
Montag, 11. April 2011
Geile Zeit - Die Deutsche Rennsportmeisterschaft 1972-1985 von Gustav Büsing und Uwe Mahla
Der Titel mag ein wenig prolohaft klingen, aber ein Buch über die tollen Rennen, Autos und Typen, die damals dieses Championat bestimmten, war sicherlich überfällig. Die beiden, mit Verlaub „alten Kämpen“ Gustav Büsing und Uwe Mahla waren live dabei, kennen die wichtigen Personen und wissen natürlich auch viele der Anekdoten, die zu dieser durchaus wilden Zeit gehören.
Mit der Deutschen Rennsportmeisterschaft sollte eine Art Bundesliga für Autorennen geschaffen werden, unterhalb der Formel 1 und der großen Sportwagenrennen, aber oberhalb der anderen nationalen Veranstaltungen, wo dank feinster Klasseneinteilungen fast jeder Teilnehmer die Möglichkeit hatte, einen Pokal zu ergattern, die aber für die Zuschauer nicht wirklich spannend und nachvollziehbar waren. Jochen Neerpasch als damaliger Verantwortlicher bei Ford und ab 1973 bei BMW war einer der wichtigsten Köpfe, mit Bilstein-Prokurist Hugo Emde und Bosch-Renndienstleiter Fritz Jüttner waren wichtige Drahtzieher der Industrie mit an Bord und so konnte es 1972 losgehen. In zwei Divisionen, bis und über 2 Liter Hubraum sowie mit Tourenwagen Gruppe 2 und GTs Gruppe 3 nach internatinalem Reglement wurden die Punkte vergeben, um die sich vor allem Ford, BMW und Porsche bewarben. Mit Hans Stuck im Werkscapri gab es den ersten Meister, dem dann mit je zweimal Dieter Glemser und Hans Heyer auf Ford Escort Zakspeed jeweils Vertreter der kleinen Division folgten. Die Jahre von 1977 bis 1981 galt dann das Reglement der Gruppe 5, siehe dazu auch unsere Besprechung des betreffenden Werkes von Harold Schwarz. Ab 1982 fuhr man dann mit gemischten Feldern aus Gruppe 5,6 und C, wobei 2x Bob Wollek, Stefan Bellof und Jochen Mass noch zu Meisterehren kamen. Nach 1985 gewann dann die DTM die Oberhand, nachdem die Felder der DRM zu klein und die Rennen bedeutungslos wurden. Und die DTM ist ja noch eine ganz andere Erfolgsgeschichte. . .
„Einfach eine geile Zeit“ entstammt einem Zitat von Strietzel Stuck, und irgendwo hat er sicherlich recht, was der Leser des Buchs bald erkennt. Sowohl die Fahrzeuge als auch die Typen, die am Lenkrad drehten, waren oft schon sehr speziell. Den Autoren gelingt auch blendend, die Geschichte und die Geschichten zu erzählen. Einem Kapitel über Vorgeschichte und Entstehung folgt ein gut bebilderter Exkurs über die Technik der Fahrzeuge, und dann wird über jede Saison Jahr für Jahr berichtet. Dazwischen 30 Kurzporträts der wichtigsten Fahrer von jürgen Barth bis Bob Wollek, weiterhin gibt es noch ein Kapitel über Finanzierung und Sponsoren und eines über die Teamchefs wie Zakowski, Loos, Kremer usw. Erfreulich, dass man sich der Fleißarbeit einer Statistik unterworfen hat: Starter- und Ergebnislisten aller Rennen sind ein weiteres großes Plus dieses Buchs.
Mit der Ausstattung dieser Ausgabe hat man sich auch viel Mühe gegeben. Der Einband allein ist ein kleines Kunstwerk, das Layout ist klar und übersichtlich. Das Lektorat hat sichtlich sauber gearbeitet, die Druckqualität auf seidenmattem, sehr starken Papier wirkt hochwertig.
Der Modellsammler und Detailfan wird nicht jedes Auto und jede Version finden, dann würde man den Rahmen des Buches sprengen, aber die wichtigsten Fahrzeuge sind gezeigt und die Texte fesseln den Leser so, dass er das Buch nicht so leicht auf die Seite legt. Eine sehr empfehlenswerte Investition für die Rennsportbibliothek!
„Einfach eine geile Zeit“ von Gustav Büsing und Uwe Mahla ist im Gruppe C Motorsport Verlag erschienen, 256 Seiten, ca. 600 Fotos, ISBN 978-3928540636, und kostet runde 50 Euro.
Besprechung: Rudi Seidel