Freitag, 29. März 2013

Cars for Stars - Ghia L6.4 von NEO Scale Models und Stutz Blackhawk II von PremiumX in 1:43

Schon immer waren die Hollywood-Größen bekannt dafür, extravagante Autos zu bewegen. Man denke nur an den Duesenberg Speedster von Clark Gable in den 30ern. Zwei Vertreter aus den 60er/70er Jahren fanden kürzlich ihren Weg in die Modellautoläden: Der Ghia L6.4 von NEO Scale Models und der Stutz Blackhawk von PremiumX. Wir haben uns beide Modelle angeschaut und die Historie verfolgt.

Der Ghia L6.4 basierte ursprünglich im Design auf der Chrysler-Studie Firearrow von 1954. Die ersten noch als Dual Ghia bezeichneten Cabrios waren eine Katastrophe, Verwindungssteifigkeit und Karosseriequalität waren indiskutabel. dennoch wurden über 100 Fahrzeuge produziert. Für 1960 präsentierte man dann den L6.4, ein riesiges, spektakuläres Coupé, wieder eine Kombination aus italienischen und amerikanischen Elementen. Der Chrysler-V8 mit 6277 ccm und ca. 340 PS sollte die 1,8 Tonnen auf 225 km/h stemmen, der Preis lag zuerst bei 12000, ab 1962 bei 15000 Dollar. Damit bewegte man sich auf dem obersten Level. Eugene Casaroll, seines Zeichens US-Importeur für Ghia, lieferte eines der ersten Exemplare an Frank Sinatra aus, Dean Martin wurde der Ghia verweigert, da er einen Jaguar hatte, was Casaroll mißfiel. Auf Umwegen kam er dann dennoch an einen der insgesamt nur 26 gebauten L6.4, die Schauspielerin Lucille Ball kaufte gleich zwei für sich und ihren Ehemann. In Europa wurde der Ghia L6.4 wahrscheinlich am besten durch das zeitgenössische Spielzeugauto von Corgi Toys bekannt, das in einer Stückzahl von weit über einer Million produziert wurde und viele Kinderzimmer schmückte. NEO Scale Models verdanken wir jetzt eine zeitgemäße und maßstäbliche Miniatur.

Dieser Ghia L6.4 gehört zweifellos zu den bisher spektakulärsten Modellen von NEO. Der Aufwand, der hier betrieben wird, ist beste Kleinserienmanier. Die Form ist gut wiedergegeben, auffallend sind vor allem die großen, gewölbten Fensterflächen und die vielen Fotoätzteile. Bis auf eine leichte Unsauberkeit bei der unteren Kante der Heckscheibe ist unser Fotomuster perfekt verarbeitet. Vor allem die Frontgestaltung, die Räder und die Innenausstattung können begeistern. Die schwarze Lackierung ist hochglänzend und perfekt aufgetragen, allerdings würde mir persönlich ein helleres blau metallic besser gefallen, aber das ist Geschmacksache. Die helle Inneneinrichtung bildet einen schönen Kontrast zur dunklen Karosserie, die zwei Gepäckstücke mit Halteriemen sind ein nettes Detail. Die feinen Ghia-Logos an den Flanken sind eine Idee zu groß, aber ansonsten ist NEOs Ghia L6.4 eine traumhafte Reproduktion eines extravaganten Vorbildes.

Mindestens genauso auffällig, aber weniger geschmackssicher war dann der 1970 präsentierte Stutz Blackhawk II, eine Arbeit des Designers Virgil Exner auf der Basis des Pontiac Grand Prix. Man verknüpfte aktuelles Design mit Zitaten aus den 30er Jahren, wie Kühler, freistehende Scheinwerfer, Auspuffimitationen an den Flanken, freistehendes Ersatzrad und geteilte Frontscheibe. Ausstattungsmäßig war alles möglich, was gut, teuer, aber nicht unbedingt geschmackvoll war, z. B vergoldete Bedienungshebel und Armaturen, Nerz- oder Hermelinteppiche, was den Stutz seinerzeit zum teuersten Auto der Welt machte. Den Markennamen übernahm man von den sportlichen Luxuswagen, die von 1912 bis 1936 produziert wurden. Der übliche Kundenkreis war begeistert: Dean Martin, Isaac Hayes, Sammy Davies jr., Elvis Presley kaufte gleich drei (!). Die ersten Exemplare wurden bei Ghia gefertigt, später gründete man extra die Firma Saturn in Cavallermaggiore. Der Aufwand war extrem hoch, man trug in sechswöchiger Prozedur 22-30 Lackschichten auf, insgesamt verschlang die Fertigung ca. 920 Arbeitsstunden. Immerhin entstanden bis 1977 rund 300 Stutz, es kam noch eine größere Limousine namens IV Porte dazu, dennoch musste 1980 die Produktion mangels Nachfrage eingestellt werden.

Mit PremiumX hat die IXO-Gruppe eine interessante Linie auf den Markt gebracht. Erstaunlich, dass man auch ohne Kioskhintergrund qualitativ hochwertige Diecastmodelle für um 30 Euro anbieten kann. Der Stutz Blackhawk II ist überzeugend gelungen. Die etwas schwülstige Linie ist ebenso getroffen wie die Relikte aus den 30ern, die übergroßen Scheinwerfer, der wuchtige Kühler, die Sidepipes sowie die Chromlinie, die die Zweifarbenlackierung trennt Überhaupt beherrscht der Hersteller die Chrombedampfung von Scheibenrahmen und Zierleisten sehr gut, dadurch wirkt das Modell sehr gediegen. Fotoätzteile werden sparsam verwendet, beim Stutz für die Wischer und das Kühlergitter. Die durch relativ kleine Fenster schlecht einsehbare Innenausstattung ist gut detailliert, das Armaturenbrett ist durch ein Decal reproduziert. Am Unterboden ist die Auspuffanlage teilweise freistehend nachgebildet. Felgen und Reifen entsprechen gut dem Vorbild. Schon erstaunlich, dass man so einem Exoten ein Diecastmodell widmet, es gibt übrigens noch Cabrios, sowohl offen als auch mit Hardtop, mir persönlich gefällt dieses zweifarbige Coupé am besten.

Wir danken Supercars in München für die Zurverfügungsstellung der Fotomuster.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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