Sonntag, 11. März 2018

Es blieb bei einem Versuch - Dino 246 GT Le Mans 1972 von BBR, 1:43

Dem 1968 in Serie gegangene Dino 206/246, dem kleinen Sportwagen aus dem Hause Ferrari, der "nur" den Namen des früh verstorbenen Sohnes des Firmengründers tragen durfte, war keine größere sportliche Karriere vergönnt. Während die rennsportlichen Vorgänger immerhin bei der Europa-Bergmeisterschaft erfolgreich waren und bei den 1000 km am Nürburgring 1966 Platz zwei und drei belegten, konnte der Straßen-Dino keinerlei Werkseinsätze vorweisen. Ferrari ließ den Dino zwar beim ACI (Automobile Club d'Italia) und bei der FIA homologieren, das war aber eine reine Vorsichtsmaßnahme. In der GT-Kategorie verließ man sich auf den großen Daytona, der seinerzeit sehr erfolgreich an den Langstreckenrennen teilnahm. Dennoch kam es 1972 zu einem Le Mans-Einsatz. Das North American Racing Team von Luigi Chinetti, einer der treuesten Ferrari-Kunden meldete einen Dino 246 GT mit den jungen französischen Fahrern Jean-Pierre Laffeach und Gilles Doncieux, die die Teilnahme über einen Nachwuchswettbewerb erreicht hatten. Über den Grund des Einsatzes sind sich verschiedene Quellen uneinig. Quentin Spurring schreibt in seinem Le Mans-Buch, dass Ferrari Chinetti bat, mit dem Dino teilzunehmen. Im Dino-Buch von Jean-Pierre Gabriel steht, dass Chinetti den Dino bei Ferrari gekauft hat, dazu passt die Aussage in der N.A.R.T. History von Terry O'Neill, dass man durch einen Erfolg die schleppenden Verkäufe in den USA ankurbeln wollte. Egal, der Dino mit der Fahrgestellnummer 2678 wurde im Kundendienstzentrum in Modena präpariert. Man montierte einen Überrollbügel, einen Sicherheitstank im Heck und eine Rennauspuffanlage. Die Stoßstangen konnten entfallen, dadurch verlor man wieder etwas Gewicht, mit 1124 kg war der Dino für damalige Verhältnisse kein leichtes Auto. Der Motor war nur etwas optimiert, man legte vernünftigerweise mehr Wert auf Standfestigkeit. Durch das bei vollem Tank nach hinten verlagerte Gewicht war der Dino bei hoher Geschwindigkeit (rund 240 km/h) etwas instabil, deshalb montierte man einen Spoiler ähnlich dem des großen Daytona. Das optisch sicherlich sehr hübsche Coupé hatte bereits im Training einen Abflug in Tertre Rouge, den Laffeach im Rennen wiederholte. Letztlich lag der Start aufgrund der Qualifikationszeiten am seidenen Faden, nur der Rückzug anderer Teilnehmer brachte den Dino in die Startaufstellung. Dennoch kam man als 17. und Vorletzter in der Gesamtwertung ins Ziel, der Schnitt von rund 150 km/h war allerdings nicht berauschend. Der Sieger, ein Matra legte in den 24 Stunden über 1000 km mehr zurück!

Nach dem Rennen kam der Dino zurück ins Werk, nach einer Revision kaufte ihn Harley Cluxton, ein amerikanischer Amateurrennfahrer, der damit wohl in Watkins Glen an der Qualifikation scheiterte und ihn bald gegen einen neuen Dino eintauschte. Dann wurde 2678 eingemottet, erst 1981 kaufte ihn Courtney Whitlock aus Missouri, der ihn praktisch im Originalzustand beließ und seitdem immer wieder bei historischen Events und Concours auftauchte. Da er auch einen "normalen" Dino besaß, konnte er gut vergleichen. Der Le Mans-Dino ist härter und präziser in der Lenkung, eine Überprüfung des Triebwerks ergab 1 mm größere Bohrung als der Serienmotor, was rund 50 ccm mehr bedeutet, ansonsten kommem alle Teile aus der Serie. Ob Whitlock immer noch der Besitzer dieses Rennautos ist, konnte ich nicht ermitteln, vielleicht weiß ein Leser mehr?

Das Modell des kleinen Dino kommt von BBR aus der Serie Project 43, die nicht in Italien, sondern in China produziert werden, und deshalb etwas preisgünstiger sind. Die Ausführungs- und Fertigungsqualität leidet darunter nicht. schon die Verpackung und die Präsentation auf einem edlen Sockel mit Typenplakette erfreuen das Auge, die Limitierung von 180 Stück scheint sehr klein. Das Modell wirkt fast zu schön mit seinem makellosen Finish, vor allem die auffälligen Reifenbeschriftungen und der hochglänzende Lack, aber das kennen wir auch von anderen Rennautominiaturen. Ansonsten stimmen die Formwiedergabe und die meisten Details. Vom Original existieren Fotos mit zwei oder einem Scheibenwischer, die sich aber chronologisch nicht einordnen lassen. Vielleicht ging ja der rechte Wischer irgendwann verloren. Die Zusatzscheinwerfer, der dünne Frontspoiler, der Rennauspuff und die kleinen Lufthutzen vor den Hinterrädern entsprechen dem Vorbild, leider vermissen wir den Überrollbügel im Innenraum und die Startnummernbeleuchtungen sind arg zierlich geraten. Ansonsten ist BBR's Dino 246 GT Le Mans ein wirklich feines Modell, wer Appetit darauf bekommen hat, sollte sich sputen, die kleine Stückzahl dürfte schnell in den Sammlervitrinen verschwinden.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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