei den Sondermodellen verzichten könnte, wäre wahrscheinlich kaum ein Samler böse. Nett, dass das in München zugelassene Exemplar ein Linkslenker ist, während das blaue Standardmodell das Volant rechts trägt. Beides war möglich, von den 51 produzierten Coupés hatten immerhin 12 Linkslenkung.
Ein wenig Kritik also, aber das Positive überwiegt, und alleine für die Vorbildauswahl ist NEO Scale zu loben. Wir jedenfalls haben den AC 428 mit Freude in die Vitrine eingeparkt!
Georg Hämel hat das metallicrote Sondermodell von Modelcarworld fotografiert, das metallicblaue Coupé auf den Fotos von Rudi Seidel kommt von Supercars in München.
Text: Rudi Seidel