Dienstag, 27. November 2012

Gentlemen's Express - Bristol 401 und 404 von Neo Scale Models, 1:43

Die Anfänge von Bristol Cars lagen, wie bei vielen britischen Automobilherstellern, in der Produktion von Kampfflugzeugen im zweiten Weltkrieg. Nach Ende der Kampfhandlungen hatte man Produktionsstätten und zahlreiche Arbeitskräfte, aber der Bedarf nach neuen Flugzeugen oder Ersatzteilen war nicht mehr ausreichend, um das Werk auszulasten. So beschloss man, in die Automobilproduktion einzusteigen. Als Basis erwarb man eine Lizenz von Frazer Nash für die Produktion von BMW-Typen. Als erstes Modell stellte man 1947 den Bristol 400 vor, ein luxuriös ausgestattetes Sportcoupé, das eine Kombination aus dem legendären Motor des BMW 328 und dem Chassis des 326 darstellte. Die Karosserie orientierte sich am 327 und war entsprechend elegant und gefällig. Der Nachfolger sollte sich optisch mehr von der Vorkriegsgestaltung des 400 entfernen und so ließ man sich vom italienischen Stil der Carrozzeria Touring inspirieren, der den 1948 präsentierten 401 deutlich größer und eigenständiger wirken ließ.

Dieses zweite Bristol-Automobil hat Neo Scale Models nun in ein exzellentes 1:43-Modell umgesetzt. In elegantem Graumetallic gehalten, trifft der kleine 401 die Proportionen des Vorbildes sehr genau und besonders die zahlreichen Chromdetails wissen zu gefallen, die oft aus geätztem Metall bestehen. Vorne finden wir eine filigrane BMW-Niere, die auf den immer noch auf BMW-Technik basierenden Unterbau des 401 hinweist, hinten sitzen winzige Rückleuchten am abgerundeten Heck. Die sehr komfortable Innenausstattung des Vorbildes bildet Neo mit sauberen Lackierungen und gut verarbeiteten Decals nach. Positiv muss die insgesamt sehr überzeugende Verarbeitung unseres Modelles erwähnt werden, bei Neo leider nicht selbstverständlich.

Das Vorbild des Bristol 401 wurde 1953 durch den äusserlich sehr ähnlichen 403 abgelöst, aber inzwischen wirkte der barocke Stil des großen Coupés reichlich veraltet. Zudem wollte man der solventen Klientel eine kompaktere und sportlichere Alternative bieten und präsentierte neben dem 403 auch den kleineren, aber optisch deutlich moderneren 404. Unter dem Blech war die Basis im Kern dieselbe geblieben, wenn auch das Chassis deutlich verkürzt wurde, auch der Sechszylinder in der Front basierte immer noch auf BMW-Technik, aber rein optisch lagen Welten zwischen den beiden Wagen des Bristol-Programmes. Der 404 wurde von Bristol als "the businessman's express" beworben und konnte dieses Versprechen dank sportlicherer Abstimmung und etwas leichterer Karosserie gegenüber dem 403 auch einlösen. Die aerodynamische Karosserie nahm Bezug zu italienischen Konkurrenten, die kleinen Heckflossen lehnten sich an den Rennsportwagen Bristol 450 an. Der kleine Kühllufteinlass an der Front trug keine Nieren mehr sondern sollte in seiner Form an die Lufteinlässe bei Flugzeugturbinen erinnern. Trotz seiner Qualitäten wurde der 404 kein wirtschaftlicher Erfolg für Bristol, sein hoher Preis verhinderte eine größere Marktverbreitung. Nur 52 Bristol 404 entstanden, aber der Wagen legte die Basis für die weiteren Entwicklungen des Modellprogrammes.

Ein seltenes Automobil also, aber diese Kleinigkeit hat Neo ja noch nie von der Produktion eines Modelles abgehalten. Neben dem 401 wirkt der 404 in 1:43 geradezu winzig, aber die Größenverhältnisse passen perfekt. Die eleganten Proportionen mit der langen Motorhaube und der tropfenförmigen Fahrgastzelle sind korrekt nachgebildet, der dunkelrote Lack glänzt satt. Auch hier gefallen die geätzten Chromakzente und die sehr hochwertige Verarbeitung. Innen gibt es ein schwer einzusehendes, aber schön detailiertes Interieur mit Wurzelholzdecals und gelungenen Instrumenten. Die Leuchten vorne und hinten sind gelungen, im Kühlergrill sitzt der oft, aber nicht immer, eingebaute Zusatzscheinwerfer.

Nach der Pleite 2011 und der folgenden Übernahme durch den Frazer-Nash-Konzern soll Bristol zukünftig für Hybrid- und Elektroautomobile feinster Machart stehen, erste Fahrzeuge sind in der Entwicklung. Es scheint also, als hätte dieser sehr spezielle und sehr britische Autohersteller eine große Zukunft vor sich. Da ist es um so schöner, dass sich ein Modellhersteller nun endlich den entsprechenden Modellen widmet und wenn Neo dies auch weiterhin in der ausgezeichneten Qualität dieser ersten beiden Typen täte, würde das sicher nicht nur mich erfreuen. Einen 409 könnte ich mir noch gut in meiner Sammlung vorstellen...

Text und Fotos: Georg Hämel

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