Sonntag, 19. Dezember 2010

24 Stunden von Le Mans - die Chronik des Rennens endlich auch in deutscher Sprache

Über eines der berühmtesten Rennereignisse im Motorsport gibt es unzählige Veröffentlichungen - Dem Heel Verlag gebührt das Lob für das erste deutschsprachige Werk seit vielen Jahren.

Auf die verschiedenen Werke zum Thema möchte ich später eingehen, scheinbar herrscht im Kreis der Interessierten derzeit Verwirrung. Der Heel Verlag jedenfalls hat sich die 2006 in Frankreich erschienene Chronik zum 100. Geburtstag des Automobile Club de l'Ouest als Grundlage für sein Buch genommen, es bis 2010 erweitert und ins Deutsche übertragen.

Um dem Jubiläum gerecht zu werden, beginnt das Werk in der Urzeit der automobilen Fortbewegung, um dann zum ersten französischen GP 1906 hinzuführen. Die verschiedenen Rennen werden beschrieben und mit historischem Bildmaterial und vielen Originaldokumenten angereichert. Ein historisch hochinteressanter und bisher vernachlässigter Bereich, der allerdings nur indirekt mit den 24 Stunden zu tun hat. 1923 ging's dann richtig los, und im Buch verfolgt man ein einheitliches Schema. Für jedes Rennen gibt es genau sechs Seiten, enthalten sind der Rennbericht, spezielle Fakten und Geschichten, die Starter- und Ergebnisliste, sowie prägnante Fotos vom Rennen und einigen Autos, Erklärungen des jeweiligen Reglements sowie manches Originaldokument. Das Ganze ist gut geschrieben, und soweit eine Beurteilung in der Kürze der Zeit möglich ist, sauber redigiert und fehlerfrei gesetzt. Dafür ein großes Lob! Natürlich kann man auf sechs Seiten jeweils nur eine kleine Zahl der Rennteilnehmer im Bild zeigen, positiv ist anzumerken, dass man auf viele unbekannte Fotos zugreifen konnte, so dass das Buch die existierenden Werke durchaus ergänzt. So zieht sich das bis 2010 durch, ab Mitte der 50er Jahre findet man die ersten Farbfotos. Zwischenkapitel widmen sich der Kriegszeit, dem ausgefallenen Rennen 1936, den Umbauten der Strecke und auch Rennen wie dem GP Frankreich 1967 auf dem Circuit Bugatti.

Nach dem Rennbericht von 2010 gibt es noch Sonderkapitel über die erfolgreichsten Marken in der Sarthe von Alfa Romeo und Bentley bis Audi und Porsche. ein Register aller Fahrer und Marken, die teilnahmen, weiterhin noch einige Fotoseiten über Fahrer einst und jetzt, sowie Berichte über weitere Aktivitäten des ACO wie Motorrad-, Kart- oder Truckrennen. Eine Erinnerung an die Fahrer, die leider in Le Mans ihr Leben liessen, ist ebenfalls in diesem Teil enthalten.

Die Druckqualität ist sehr gut, die Bildwiedergabe hervorragend, das Layout ist modern, aber nicht effektheischend. Wenn man eine Le-Mans-Bibel mit Fotos aller Teilnehmer sucht, ist man hier falsch, wenn man sich für die Geschichte von Le Mans interessiert, kommt man an diesem Werk nicht vorbei. „24 Stunden von Le Mans“ aus dem Heel Verlag ist kein Billigbuch, aber eine schöne, hochwertige Bereicherung für die Motorsportbibliothek.

„24 Stunden von Le Mans“ - Die offizielle Chronik des berühmtesten Langstreckenrennens von Michel Bonté, Francois Hurel und Jean-Luc Ribémon, Heel Verlag, 752 Seiten, ca. 2.000 teilweise farbige Abbildungen, 255 x 310 mm, gebunden mit Schutzumschlag, 2 Bände im Schmuckschuber, ISBN 978-3-86852-204-4 kostet noch 129,- Euro, ab 1. Januar 2011 149 Euro und ist sicherlich ein tolles Geschenk für den Motorsportfan.

Wir danken dem Heel Verlag für die Unterstützung, Besprechung: Rudi Seidel

P.S. Wie versprochen, eine Kurzbeschreibung der aktuellen weiteren Bücher zum Thema:

The encyclopedia of the 24 hours, siehe unter The encyclopedia of the 24 hours, Neuauflage der Bibel von 1992. Abbildungen aller teilnehmenden Fahrzeuge, jetzt angeblich auch mit den Autos, die nur beim Vortest dabei waren und den Nichtstartern. Ein bestimmt tolles Werk zum Preis von 300 Euro + Porto.

Le Mans - the official history von Quentin Spurring, erschienen bei Haynes. Der erste Band behandelt die Jahre 1960 - 1969, sehr schön, hochinteressantes Bildmaterial, bei Amazon offiziell 47,95 Euro, aber über Marketplace ca. 35 Euro, sehr empfehlenswert auch für den Modellbauer! 1970-1979 ist angekündigt, aber noch nicht erschienen, ob und wie es weitergeht, ist mir nicht bekannt.

Ansonsten gab es früher noch Bücher von Dominique Pascal über Ferrari, Porsche und British Cars in Le Mans, Bilder teilweise grottenschlecht, heute wirklich nicht mehr zeitgemäß und von Christian Moity ein Buch über die Zeit von 1949 bis 1973, wobei viele der Fotos aus dem Auto Jahr stammen.