
Freitag, 15. März 2013
Knudsen´s American Beauty: Ford Taunus GXL von BoS, 1:18
Eine American Beauty in Muscle-Car-Optik hatte Herr Knudsen da Anfang der 70er mit dem neuen Modell des Ford Taunus auf den Weg gebracht, der äußerlich recht absichtlich an den amerikanischen Bruder Mustang erinnerte, aber wesentlich zahmer unter der Haube war als das Wildpferd. BoS hat sich vor allem Modelle vorgenommen, mit denen viele Sammler Kindheitserinnerungen verbinden, besondere Autos unserer Eltern – Alltagsautos klingt da zu abwertend, auch wenn ich als Grundschüler tatsächlich mit einem Taunus in exakt diesem von BoS exzellent getroffenen Metallicgrünton täglich zur Schule chauffiert wurde.
Allerdings war das damals weder der von BoS nachgebildete Viertürer, noch die GLX-Ausstattung. Diese erkennen wir, wie das Prospekt verrät, an dem schwarzen Vinyldach und den Doppelscheinwerfern, die eine exzellente Tiefe erhalten haben und von entsprechender Lichteinstrahlung zum Leuchten gebracht werden. Dasselbe gilt für die vorderen, ebenso fein in Chrom gefassten Blinkergläser und (in etwas geringerem Maße) für die Rücklichter. Auch Details wie Scheibenrahmen, Scheibenwischer, Markenzeichen, Schriftzüge, Embleme sind sogar besser gelungen als beim Neo Jaguar XJC. Das Resin ermöglich eine hochpräzise Formwiedergabe der Karosserie, unter oder in dem im Farbton sehr gut getroffenen Lack scheinen allerdings ganz leicht Strukturen wie eine Art Pinselduktus durch, gegen die die Oberfläche des Neo-Jags glatter erscheint.
Wie (noch) bei den meisten Resinmodellen, kann man nichts öffnen. Da ohnehin kein V8 unter der Motorhaube gewesen wäre, bleibt Technikliebhabern eine Enttäuschung erspart. Und ob man in den Kofferraum sehen muss, … nicht unbedingt. Schade aber ist es, dass die Türen geschlossen bleiben müssen, denn der wunderbar nachgebildete Innenraum hätte mehr als einen Blick durch spiegelnde Seitenscheiben verdient: Die in Richtung Motorraum versenkten Rundinstrumente der ersten Jahre, die Nachbildung des Holzimitatdekors mit Chromeinfassung, das Lenkrad, Gurtschließen, leider aber ohne Gurte an den B-Säulen. Hinten gab´s auch beim Vorbild keine Gurte, das war damals nicht Pflicht (Selbst 1979 hatte ein Golf GL zwar den Luxus einer Mittelkonsole, aber hinten keine Gurte – die konnte man höchstens nachrüsten).
Wer in unbeobachteten Momenten doch einmal dazu neigt, dem Kind im Manne Einparkmanöver zwischen Locher und Tacker auf dem Schreibtisch zu erlauben, wird mit diesem Modell seinen Traum, Vatis Auto zu fahren, nicht 18-fach verkleinert verwirklichen können: Die Räder lassen sich nur wenig drehen und es gibt keine funktionierende Lenkung. Trotzdem hat dieser Ford Taunus hinsichtlich der Verarbeitung nicht die Silberne Zitrone verdient, die der ADAC damals dem Original verlieh. Ganz im Gegenteil!
Text und Fotos: Karsten Weiß