
Sonntag, 3. April 2011
Verbreiterung-turbo-Flügel - Gruppe 5 - Die Silhouetteformel 1976 - 1981
Zu den spektakulärsten Rennautos gehören zweifellos die Fahrzeuge der Gruppe 5, der 1976 eingeführten Silhouetteformel, die entfernt zumindest den Seitenriss ihrer Serienbrüder behalten sollten, ansonsten aber einem sehr liberalen Reglement unterworfen waren. Leider machte die Energiekrise 1973 den Planungen vieler Firmen einen Strich durch die Rechnung, so dass viele Werke ihre Planungen einstellten. Zu den Vorreitern gehörte Porsche, die bereits 1973 begannen, auf der Basis des Carrera RS weiterzuentwickeln, was z. B. beim RSR turbo, der 1974 in Le Mans dabei war, deutlich wurde. So war man mit dem 935 von Anfang an in einer überlegenen Position, gegen die niemand wirklich ankam. Durch die spätere Aufteilung in zwei Divisionen konnte sich allerdings Lancia 1980 und 1981 den Titel des Markenweltmeisters sichern. Ein weiteres Betätigungsfeld fand sich für die Gruppe-5-Boliden in der deutschen Rennsportmeisterschaft, wo mit Porsche, BMW, Ford und später Lancia einige Werke aktiv waren, und teilweise mit Werkseinsätzen, aber auch mit potenten Privatteams für Spannung sorgten. Mit Rolf Stommelen, Harald Ertl, Klaus Ludwig (2x) und Hans Heyer wurden gestandene Fahrer Meister, und die Siegerteams wechselten sich auch ab: GELO-Porsche, Schnitzer-BMW, Kremer Porsche, GS-Lancia und Zakspeed-Ford waren die klangvollen Namen. Daneben gab es aber auch noch einige Exoten wie den Schnitzer-Toyota oder den von Harald Ertl initiierten Lotus Europa.
Harold Schwarz hat mit seinem im Verlag Petrolpics erschienenen Buch den Boliden der Gruppe 5 ein Denkmal gesetzt. Nach kurzen Erklärungen über das Reglement und die Rennserien werden die einzelnen Teams und ihre Fahrzeuge chronologisch vorgestellt. Zuerst die Werkseinsätze von Porsche, Lancia und BMW, dann die Teams wie Kremer, Joest, GS, Zakspeed usw. Die weniger wesentlichen Autos wie der BMW von K.H. Becker mit Colani-Modifikationen oder der Fiat X1/9 werden auf insgesamt 10 Seiten gezeigt. Dem Autor gelingt es sicherlich, diese Fahrzeuge toll zu präsentieren, die Fotoauswahl ist motiv- wie auch qualitätsmäßig sehr gut gelungen und die Texte sind sowohl unterhaltsam als auch informativ. Mit dem Kremer Porsche K4, dem BMW 320 und dem Zakspeed Capri werden drei besonders interessante Autos technisch detailliert vorgestellt. Eine Tabelle mit den Siegen des jeweiligen Teams fehlt bei keinem Kapitel. Das Layout ist klar, durch das Querformat können die Fotos ohne störenden Druck über den Bund schön groß wiedergegeben werden. Lediglich die schwarzen Aufschlagdoppelseiten bei jedem Team wirken etwas übertrieben. Ausserdem fehlen in dem Buch ausser den erwähnten Siegeslisten jegliche statistische Angaben, dafür müssen andere Quellen dienen, ebenso für den Modellautofan, der vielleicht Fotos von einzelnen bestimmten Einsätzen sucht. Die ständigen Modifikationen hätten wohl auch den Rahmen des Werkes gesprengt.
Mir gefällt das Buch trotz der genannten Einschränkungen sehr gut, beim Lesen und Blättern kommt durchaus die Stimmung dieser Zeit auf. „Gruppe 5 - Die Silhouetteformel“ von Harold Schwarz ist im Petrolpics-Verlag erschienen, hat 320 Seiten, ISBN 978-3-940306-05-0 und kostet 49 Euro.
Besprechung: Rudi Seidel