Samstag, 29. September 2012

Nomen est Omen: Wow-Faktor auf Rädern – der Lamborghini Countach 5000S von Kyosho, 1:18

Zugegeben, der Kyosho-Lambo ist alles andere als eine Neuerscheinung. Doch dieser Tage versüßt man sich als Lamborghini-Fan gern die Wartezeit auf den Aventador von AutoART, indem man sich dessen Ahnen noch einmal genauer anschaut. Hier also der Urgroßvater:

Der betagte Italiener aus Sant´Agata Bolognese sieht dabei auch heute noch alles andere als alt aus und erzeugt beim autobegeisterten Nachwuchs noch immer denselben Wow-Effekt, dem der ausnahmsweise ohne Stierbezug getaufte Lambo der Legende nach seinen Namen verdankt. Natürlich werden Puristen daran erinnern, dass dieses erste „Wow“ 1971 dem Ur-Countach galt, der anders als der hier besprochene 5000S weder Front- noch Heckspoiler oder ausgestellte Radhäuser hatte. Obligatorisch im Genpool aller großen Lamborghini geblieben sind aber bis heute die typischen Scherentüren, ein V12-Motor und ein extraterrestrisch radikales, aggressives, kompromissloses, scharfkantig-keilförmiges Design. Dazu passte auch das Fahrverhalten, denn neben dem Erscheinungsbild des Lamborghini gehört es auch zu seinem Ruf, dass sein Fahrer die rohen Kräfte des wilden Stiers zu bändigen wissen muss. Denn 1982 gab es dabei noch keine kleinen Computerhelferlein wie ESP und ABS, um die 375 Pferde- ... Pardon ... Stierstärken, die den Countach in 5,4 Sekunden auf Hundert und bis zur rekordverdächtigen Raserei von 300 km/h bringen konnten, bändigen zu helfen. Berüchtigt ist auch die praktisch nicht vorhandene Sicht nach hinten, so dass sich der Countach-Fahrer in einer Zeit, in der es natürlich auch keinen freundlich piepsenden Parkassistenten gab, beim Rückwärtsfahren spektakulär auf die Schwelle der offenen Scherentür setzen musste. Doch auch ohne solche Manöver zieht die Design-Ikone noch heute Blicke auf sich.

Kyosho hat den Donnerkeil-Hingucker hervorragend nachgebildet. Die keilförmige Front geht nahtlos in die flache Windschutzscheibe über, wo sie sich nicht vorbildgetreu über den Vorderrädern zur richtigen Wölbung erhebt. In diesen Wölbungen links und rechts der trapezförmigen und nach vorne zu öffnenden Motorhaube, unter der außer für das Ersatzrad, den Schlauch für Belüftungsanlage, die Batterie, den Wischwasserbehälter und das rote Doppelhorn der Hupe kein Platz mehr ist, sind die Klappdoppelscheinwerfer und darunter unter Glasabdeckung die Blinker untergebracht. Letztere wirken dort etwas zu klobig (und sind bei AUTOART flacher). Die chromeingefassten Klappscheinwerfer auf schwarzem Grund können in die korrekte Position geöffnet werden und vermitteln hinreichend Tiefe. Den in den Frontspoiler eingelassenen Nebelleuchten fehlt die überzeugende Tiefe leider (auch das ist bei AUTOArt besser gelungen). Dafür ist der Einarm-Scheibenwischer mit den beiden Wischblättern filigraner als bei AUTOArt.

Das bescheidene „Gepäck“, das selbst unter der Fronthaube keinen Platz fand, kann dafür hinter dem V12 Motor untergebracht werden. Wer die Klappe hinter der eigentlichen Motorhaube mit samt dem gigantischen Heckspoiler nach vorn hochklappt, findet das winzige beflockte und zerklüftete Gepäckabteil. Davor findet der Technikfan das detailliert mehrfarbig nachgebildete V12-Triebwerk mit seinen beiden dicken roten Hochspannungskabelbündeln, die beim Verteiler hinten links zusammenlaufen, und anderer Verkabelung, ohne natürlich die technische Detailverliebtheit von CMC-Modellen zu erreichen. Die diversen schwarzen Belüftungsgitter, die ebenso schön mit dem weißen Lack kontrastieren wie der Lufteinlass an den Türen, sind selbstverständlich durchbrochen. Die vier Auspuff-Endrohre sind ein wahrer Traum und bilden Innenrohre und Außenverblendung sogar besser ab als beim AUTOArt-Modell. Die rückwärtige Beleuchtung wirkt zu tiefenlos, ist aber völlig vorbildgetreu. Die Schriftzüge sind hundertprozentig korrekt. Eindrucksvoll sind in der Rückansicht auch die von Pirelli extra angefertigten breitesten Reifen, die je bei einem Serienfahrzeug verbaut wurden – wahre Walzen.

Wer versucht ist, die Spaltmaße zu bemängeln, oder findet, dass die ausgestellten Radhäuser angeklebt wirken, der sei darauf hingewiesen, dass dies absolut originalgetreu ist. Im Gegenteil schließen die Scherentüren sogar genau genommen mit zu wenig Spalt. Der Mechanismus der Scherentüren ist geradezu genial nachgebildet und gibt bei offener Tür den Blick auf einen liebevoll detaillierten Innenraum frei. Die 7 Rundinstrumente, die Reihe bunter Kontrolllampen und Kippschalter im Armaturenbrett und die Knöpfe in der Mittelkonsole sind korrekt mit winzigen Symbolen bedruckt. Bei entsprechender Vergrößerung kann man sogar den Kilometerstand und die Tageskilometer ablesen! Leider hat man aber das Bedrucken beim kleinen quadratischen Knopf links unterhalb des Armaturentafelkastens vergessen. Dem Lenkrad fehlt zur vollständigen Illusion nur die Nachbildung der Nähte. Selbstverständlich wurden auch Stoffgurte mit geätzten Gurtschließen und Gurtschlösser nicht vergessen. Die abgesteppten Sitzpolster der Schalensitze wurden gut nachgebildet, allenfalls die Seitenwangen wirken etwas hoch. Der Boden ist selbstverständlich beflockt.

Alles in allem also eine sehr gelungene Nachbildung der inzwischen 30-jährigen (bzw. 40-jährigen) Design-Ikone. Nachdem Diablo und Murcielago danach etwas runder geworden waren, kommen beim Urenkel Aventador wieder stärker die kantigen Gene des alten Herrn Countach durch, auch wenn sich die Kantigkeit diesmal eher vom Stealth-Jäger-Chromosom des Reventon und Sesto Elemento herleitet. Doch über diese Verwandten ein ander Mal mehr.

Text & Fotos: Karsten Weiß

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