Sonntag, 6. November 2011

Neuerscheinungs-Feuerwerk von Delius Klasing: Neerpasch-Biographie, DeLorean-Geschichte und Europa-Bergmeisterschaft

Zu den erfreulichsten Herbstneuheiten auf dem Autobuchmarkt gehören sicherlich die drei obengenannten Titel, die alle kürzlich bei Delius Klasing erschienen sind und die wir ausführlicher präsentieren wollen.

Jochen Neerpasch - Denker und Lenker des Motorsports
Am bekanntesten wurde Neerpasch vor allem durch den Aufbau der deutschen Ford-Rennabteilung und anschließend der BMW Motorsport AG, aber der Werdegang des als eher still bekannten Krefelders verdient es, genauer betrachtet zu werden. Dies ist den Autoren Jürgen Lewandowski und Uwe Mahla ausnehmend gut gelungen. Von ersten eigenen Renn- und Rallye-Einsätzen mit Borgward Isabella und Volvo 122, die neben der Arbeit im heimischen Autobetrieb absolviert wurden, bis zu den Werksteams von Ford und Porsche, wo Neerpasch Fahrzeuge wie Mustang, Cobra oder Porsche 911R, 910 und 907 bewegte und 1967 beim ersten Porsche-Sieg in Daytona beteiligt war, zieht sich der Kreis. Das Angebot von Ford, in Köln eine Rennsportorganisation aufzubauen, reizte ihn dann aber so, dass er den Helm an den berühmten Nagel hängte und sich dann, wie man weiß, erfolgreich um organisatorische Aufgaben kümmerte.Bei Ford war das hauptsächlich die Entwicklung der Renn-Capris, deren tolle Siege dazu führten, dass BMW Neerpasch abwarb, um ihn mit dem Aufbau der Motorsport GmbH zu betrauen, einer höchst erfolgreichen Zeit, die von den CSL Coupés über den Formel 2-Motor, das Junior Team bis zum M1 führte, lauter sportliche Meilensteine, die den Münchnern Publicity ohne Ende brachten.
1979 führte die Weigerung von BMW, Formel 1-Sport zu betreiben, zum Abschied Neerpaschs in Richtung Talbot, aber dort war das projektierte Fomel 1-Engagement eine Totgeburt. Über eine Beratertätigkeit bei der Motorsportbehörde FISA und dann bei der IMG kam Jochen Neerpasch 1988 zu Mercedes, wo er an den Einsätzen der Gruppe-C-Renner Anteil hatte. Der Abschied vom Formel 1-Projekt war dann der entscheidende Punkt, an dem er beschloss, sein hauptberufliches Engagement für den Motorsport zu beenden. Eine Kuriosität am Rande: Sowohl BMW als auch Mercedes kamen später doch noch in die Formel 1. . .

Den Autoren ist ein sehr lesenswertes, spannendes Werk gelungen. Vor allem die Beiträge und Gespräche von und mit Kollegen, Zeitzeugen, Vorgesetzten und Freunden beleben das Buch. Nett, dass zwischen J. N. und seinem Assistenten und Nachfolger Mike Kranefuss bei Ford sogar eine Art Aussprache stattfindet. Viele Fotos aus der Rennfahrerzeit, aber auch aus der Zeit des Teamchefs und Vordenkers, angereichert durch interessante Originaldokumente ergänzen den kompetenten Text. Privates bleibt aber völlig ausgespart, wer sozusagen an Yellow-Press interessiert ist wird nichts finden.

Layout, Lektorat, Bildwiedergabe und Druck sind auf dem inzwischen gewohnt hohen Niveau des Verlags Delius Klasing. Von uns gibt es für diese Biographie eine absolute Empfehlung!

„Jochen Neerpasch - Denker und Lenker des Motorsports“ von Jürgen Lewandowski und Uwe Mahla ist wie gesagt im Delius Klasing Verlag erschienen, 144 Seiten, 40 Farbfotos, 54 S/W Fotos, 11 S/W Abbildungen, Format 21,5 x 28,5 cm, ISBN 978-3-7688-3359-2, und kostet 29,90 Euro.

Zu früh für die Zukunft - Das DeLorean-Drama
Beim Besuch des Genfer Autosalons 1981 hatte ich die Möglichkeit, die Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen DeLorean DMC 12 zu besuchen. Mit großem Brimborium wurde in Anwesenheit des Meisters persönlich, flankiert von seiner hocheleganten Gattin und von Zauberkonstrukteur Colin Chapman, den versammelten Automobiljournalisten der Welt der Sportwagen der Zukunft vorgestellt. Was daraus wurde, und wie John Z. DeLorean erst einmal soweit kam, berichtet Michael Schäfer in diesem Buch minutiös und sehr spannend. Wenn wir davon ausgehen, dass die ganze Geschichte so stimmt (ich habe keine Zweifel), trifft das vom Verlag vergebene Prädikat „Wirtschaftskrimi" für sein vorliegendes Werk vorbehaltlos zu. Die Fülle der Bilder sowohl aus der Karriere DeLoreans als auch von der Entwicklung und Produktion des DMC 12 ist grandios, der Einfluss von Giugiaro und Chapman wird deutlich gemacht, und der kriminelle Hintergrund der Finanztransaktionen bis zum Rauschgiftprozeß und der Gerichtsverhandlung werden durch die Arbeit von Michael Schäfer transparent. Cineasten kennen den DMC 12 natürlich aus „Zurück in die Zukunft“ von Steven Spielberg, dem inzwischen restaurierten Filmauto widmet man auch ein Kapitel.

Auch hier ist die Produktion des Buches lobenswert zu erwähnen, Druck und Bildwiedergabe sind erstklassig, die Texte gut redigiert, das Layout übersichtlich und klar. Dieses Buch ist ein Volltreffer!

„Zu früh für die Zukunft - Das DeLorean-Drama“ von Michael Schäfer ist bei Delius Klasing erschienen, 192 Seiten, 99 Farbfotos, 90 S/W Fotos, 14 farbige Abbildungen, Format 23,5 x 27 cm, ISBN 978-3-7688-3364-6, und kostet sehr günstige 29,90 Euro.

Porsche Bergsport - Europa-Bergmeisterschaft 1957-1969
Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich die Geschichte der europäischen Rennserie am Berg, damals ein durchaus medienwirksames Spektakel. Da das Buch in der Edition Porsche Museum erschienen ist, gehört den Zuffenhausener Produkten der Großteil dieses Werkes und auch des Bildmaterials. Das ist einerseits verständlich, andererseits aber schade, rennsportinteressierten Leuten wie uns hätte etwas mehr Borgward, Ferrari, Abarth oder BMW usw. durchaus gefallen. Und die Chance, dass noch etwas nachkommt, ist wohl mit dieser Publikation perdu. Wenn wir schon am Kritisieren sind: Dem Grafiker ist wohl vor allem bei der Präsentation der Fahrzeugtypen etwas der Gaul durchgegangen. Eine halbe Seite für die Typenbezeichnung und das Jahr, dazu ein grob gerastertes Foto des Autos und ein zu kurzer Text bringen nicht viel an Information. Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. Zum Einstieg gibt es treffende Kurzporträts der wichtigsten Piloten von Edgar Barth bis Michel Weber, schön, dass erwähnt wird, was die Herren heute machen, soweit sie noch unter uns weilen. Dann folgt der chronologisch aufgebaute Überblick über die Europa-Berg-EM von 1957 bis 1968. Dem Veranstaltungskalender sind kurze Beiträge zu jedem einzelnen Rennen zugeordnet, das Bildmaterial ist bis auf die bereits angesprochene Porsche-Lastigkeit hochinteressant. Schön auch die eingestreuten Plakate und Pressemitteilungen sowie manches Foto von abseits der Strecke. Das Jahr 1969 wird dann kurz abgehandelt, das mag an der Dominanz des Ferrari 212 E mit Peter Schetty liegen. Später verschwand die Europa-Berg-WM ja leider in die Bedeutungslosigkeit.

Wie so oft stellte sich Hans Herrmann für ein Interview zum Thema zur Verfügung, sowohl seine als auch Eberhard Mahles Erinnerungen sind lesenswert und unterhaltsam. Streckenpläne und -profile einiger der wichtigsten Berge (Gaisberg, Mont Ventoux, Rossfeld, Schauinsland sowie Trento-Bondone) und ein ausführlicher Statistikteil mit Rennergebnissen und der jeweiligen Jahresgesamtwertung runden dieses Buch ab. Die Produktionsqualität ist auch bei diesem Werk auf hohem Niveau, so dass wir gerne eine Empfehlung aussprechen.

„Porsche Bergsport“ vom bewährten Autorenteam Michael Berndt, Jörg-Thomas Födisch, Jost Nesshöver und Rainer Rossbach ist bei Delius Klasing erschienen, 192 Seiten, 10 Farbfotos, 232 S/W Fotos, 12 farbige Abbildungen, 31 S/W Abbildungen, Format 21,5 x 28,5 cm, ISBN 978-3-7688-3361-5, und kostet 29,90 Euro

Besprechungen: Rudi Seidel

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