Freitag, 28. September 2012

Was lange währt, wird endlich gut? Der Ford Focus RS 500 von Minichamps, 1:18

Zum Abschied des der aktuellen Baureihe vorangegangenen Ford Focus präsentierte Ford 2010 eine äußerst exklusive Edition des sportlichsten Focus, den auf 500 Stück limitierten Ford Focus RS 500, und schuf damit den stärksten Fronttriebler der Welt. 350 PS und bis zu 460 Newtonmeter zerren an der Vorderachse und beschleunigen den Rallye-Sportler in 5,6 Sekunden auf 100 und weiter auf eine Spitzengeschwindigkeit von weit mehr als den werksgarantierten 265 km/h. Nur dank eines ausgeklügelten Sperrdifferentials an der Vorderachse verreißt soviel Vortrieb das Lenkrad nicht so unbeherrschbar brutal wie beim RS der ersten Focus-Generation. Die Farbauswahl für diesen brachialen, gegenüber dem „normalen“, gern in auffälligem Giftgrün daherkommenden Focus RS noch einmal um 45 PS leistungsgesteigerten Kölner könnte von Henry Ford selbst stammen: 500 Kunden weltweit konnten ihren exklusiven Focus in jeder Farbe bekommen ¬– solange es mattschwarz war.

Dieses Mattschwarz, das beim Original eigentlich eine Klebefolie auf schwarz glänzendem Lack ist, bildet Minichamps an seiner achtzehnfachen Verkleinerung tadellos (also gerade nicht glänzend) nach. Allerdings sind die Lufteinlässe auf der Haube im Original nicht matt, sondern setzen sich ebenso glänzend ab wie die Frontleiste der Haube. Bei den seitlichen Lufteinlässen, Felgen, Spiegeln sowie bei Heckspoiler, Frontschürze und Heckdiffusor ist diese Akzentuierung besser berücksichtigt. Das Muskelspiel der Sicken, Spoiler und Hutzen und die leicht bullige Coupe-Form der Karosserie sind gut getroffen. Auch die Auspuffanlage mit ihren großen Endrohren vermittelt glaubwürdig, die RS-Soundkulisse erzeugen zu können. Dass die große Fläche der Gitter in der Frontschürze nicht durchbrochen, sondern konturiertes Plastik ist, wirkt dagegen billig. Überzeugend nachgebessert haben die Aachener gegenüber dem Vorserienmuster bei den Spaltmaßen im Bereich der Windschutzscheibe und der charakteristischen Scheinwerfergläser, unter denen die Beleuchtungstechnik sehr schön nachgebildet wurde. Die dunkle Tönung der hinteren Seitenscheiben und der Heckscheibe ist besser gelungen als in 1:43, wo diese rötlich-braun schimmern. Allerdings hat kann man mit der Passgenauigkeit und dem Zuschnitt dieser Scheiben ziemliches Pech haben. Die Heckscheibe ist wie beim Vorbild unten auf die Heckklappe aufgesetzt, so dass es sofort unangenehm auffällt, wenn diese gerundete Kante unsauber zugeschnitten oder zurechtgefeilt wurde, um an der Heckklappe aufgeklebt zu werden. Auch bei den hinteren Seitenscheiben kann man Pech mit der sauberen Verarbeitung haben. Der RS-Schriftzug am Heck ist ebenso wie an allen anderen Stellen sehr schön dreidimensional angebracht, der „500“-Schriftzug darunter jedoch anders als beim Vorbild nicht. Der „Focus“ - Chromschriftzug müsste beim RS 500 eigentlich entfallen. Den charakteristischen Heckleuchten in der C-Säule fehlt es leider völlig an Tiefe. Das hat man an chinesischen Modellen der zweiten Focus-Generation schon besser gesehen.

Der 2.5-Liter Fünfzylinder-Turbo unter der Motorhaube wird recht genau, jedoch ohne größere Feinheiten wie Verkabelung, farbliche Absetzung der Flüssigkeitsdeckel und ohne den gelben Griff des Ölmessstabs dargestellt. Dafür muss man auf die Plakette mit dem filigran nachgearbeiteten „RS 500“-Schriftzug nicht verzichten.

Im beflockten Innenraum sind die in Chromnachbildung gefassten ovalen Lufteinlässe, das 3-Speichenlenkrad und die sehr schön detaillierte Mittelkonsole einschließlich Schalthebel, Handbremse und Startknopf dem Vorbild sehr gut nachempfunden, jedoch mit etwas kurz geratener Mittelarmlehne. Selbstverständlich fehlt auch der Schriftzug mit der Limitierungsnummer am Ablagendeckel nicht. Komplett verzichtet hat Minichamps dagegen auf sämtliche Sicherheitsgurte und Gurtschließen für die Rückbank und die Recaro-Sitze, die beim Vorbild eigentlich rot, bei Minichamps jedoch schwarz sind, ebenso wie auf die Bedienelemente für Seitenspiegel und Fensterheber auf den Armlehnen der Türen. Die entgegen dem Vorbild nicht verchromte Pedalerie drängt sich soweit in die Mitte, als wolle sie für weitere 3 Pedale Platz lassen, so dass sich die Kupplung mittig unter dem Lenkrad findet. Die Instrumente hinter dem Lenkrad sind von Minichamps leider nur als Aufkleber dargestellt. Im ebenfalls beflockten Kofferraum findet sich aus unerfindlichen Gründen eine seltsame Stufe, die es im Original nicht gibt, und die Kofferraumabdeckung ist völlig unbeweglich. Besser also, man lässt die Türen geschlossen und betrachtet den Innenraum nur durch die vorderen Seitenscheiben und die Frontscheibe und freut sich, dass die hinteren Scheiben den Innenraum hinter den Vordersitzen so schön abdunkeln.

Angesichts der Preissteigerungen der letzten Jahre könnte man argumentieren, dass man für unter 100 Euro nichts Besseres erwarten kann. Vergleicht man aber mit dem Modell des aktuellen Ford Focus von Paudi, zeigen die Chinesen, dass in diesem Preissegment eine in Vielem bessere Qualität möglich ist. Schade, denn die bei Minichamps inzwischen übliche, auch hier wieder mehrfach verlängerte Wartezeit weckt Erwartungen. Freilich liegen die Enttäuschungen auf dem hohen Niveau des anspruchsvollen Sammlers, der auf seiner Wunschliste dieselben Supersportwagen hat, die AUTOArt in Konkurrenz zu Minichamps auf den Markt bringen wird, der aber auf eine Figur des „Top Gear“-Testfahrers The Stig zugunsten von besserer Modellqualität verzichten würde, obwohl er durchaus Fan der britischen Fernseh-Show ist.

Text & Fotos: Karsten Weiß

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