Donnerstag, 13. Mai 2010

Interessantes Portfolio - Autos aus dem Ostblock seit 1945 von Bernard Vermeylen

Der Ostblock ist ja inzwischen Vergangenheit, viele Länder gehören inzwischen zum vereinten Europa und man fährt und baut die gleichen Autos wie im Westen, selbst Audi und Porsche produzieren in Ungarn oder der Slowakei. . .

In dem hier vorliegenden Buch geht es aber genau um die Zeit, als nach dem 2. Weltkrieg die Automobilindustrie im Osten langsam wieder in die Gänge kam, durch die Abschottung einerseits und durch das Diktat der politischen Führung andererseits einen anderen Weg einschlug, der mit vielen Einschränkungen, aber oft auch mit viel Phantasie beschritten wurde. Das Werk von Bernard Vermeylen behandelt nur PKW und deren Abwandlungen, beschäftigt sich neben den großen Produktionsländern (DDR, Polen, Tschechoslowakei und Sowjetunion) auch mit den weniger bedeutenden Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien. Jedem Kapitel bzw. Land ist auch ein kurzer historischer Abriss vorangestellt, der die Entstehung und die politische Situation gut erklärt. Neben den Serienfahrzeugen wird auch Wert auf Rennsportvarianten, Sonderkarosserien, Prototypen und Einzelstücke gelegt, so dass ein sehr buntes Bild entsteht. Die Verwendung zahlreicher Originaldokumente belebt die Kapitel. Besonders erfreulich finde ich die Verweise auf Exporte der Ostblock-Modelle nach Westeuropa, die ebenfalls meist durch Originalprospekte belegt sind. Kuriositäten wie die Eliette, einen Zaporoshez für Österreich oder den Irmscher Wartburg New Line hat bestimmt nicht jeder Autofreund abgespeichert. Dass die Erstausgabe in Frankreich erschienen ist, merkt man auch an den Zitaten von Testberichten meist aus den französischen Autozeitungen. Gut ist auch, dass die ausführliche Berichterstattung nur bis zum Ende der eigenständigen Entwicklung fortgeführt ist, z. B. endet Skoda mit dem Favorit, Dacia mit Nova und Solenza, während Tatra bis zum letzten 700 von 1998 komplett erfasst wurde. Es fällt wirklich schwer, inhaltlich besondere Höhepunkte zu erwähnen, da das Buch vom Anfang bis zum Ende spannend bleibt. Gerade wenn man nicht nur den Mainstream verfolgt, findet man gewagte Konstruktionen und abstruse Designs neben den Brot- und Butterautos wie Wartburg, Moskwitch oder Lada.

Das Layout ist sehr übersichtlich, die Bild- und Druckqualität hervorragend, Übersetzung und Lektorat haben gut gearbeitet, wenn sich auch, passend zu den besprochenen Autos, ab und zu etwas holprige Formulierungen finden. Gut auch die Tabellen mit den Produktionszahlen wichtiger Typenreihen.

Für „Autos aus dem Ostblock“ kann ich guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen! Wenn man sich für die Automobilgeschichte auch außerhalb Westeuropas und der USA interessiert, bietet das Werk von Bernard Vermeylen fundierte Information und gehörigen Lesespaß.

Autos aus dem Ostblock ist im Delius Klasing Verlag erschienen, ISBN 978-3-7688-3149-9, 288 Seiten, 225 Farbfotos, 295 S/W Fotos, 118 S/W Abbildungen, Format 21,5 x 26,5 cm, und kostet 34,90 Euro

Besprechung: Rudi Seidel

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