Sonntag, 9. Dezember 2007

Edles aus Untertürkheim - Mercedes 280 SE Coupé und Cabriolet, Norev 1:18

Den Begriff "Premium" nutzte Mercedes in den sechziger Jahren noch nicht, um sein Fahrzeugprogramm zu umschreiben - dabei passt er perfekt auf Coupé und Cabrio der Baureihe W111. Im Jahre 1961 wurden die zweitürigen Versionen der berühmten "Heckflossen"-Limousine vorgestellt. Schnörkellos elegant gezeichnet und edel ausgestattet stellen die in nur kleinen Stückzahlen gefertigten Fahrzeuge bis heute Spitzenerzeugnisse des schwäbischen Autobauers dar.

Für Modellautosammler sind diese Traumwagen immer wieder miniaturisiert worden, legendär ist z.B. Schucos "Girato" mit Uhrwerkantrieb und funktionsfähigem Mehrganggetriebe nach Vorbild des W111 Cabriolets. Dem 1:18-Sammler deutlich bekannter dürfte der W111 von Maisto sein, denn das Cabriolet ist von den Thailändern schon vor einiger Zeit produziert worden. Bevor man nun eine überflüssige Doppelentwicklung vermutet, sei aber gesagt, dass der Maisto-W111 das sogenannten Flachkühler-Cabrio darstellt, die spätere Variante der Baureihe. Die nun neu erschienenen Norev-Modelle hingegen zeichnen die frühen Hochkühler-Modelle nach. Zudem gab es die Coupé-Variante nie im Maisto-Programm - eine echte Marktlücke, dass dieses traumhafte Auto noch nicht in 1:18 erschienen ist.

Entsprechen die Norev-Modelle denn nun auch dem Premium-Niveau der Vorbilder? Die Karosserielinien hat man zumindestens gut getroffen und so geben beide Versionen des W111 die fast zeitlose Form dieser edlen Klassiker exakt wieder. Die Chromteile machen einen guten Eindruck, die Spaltmaße ebenso. Ein bisschen zu voluminös präsentieren sich die Rückspiegel, die bei beiden Fotomodellen auch nicht sonderlich gut befestigt waren. Unschön auch, dass die Dreiecksfensterrahmen der Türen zu Frontscheibenrahmen und Dach (beim Coupé) große Spalten aufweisen.

An der Front sticht zunächst der Kühlergrill ins Auge, den ein fotogeätzter Stern krönt. Der Grill ist nicht durchbrochen, die Öffnungen werden durch raffinierte Schwärzungen erreicht. Sieht gut aus und ist in der Preisklasse vermutlich auch nicht filigraner machbar. Die Frontscheinwerfer bilden die optionalen US-Scheinwerfer nach, die auch in Deutschland sehr beliebt waren. Die Befestigungsstifte der Klarsichtteile sind aber leider sehr dominant, merkwürdig, dass man dieses Problem bei den Zusatzscheinwerfern besser im Griff hat...

Unter der Motorhaube findet sich eine umfangreich kolorierte Nachbildung des Reihensechszylinders, die gut gelungen, wenn auch ein wenig bunt erscheint. Schade, dass auch hier nur eine lackierte und bedruckte Plastikplatte das Triebwerk nachbildet, ein richtig ausgeformter Motor wäre schöner. Dennoch, das Bild unter der Haube macht einen guten Eindruck.

Dieser gute Eindruck setzt sich auch im Interieur fort. Das Rot des Cabrios wirkt zwar ein wenig plastikhaft, aber nicht schlecht, mir gefällt das cremefarbene Interieur des Coupés etwas besser. Die Details sind natürlich bei beiden Modellen identisch. Das Armaturenbrett ist umfangreich bedruckt und lackiert, die Nachbildung des Holzdekors ist allerdings nicht allzu gelungen. Sehr gelungen hingegen ist das zeittypische Lenkrad mitsamt verchromtem Hupring. Teppichnachbildungen wären im edlen Interieur der Stuttgarter Luxuskreuzer auch noch schön gewesen.

Also, durchaus viel Licht, aber auch ein wenig Schatten. Zappenduster wird es allerdings bei den Rädern. Die Felgen - bzw. Radkappen - sind ja noch durchaus schön, aber die Reifen leiden wieder einmal an der Norev-typischen Ballonreifenkrankheit. Ich weiss nicht, welcher Produktentwickler den deutschen Klassikern immer diese furchtbaren, übergroßen Reifen verordnet, aber irgendwer sollte ihn dringend stoppen! Auch wenn die Reifen nicht ganz so daneben sind, wie bei den beiden klassischen SL, so sind sie dennoch viel zu voluminös und sorgen für einen merkwürdigen Gesamteindruck und eine völlig falsche Straßenlage. Das überflüssige gefederte Fahrwerk tut dann noch sein Übriges. Schade, Norev, das müsst ihr in den Griff bekommen. Ansonsten kann sich euer 280 SE sowohl als Cabrio als auch mit Blechdach durchaus sehen lassen.

Unsere Fotomuster wurden uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlichst für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

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