Donnerstag, 28. Februar 2013
Schwedenstahl mit Power - Volvo 240 Turbo DPM 1985 von Minichamps in 1:43
Minichamps hat wieder ein altes Versprechen eingelöst und den Volvo 240 Turbo in zwei DPM-Versionen ausgeliefert. Wir sagen, ob sich die Wartezeit gelohnt hat.
Ab 1984 gab es in Deutschland eine neue Meisterschaft für der Serie entlehnte Autos, die DPM = Deutsche Produktionswagenmeisterschaft. Ziel war ursprünglich, ein Reglement zu schaffen, das Autos unterschiedlicher Hubraumklassen Chancengleichheit ermöglichte. Vom VW Golf bis zum Camaro war alles dabei, der Sieg im ersten Jahr ging an Volker Strycek auf BMW 635 CSi und 65 Fahrer errangen Punkte! 1985 kam dann das Jahr von Volvo und Per Stureson. Solide Ergebnisse und viel Durchhaltevermögen bescherten ihm den Titel vor Olaf Manthey auf Rover Vitesse und Harald Grohs auf BMW 635 CSi. Und 1986 entstand die DTM, die in den folgenden Jahren den Tourenwagensport in Deutschland dominieren sollte, aber letztlich an ihrem überhöhten Aufwand zugrunde ging.
Volvos 240 Turbo war nicht gerade der geborene Rennwagen. Aber die schiere Leistung des aufgeladenen Triebwerks und die Robustheit waren Pluspunkte, und so konnte man neben dem DPM-Titel auch die europäische Tourenwagenmeisterschaft gewinnen. Von aussen zeigen nur Front- und Heckspoiler sowie die Räder, dass die Familienlimousine zum Rennauto mutiert ist, der Innenraum ist natürlich karg und aufs Nötigste beschränkt eingerichtet.
Für unsere Besprechung haben wir den Meisterwagen von 1985 bevorzugt, Minichamps bietet auch noch den Volvo aus der ersten DTM-Saison an, mit dem Stureson immerhin noch Vierter wurde. Die Form der kantigen Limousine wurde sehr gut getroffen, die Ecken der Windschutzscheibe sind etwas zu rund und die recht dicke Verglasung kann mit den feinen Fenstereinsätzen der Resineminiaturen nicht mithalten. Aber der Volvo steht schön satt auf den Rädern mit feinen Leichtmetallfelgen, die ziemlich minimalistischen Sponsorenkleber sitzen am richtigen Platz und die Aussendetails sind gut wiedergegeben. Die Wischer sind befriedigend, für Minichamps-Verhältnisse sogar recht fein, die Haubenverschlüsse sind leider nur Decals. Innen sieht es gut aus, der ausgeräumte Fahrgastraum und der massive Käfig sind toll reproduziert. Und der Unterboden verdient sich Sonderpunkte, wenn auch die Befestigungen für den Schachtelboden innerhalb der Detaillierung sehr stören. Insgesamt also durchaus ein gelungenes Modell aus Aachen, uns gefällt er so gut, dass wir über die kleinen Schwächen gnädig hinwegsehen.
Ein Satz noch zu Preis- und Materialdiskussionen: Unserer Meinung nach ist das Material, aus dem ein Modell entsteht, nicht massgeblich, das Ergebnis zählt. Und im Preis spielt es für den Sammler auch keine Rolle mehr, ein Rennsportmodell von Minichamps kostet heute ungefähr genausoviel wie ein Spark-Standardmodell. Wichtig ist eigentlich nur, dass der Sammler sich an Modellen wie diesem Volvo erfreuen kann, ob ihm das rund 55 Euro wert ist, muss jeder selbst entscheiden! Eine Tourenwagensammlung ohne den rasenden Kohlenkasten aus Schweden wäre sicherlich unvollständig!
Fotos und Text: Rudi Seidel
Wir danken Supercars in München für das Besprechungsmuster.