Samstag, 10. Februar 2018

Kleinserie aus der Schweiz - AFM Typ 50 Formel 2 von Emmy Models, 1:43

Der BMW 328 war sicherlich Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts vor allem motorenseitig einer der modernsten Sportwagen. Es bot sich also an, in der kargen Nachkriegszeit übriggebliebene Fahrzeuge und Komponenten für den langsam wieder entstehenden Rennsport zu nutzen. Zu den bekanntesten Produzenten zählten sicherlich Veritas, aber auch AFM, die kleine Rennwagenmanufaktur des ehemaligen und späteren BMW-Ingenieurs Alexander von Falkenhausen. Der 1907 in München-Schwabing geborene Adlige verdiente sich seine ersten Sporen auf Motorrädern sowie einem BMW Dixi 3/15, bereits ab 1934 war er BMW-Werksfahrer, aber auch Konstrukteur in der Motorradsparte. Bei den ersten Autorennen in Deutschland nach 1945 war Falkenhausen mit einem weiterentwickelten BMW 328 unterwegs. 1949 baute er seinen ersten kompletten Rennwagen, den er selbst nutzen wollte. Zuerst sollte das Auto Al-Fa heissen, dann entschied man sich doch lieber für AFM, was für Alexander von Falkenhausen Motorenbau stand. Die Endmontage des AFM Typ 49.1 erfolgte in der eigenen Garage. Ein weiterer Monoposto entstand im Auftrag, bekam aber zuerst ein stark modifiziertes 1100-ccm, dann ein 750-ccm-Fiat-Triebwerk mit Kompressor.

Anschliessend baute AFM immerhin vier (oder sechs, je nach Quelle?) Rennautos des Typ 50. Diese besaßen keinen Gitterrohrrahmen mehr, sondern ein Chassis mit zwei Längsträgern. Der erste mit BMW 328-Motor ging an Karl Gommann, den zweiten kaufte Hans Stuck, der dazu einen von Richard Küchen entwickelten V8 erwarb. AFM 50.03, das Vorbild des Emmy-Modells, kaufte Fritz Rieß, 50.04 ein Speditionsbesitzer aus Bocholt. Kurioserweise entstanden die Karosserien auf der Fraueninsel im Chiemsee, dort hatte Willi „Blasi“ Huber, ein begnadeter Blechkünstler, seine Werkstatt. Die Fotos vom abenteuerlichen Seetransport mittels durch eine hölzerne Plattform verbundenen Kähnen dürften bekannt sein.

Das Abenteuer AFM endete bereits 1954, auch die Konstruktion eines Serienfahrzeugs mit Opel-Kapitän-Technik änderte nichts an der wirtschaftlichen Schieflage. Alexander von Falkenhausen ging wieder zu BMW und beeinflusste dort vor allem die Entwicklung der neuen Klasse, die die Marke in die Erfolgspur brachte. Aber der Rennsport ließ ihn nicht los, ohne ihn hätte wohl auch das Formel 2-Projekt in den 60er Jahren nie stattgefunden.

Doch zurück zum AFM Typ 50.03 und Fritz Rieß: Der junge (1922 geborene) Nürnberger hatte bei Falkenhausen einen Monoposto bestellt, der allerdings nicht rechtzeitig zum ersten Saisonrennen in Monza geliefert werden konnte. Beim Formel 2-Rennen im Rahmenprogramm des Großen Preises der Schweiz in Bern konnte Rieß mit dem nagelneuen AFM antreten, allerdings war gegen den ebenfalls neuen Ferrari von Raymond Sommer sowie die Simca-Gordinis kein Kraut gewachsen, aufgrund der vielen Ausfälle anderer Fahrer konnte der Nürnberger trotz kaum vorhandener Streckenkenntnis immerhin den siebten Platz belegen. Weiterhin gelangen Rieß mit seinem AFM Erfolge beim Eifelrennen auf dem Nürburgring, beim Bergpreis am Schauinsland sowie ein zweiter Platz am Sachsenring. 1951 blieben die großen Erfolge aus, aber im darauffolgenden Jahr konnte Rieß neben einigen Siegen auf Veritas als Werksfahrer bei Daimler-Benz zusammen mit dem früheren Grand-Prix-Piloten Hermann Lang auf einem Mercedes 300 SL die 24 Stunden von Le Mans gewinnen. Dort nahm er 1952 nochmals mit einem Alfa Romeo erfolglos teil und beendete schließlich seine Rennfahrerkarriere aus beruflichen und familiären Gründen. Fritz Rieß stab 1991 im Alter von 68 Jahren in der Schweiz,

Toll, dass jemand den Mut besitzt, solch ein seltenes, aber für die Rennsportgeschichte der frühen 50er Jahre durchaus wichtiges Fahrzeug als Modell zu produzieren. Mario Marti, der Gründer des Labels Emmy Models, ist zweifellos ein Idealist. wie man an den bisherigen Produkten seiner Marke sieht. Und dass man für ein Kleinserienmodell dieser Qualität nur 75 Euro verlangt, zeugt davon, dass man damit nicht reich werden will und kann. Umso erfreulicher ist der Anblick des kleinen AFM Formel 2 nach dem Auspacken. Da steht eine wirklich toll gefertigte Miniatur auf dem Tisch, von der Karosserieform über die vorbildgerechten Räder und Reifen, die Montage- und Lackqualität, die feinen Logos, das Armaturenbrett bis hin zu den Aufhängungen und den restlichen Anbauteilen sowie dem Auspuff gibt es keinerlei Anlass zur Kritik. Wer wirklich etwas finden will, könnte die Dicke des Lenkradkranzes bemängeln, aber das ist nur eine Kleinigkeit. Die Proportionen des zierlichen Monoposto sind hervorragend getroffen, auch die vorbildgerecht niedrige Sitzfläche, die tiefer liegt, als die Achsmittelpunkte, passt perfekt. Der Unterboden ist vorbildgerecht verkleidet, das Modell rollt sogar, aber es wird kaum jemand damit ein Tischplattenrennen veranstalten wollen. So stellen wir uns ein Schweizer Qualitätsprodukt vor, ob allerdings auch ein deutscher Kleinserienproduzent beteiligt ist, wissen wir nicht . . .

Wenn jetzt der Appetit auf den schönen AFM geweckt ist, kann man sich an Mario Marti von emmy-models wenden, wie gesagt kostet der AFM 75 Euro + Versandkosten. Wem 1:43 zu klein ist, für den gibt es den AFM übrigens für das gleiche Geld auch in 1:32.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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