Sonntag, 7. März 2010

Bergrekord am Schauinsland - Chronik eines berühmten Bergrennens von Henning Volle

Bergrennen übten bereits in der Frühzeit des Automobils eine große Faszination aus, sowohl die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge wie auch das Geschick der Piloten wurden gefordert, dazu noch der Nervenkitzel der kaum abgesicherten, teilweise abenteuerlichen Straßen und der Kampf gegen die Uhr. In Europa entwickelten sich Traditionsveranstaltungen wie Mont Ventoux in Frankreich, Trento-Bondone in Italien, Sierre-Montana in der Schweiz oder eben Rossfeld und Freiburg-Schauinsland in Deutschland. Daneben gab es auch jede Menge dieser Rennen, die lokale Berühmtheit erlangten, und jeder, der nicht gerade in der norddeutschen Tiefebene lebt, kennt Veranstaltungen aus seinem Umkreis. Die Europabergmeisterschaft zählte jahrelang zu den größten internationalen Konkurrenzen, wo sich in den Sechzigern Porsche, Ferrari und Abarth mit Spitzenfahrern wie Mitter, Barth, Scarfiotti, Herrmann, Schetty und vielen anderen große Duelle lieferten. 1964-66 zählten die Bergrennen am Rossfeld, Sierre-Montana und Schauinsland zeitweise sogar zur Weltmeisterschaft für GT-Fahrzeuge, deshalb traten die Werksteams von Shelby und Ferrari mit Cobras und GTOs gegeneinander an! In den Achtzigern fielen leider viele dieser Rennen den aufkommenden Umweltschutz- und Waldsterben-Diskussionen zum Opfer. Heute finden viele der alten Veranstaltungen wieder regelmäßig als historische Revivals statt, um auch heutigen Generationen die Faszination dieser Sparte des Motorsports aufzuzeigen.

Der Eisenbahn-Kurier-Verlag ist eigentlich, wie der Name schon sagt, hauptsächlich für hervorragende Veröffentlichungen über den Schienenverkehr bekannt, aber nachdem man in Freiburg seinen Sitz hat, bot sich die Veröffentlichung dieses Titels natürlich an. Und, soviel sei gleich gesagt, Autor und Verlag haben ganze Arbeit geleistet. Alleine die Recherche dieses Rennens und seiner Anfänge ist eine Fleißarbeit sondergleichen, die Henning Volle, der selbst schon als Fahrer teilnahm, mit Bravour geleistet hat. Die Fotoauswahl bietet Außerordentliches, neben Aufnahmen vom Rennen sehr viele Hintergrundfotos von Personen, aus dem Fahrerlager, aber auch Repros von Anzeigen, Plakaten, Eintrittskarten oder Briefen. Sehr schön sind die frühen Farbfotos ab 1953, und überhaupt ist die Wiedergabe- und Druckqualität ausgezeichnet. Die Reihe der großen Fahrer und Rennautos am Start wird einem beim Lesen des Buches klar: Stuck, Caracciola, Chiron, Seaman, Lang, von Brauchitsch, Rosemeyer, also nahezu alle Asse der Vorkriegszeit traten mit Grand-Prix-Wagen an. Und auch nach dem Krieg gibt es eine lange Liste von Spitzenfahrern: von Trips, Behra, Spychiger, Heini Walter, Zweifel, Sepp Greger, Herbert Müller, Stommelen, Quester, Hahne, Mass, Stuck jr., Marko, um nur einige zu nennen. Die Fotos zeigen auch die Vielfalt der Fahrzeuge, vom Crosley Hot Shot bis zum Grand-Prix-Wagen, vom FMR Tiger bis zum BMW M1 reichte das Feld. Natürlich finden auch die Motorrad- und Gespannpiloten Platz und zeigen sich in spektakulären Aufnahmen.

Im Anhang an die eigentliche Historie des Rennens bis 1984 folgen noch weitere hochinteressante Kapitel über nationale Rennen, Rennen, die von Schweizern dort ausgetragen wurden sowie Rallye-Sonderprüfungen rund um Freiburg. Die Berichte über Lokalgrößen (auch Hans Stuck stammt aus der Region!), Firmen und viele andere, die die Rennen dort möglich gemacht haben, runden das Werk ab, wobei auch eine Aufstellung der jeweiligen Tagessieger nicht fehlt. Mir persönlich hat „Bergrekord am Schauinsland“ jedenfalls sehr viel Lesefreude und Entdeckerspass beim Betrachten der Fotos gegeben, was lediglich durch eine oberflächliche Schlusskorrektur, die zu viele Tippfehler übersah, leicht getrübt wurde.

"Bergrekord am Schauinsland - Die Geschichte des berühmten ADAC-Bergrennens" von Henning Volle ist erschienen im Eisenbahn Kurier Verlag, Format: 210 x 297 mm, 160 Seiten, ca. 450 Abb., teilweise farbig, und ist für günstige 29,80 Euro zu haben.

Besprechung: Rudi Seidel

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