Samstag, 17. Oktober 2009

Die Geschichte des "Schreckensteiners" - Richard von Frankenbergs Biographie

Wenn man den Namen Richard von Frankenberg liest oder hört, fällt dem an der Historie des Rennsports Interessierten natürlich sofort dessen spektakulärer Unfall auf der Avus ein, als er mit einem Porsche über die obere Begrenzung der Steilkurve hinaus schoss, aus dem Auto geschleudert wurde und mit einigen Verletzungen überlebte. Und es bleibt das Bild des wagemutigen, überaus risikofreudigen Autofahrers, der dank seines beherzten Stils in den 50er Jahren sehr erfolgreich war, aber auch überdurchschnittlich oft in teilweise heftige Unfälle verwickelt war. Einem großen Publikum wurde von Frankenberg durch seine Redakteurstätigkeit beim Porsche-Hausblatt Christophorus und Auto, Motor und Sport sowie seinen Fernsehbeiträgen im Rasthaus bekannt. Und die wenigsten werden wissen, dass er unter Pseudonym auch Werke zu historischen und philosophischen Themen veröffentlichte, neben anderem war er nach dem Krieg der erste Hitler-Biograph. Auch sein Privatleben verlief sehr schwungvoll, davon zeugen vier Ehen und auch diverse schwere Unfälle auf der Straße, denen 1962 seine zweite Frau und schließlich 1973 er selbst zum Opfer fielen.

Donald von Frankenberg, der älteste Sohn, hat sich der Aufgabe gestellt, das Leben seines Vaters zu dokumentieren. Und soviel gleich, es ist ihm hervorragend gelungen. „Mit Vollgas durchs Leben“ ist nicht nur ein Autobuch, sondern die Lebensgeschichte eines Menschen, der mit dem Privileg des Adels auf die Welt kam, als kritischer Jugendlicher die Nazizeit und den Krieg überstand, und dann die Freiheit der 50er und 60er Jahre durchaus zu nutzen wusste. Anhand vieler persönlicher Dokumente, Recherchen bei früheren Weggefährten und illustriert mit tollen Fotos, meist aus Privatbesitz entsteht das ganze Leben Richard von Frankenbergs als spannender und detaillierter Film.

Für den Porsche- und Rennsportfan sind natürlich die 50er Jahre das interessanteste Kapitel, der Schreckensteiner, wie R. v. F. bald genannt wurde, bestritt fast ausschließlich mit Zuffenhausener Produkten die großen Rennen wie Mille Miglia, Le Mans, aber auch Rallyes, Bergrennen und ab und an auch ein kleines Flugplatzrennen. Klassensiege in Le Mans und bei der MM sowie der 5. Gesamtrang auf Porsche bei den 24 Stunden in der Sarthe waren seine größten Erfolge. Oft steht aber in der Teilnahmeliste in der letzten Spalte „Unfall“. . .

Auch die Zeit nach dem Rücktritt als Rennfahrer 1960 wird ausgiebig behandelt, Zeitungsausschnitte beleben das Buch sehr. Dass R. v. F. zu den Protagonisten der „Oldtimer“-Bewegung zählte, ist auch noch ein interessanter Aspekt.

Abschluss dieses Werkes bildet eine Liste der Teilnahmen und Erfolge an Rennen sowie eine Aufstellung der Veröffentlichungen sowohl unter eigenem Namen als auch unter Pseudonym. Besonders sympathisch finde ich, dass der Autor im Nachwort genau darstellt, welche Sachverhalte nicht genau geklärt werden konnten und noch Unsicherheit besteht. Die Textqualität ist überzeugend, lediglich bei den Bildunterschriften sind dem Lektorat zumindest zwei Fehler durch die Lappen gegangen: Der Rennfahrer der Nachkriegszeit heißt natürlich Karl Kling und nicht King, und dass Rottach-Egern am Tegernsee und nicht am Schliersee liegt, sollte nicht nur in Bayern bekannt sein.

Für mich ist „Richard von Frankenberg - Mit Vollgas durchs Leben“ eine gelungene Würdigung eines der interessantesten (nicht nur) Automenschen der Nachkriegszeit.

Das Buch wurde von Delius Klasing veröffentlicht, 216 Seiten, 247 S/W Fotos, 51 S/W Abbildungen, Format 21,5 x 26,7 cm, ISBN 978-3-7688-2655-6, 32 Euro

Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.