Freitag, 12. Oktober 2012

Das sechste Element: Der Lamborghini Sesto Elemento von MR, 1:18

Das sechste Element?! War das nicht der Stirb-langsam-Science-Fiction mit Bruce Willis? Nein, das war „Das fünfte Element“! Trotzdem hätte das futuristische Lamborghini Concept Car, das auf dem Pariser Autosalon 2010 vorgestellt wurde zweifellos nicht weniger gut in einen Science Fiction gepasst als der Audi aus „I Robot“. Der Name des Lamborghini-Konzepts ist vielmehr ein Verweis auf das chemische Periodensystem der Elemente, in dem Kohlenstoff (engl. carbon) an sechster Stelle steht. Und das fasst zusammen, was das Konzept bei Lamborghini war: Nämlich möglichst viel an dem Auto aus dem Leichtbau-Werkstoff zu fertigen, den wir landläufig Karbon nennen. Bei der Karosserie und Fahrgastzelle ist das nichts ganz neues (vgl. Pagani Zonda R), doch beim Lambo-Concept sind sogar Antriebsstrang und Federung aus Karbon. Das reduziert das Gewicht extrem auf 999 kg –den aus dem Gallardo übernommenen 5.2-Liter V10-Motor bereits eingeschlossen (selbst das Superleichtgewicht der Gallardo-Familie, der Superleggera, wiegt ein Drittel mehr). Jedes der 570 Pferde aus diesem Motor muss also gerade mal 1,75 kg bewegen, so dass die über alle vier Räder auf die Straße gebrachte Traktion das Mega-Leichtgewicht aus dem Stand in 2,5 Sekunden auf Tempo 100 bringt.

MR hat die futuristische Form mit seinen in sich verwinkelten Dreiecksgrundflächen hervorragend umgesetzt. Klein und gemein sitzt das dreizehnte von 299 Resin-Modellen auf seinem Ledersockel. Das Karbon der Karosserie sieht täuschend echt wie Karbon aus. MR hat das Modell nicht im Karbonlook bedruckt, sondern es allen Ernstes rundum mit Folie beklebt. Das ist auch überall, wo es flächig zugeht, kein Problem, auch dann wenn diese Flächen verwinkelt sind. Aber flächige Materialien um Rundungen zu legen ist natürlich ein Verarbeitungsproblem. Die kantige Lamborghini-Formensprache mit seinen verwinkelten Flächen ist dazu auch meistenteils bestens geeignet. Nur über den hinteren Radausschnitten ist es unvermeidlich gewesen, die Folien einzuschneiden, ohne dies durch Vorbildtreue so schön kaschieren zu können, wie an den vorderen Rädern. Gut verarbeitet sind die feinen Schnitte kaum sichtbar. Bei aller Gewichtssparwut war der Karbonheckflügel für ausreichend Downforce unerlässlich. Auch den hat MR sauber in Karbonfolie gewickelt. Schön gelungen auch die markant oben hinter dem Heckflügel herausschauenden Auspuffrohre, die im Original aus Glaskeramik sind, um leicht und hitzebeständig zu sein. Und die Rückspiegel sind ein sehr gut nachgebildetes Designkunstwerk. Vor allem, dass man keinen Farbunterschied zum restlichen Karbon sieht, sollte man anerkennen.

Die auffällig roten Titaniumschrauben sind alle nachgebildet und die Lufteinlässe, die hexagonalen Entlüftungen und Tankbefüllungseinfassungen ebenfalls im selben Signalrot bemalt. Rot sind auch die Sättel der spitze detaillierten Karbon-Keramik-Bremsanlage hinter den Fünfspeichen-Karbonfelgen, das Motorteil (Getriebe-Differential?), das hinten herausschaut, der Lamborghini Schriftzug am Heck und natürlich die Rücklichter. Diese sind leider etwas matt undurchsichtig ausgefallen und lassen die Dreiecksform der LEDs nicht so schön durchschimmern.

Mit Karbon, rot und futuristisch geht es auch im ebenfalls auf Minimalismus angelegten Innenraum weiter, den wir beim Resin-Modell nur durch geschlossene Türen bewundern können. Echte Sitze sind der Gewichtsreduzierung zum Opfer gefallen und die in den Karboninnenraum geprägten Sitzmulden nur mit roten Kissen gepolstert. Die roten Hosenträger-Renngurte hat MR mit Lamborghini-Wappen und italienischer Flagge versehen. Renn-minimalistisch-funktional ist auch die weitere Ausstattung nachgebildet. Statt eines Armaturenbretts hat der Sesto Elemento nur einen Karbon-Träger, durch den man das Lenkgestänge sieht, darauf notdürftig eingehüllter Bildschirm anstelle der Instrumente, das rote Rennlenkrad mit Schaltpaddeln, die so filigran und hauchdünn sind, dass es besser ist, dass man die Türen nicht öffnen und sie berühren kann. So sieht der Innenraum einer reinen Fahrmaschine aus.

Wie der deutsch-italienische Chef von Lamborghini, Stephan Winckelmann, immer wieder betont hat, ist der Sesto Elemento vor allem ein Concept Car, also ein Technologieträger und eine Designstudie, die richtungsweisend für zukünftige Modelle sein sollte. Jeder neue Lamborghini werde den Geist des Sesto Elemento atmen. Das kann man mit Blick auf den Aventador gut nachvollziehen. Ob der Sesto Elemento auch noch einmal als Diecast-Modell kommt, ist ebenso ungewiss wie die Frage, ob das Original jemals in noch so limitierter Zahl und ohne Straßenzulassung für Kunden gebaut wird. Als Meilenstein in der Lamborghini-Entwicklung ist das MR Modell daher eine Bereicherung für die Lamborghini-Sammlung.

Text & Fotos: Karsten Weiß

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