Montag, 15. Oktober 2012
Scagliones Meisterwerk - Alfa Romeo Tipo 33 Stradale von AutoArt, 1:18
Bei Alfa Romeo die Frage nach dem schönsten Auto der Firmengeschichte zu stellen, ist nicht ganz einfach - schließlich hat man rückblickend in der über hundertjährigen Geschichte eine ganze Reihe schöner und faszinierender Automobile auf die Räder gestellt. In den Augen vieler Designexperten und Automobilhistoriker gibt es aber nur einen wahren Favoriten, den 1967 erstmals präsentierten Alfa Romeo Tipo 33 Stradale. Basierend auf dem erfolgreichen Rennfahrzeug mit Achtzylinder-Mittelmotor wollte Alfa Romeo einen leistungsstarken und sehr exklusiven Straßensportwagen bauen, dafür wurde das Chassis des Rennwagens nur relativ behutsam umgebaut, in erster Linie um ein etwas komfortableres Cockpit zu ermöglichen. Aber auch mit dem leichten Anflug von Luxus, den man dem 33 Stradale gönnte, war es immer noch ein kompromissloser Sportler mit einer Spitzengeschwindigkeit jenseits der 250 km/h.
Das alleine wäre ja schon faszinierend genug, aber zum Erlebnis wird der Tipo 33 Stradale erst durch seine hinreißende Karosserie, entworfen von Franco Scaglione, der in den fünfziger Jahren mit Bertone an den legendären Alfa B.A.T.-Modellen, aber auch der Giulietta Sprint gearbeitet hatte. Die langgestreckte, sanft gerundete Linie mit den großen Luftauslässen an der Seite, dem üppig verglasten Dach und den schräggestellten Frontscheinwerfern ist unverwechselbar und perfekt gelungen. Der erste Prototyp, der sich heute in der Sammlung des Alfa-Romeo-Museums befindet und immer wieder gerne bei Oldtimerveranstaltungen und -Messen präsentiert wird, unterscheidet sich von den späteren "Serienprodukten" durch die großen Doppelscheinwerfer und den fehlenden Luftauslass hinter den Vorderrädern. Gerade diese Version empfinde ich als besonders gelungen.
So scheint es auch den verantwortlichen Modellentwicklern bei AutoArt zu gehen, denn ihr jetzt erscheinendes Modell des Tipo 33 Stradale haben sie exakt diesem ersten Prototyp nachgebildet. Auf den ersten Blick kann die Größe - oder besser die Winzigkeit - des Modelles überraschen, denn der Tipo 33 Stradale ist ein ziemlich kompaktes Auto. Knapp ein Meter hoch, stellt es schon eine besondere Herausforderung an normal gewachsene Mitteleuropäer dar, sich in den schmal geschnittenen Innenraum zu zwängen. Der AutoArt-Tipo 33 ist also absolut maßstabsgetreu. Die Formen trifft AutoArt einmal mehr mit wunderbarer Präzision und natürlich lassen sich alle Türen und Hauben öffnen und mit minimalen Spaltmaßen schließen.
Das recht spartanische Interieur hinter den leicht nach oben öffnenden Türen wird von AutoArt mit faszinierender Detailtreue nachgebildet. Die mit gebürstetem Metall belegte Mittelkonsole trägt die winzigen Schalterdes Vorbildes, darüber finden wir die mittig angeordneten Instrumente, die zum Fahrerplatz hin geneigt sind. Im direkten Blickfeld des Piloten gibt es nur ein großes Rundinstrument hinter dem sportlichen Lederlenkrad. Auch die dort befindlichen winzigen Schalter hat man exakt nachgebildet, wie auch den kleinen Schiebehebel, mit dem sich beim Vorbild die Belüftung öffnen lässt. Einfach großartig! Auch die Materialoberflãchen wissen zu gefallen und treffen das Aussehen des Vorbildes perfekt.
Der kompakte Achtzylinder versteckt sich unter der komplett nach hinten klappenden Motorhaube und ist samt Hinterradaufhängung in absolut beeindruckender Manier nachgebildet worden. Alle Kabel und Schläuche sind an Ort und Stelle, die Ansaugstutzen werden mit einem feinmaschigen Gitter abgedeckt. Einmal mehr achtet AutoArt auf realistische Farben und sehr wirklichkeitsnahe Materialanmutung, dieses Motorabteil mit seinem filigranen Rohrrahmen und den zahllosen Details ist große Modellbaukunst. Auch unter der Fronthaube zeigt man zahlreiche Details, wenn auch vorbildgerecht etwas weniger Feinheiten zu finden sind. Hier liegt das Reserverad, das dieselben wunderbaren Cromodora-Felgen trägt, wie alle anderen Räder. Erwähnt werden müssen noch die realistischen Leuchten, die filigranen Gitter rundum, die feine Darstellung des Alfa-Schildes an der Front und die Auspuffendrohre, aus denen man in jedem Moment das Brüllen des Rennachtzylinders erwartet.
Habe ich noch etwas vergessen? Nun, man könnte noch die feinen Chromdetails, die filigranen Schriftzüge oder die realistischen Scharniere erwähnen, aber vermutlich ist meine Begeisterung für dieses Modell bereits ausreichend deutlich geworden. Für 190 EUR liefert AutoArt hier ein Modell, dass sich hinter den großen Namen der High End-Modelle nicht verstecken muss. Ganz im Gegenteil, denn wo die ultrafiligrane Konkurrenz mit überflüssigen Gags wie funktionierenden Kofferraumschlösser oder kugelgelagerten Rädern punkten will, darüber aber die Formen und Proportionen vernachlässigt, zeigt AutoArt hier, was ein wirklich gutes Modell ausmacht. Das ist natürlich nicht billig, aber im Falle des Alfa Romeo Tipo 33 Stradale seinen Preis absolut wert.
Wir danken AutoArt für die Bereitstellung unseres Besprechungsmusters!
Text und Fotos: Georg Hämel