Donnerstag, 16. Dezember 2010
Ferrari 512 BB LM von BBR, 1:18
Nach der Beendigung des 312 PB-Projektes zog sich Ferrari werksseitig von Sportwagen- und GT-Rennen zurück, um alle Kräfte für die Formel 1 bündeln zu können. Mit dem 365 GTB/4 "Daytona" Competizione bot man den interessierten Privatteams immerhin ein siegfähiges Fahrzeug an, mit dem drei Jahre in Folge die GT-Klasse der 24 Stunden von Le Mans gewonnen werden konnten. Doch die Konkurrenz wurde stärker, doch in Maranello hatte man kein Interesse einen neuen GT-Rennsportwagen aufzulegen - trotz aller Bitten der großen Privatteams. Nachdem man mit zwei Fahrer- und drei Konstrukteurtiteln 1975, 1976 und 1977 in die F1-Erfolgsspur zurückgekehrt war, entschloß man sich bei Ferrari, dem Drängen nachzugeben und doch auf Basis des inzwischen neuen 512 BB eine Rennversion zu konzipieren.
Pininfarina wurde beauftragt, eine komplett neue Karosserie zu entwerfen, die besonders windschlüpfrig sein sollte, um möglichste hohe Endgeschwindigkeiten auf den Geraden in Le Mans zu ermöglichen. Das Ergebnis war eine ausladende GFK-Karosse, die keine Ähnlichkeit mit dem Straßenfahrzeug hatte, aber die gewünschte aerodynamische Effizienz aufwies und dem 512 BB LM getauften Rennwagen eine Spitzengeschwindigkeit von 350 km/h ermöglichte. Dennoch gelangen den Einsatzteams leider keine großen Erfolge. Ferrari hatte kein Renngetriebe für den BB LM entworfen und so fielen die Wagen zunächst reihenweise durch Getriebedefekte aus. Zudem erwies sich der härteste Gegner in der GT-Klasse, Porsches 935, als quasi unbesiegbar. Über die Jahre wurden die Wagen weiterentwickelt, aber ein großer Siegertyp sollte der 512 BB LM nie werden.
Endlich ist die Wartezeit vorbei! Erstmals 2008 auf der Messe als frühes Muster gezeigt, ist BBRs Modell des 512 BB LM über die Jahre fast schon zu einem "Phantom der Spielwarenmessen" geworden und mich beschlichen schon Zweifel, ob das Modell jemals eintreffen sollte. Doch nun ist es soweit und die erste Variante ausgeliefert. Jene bildet exakt jenes rote Fahrzeug nach, das in Maranello der Fachpresse präsentiert worden war. Auf 2010 Exemplare limitiert steht das Modell satt glänzend in seiner aufwändigen Verpackung und sorgt auf den ersten Blick für Begeisterung. Ob man den 512 BB LM nun attraktiv findet oder nicht, eine beeindruckende Präsenz hat das scheinbar endlos lange Gefährt zweifellos und den Eindruck des Vorbildes gibt BBRs Modell exakt wieder.
Bei einem Modell dieser High-End-Kategorie sind es aber natürlich besonders die Details, die den Sammler interessieren und so ist es erfreulich, dass BBR hier ein wahres Feuerwerk der Feinheiten zündet, das sich auf allerhöchstem Modellniveau bewegt und mit den Besten der Branche mithalten kann. Natürlich lassen sich alle Türen und Hauben öffnen und dahinter finden wir faszinierende Einblicke in die Technik des bärenstarken Racers. So punktet der karge Innenraum mit dem vorgeschriebenen Fangnetz an der Fahrerseite, einem Schalensitz mit detailiertem Stoff-Sicherheitsgurt und sauber dargestellten Instrumenten. Besonders beeindruckend finde ich das Brett mit den Schaltern und Sicherungen an der Stelle der Mittelkonsole. Beachten Sie die Verkabelung und die farbliche Ausgestaltung eines jeden einzelnen Elemetes. Einfach toll!
Aber es geht noch aufwändiger. Unter der riesigen Motorhaube finden wir eine Motornachbildung, die geradezu darauf zu warten scheint, mit wildem Gebrüll zum Leben erweckt zu werden. Der Zwölfzylinder wurde mit einer deartigen Detailliebe ausgestattet, dass es nur für Begeisterung sorgen kann. Beachten Sie die Verkabelung, die komplette Darstellung aller Schläuche und Leitungen, die filigranen Nebenaggregate und besonders die an feinen Streben aufgehängten Auspuffrohre, die dann auch noch mit Federn gesichert sind. Das ist Modellperfektion auf höchstem Niveau!
Unter der abnehmbaren Fronthaube dominieren die großen Ansaugöffnungen, aber auch die Kühlschläuche für die Bremsanlage sind zu erspähen, nebst verschiedenen Behältern und Kabeln. Auch hier zeigt das BBR-Modell ein erfreulich hohes Detailniveau, das sich auch in der Außenansicht bemerkbar macht. Seien es die Schnellverschlüsse, die sämtlich durch Ätzteile dargestellt werden, die filigranen Notaushebel, der große Rennscheibenwischer oder - fast schon trivial - die wunderbaren Leuchteinheiten, auch hier zeigt BBR sensationelle Qualität. Die Felgen sind perfekt und lassen sich mit einem beiliegenden Werkzeug abschrauben, das Heckgitter ist filigran und perfekt bedruckt. Überhaupt ist die Verarbeitung dieses herrlichen Modelles rundum lobenswert. Schade, dass der 512 BB LM das vorerst letzte High End-Diecast-Modell aus dem Hause BBR sein soll, in dieser Qualität hätte ich gerne noch mehr Miniaturen gesehen. Vielleicht ändert man in Saronno ja noch die Meinung, dabei könnte ein großer Markterfolg des 512 BB LM sicher helfen. Der Qualität nach hätte er es verdient, es ist zweifellos eines der besten Modelle 2010!
Wir danken hansecars.com für unser Besprechungsmuster.
Text und Fotos: Georg Hämel