Sonntag, 17. Juni 2007

60 Jahre Ferrari - Immer im Schatten - Die "großen" Ferrari

Enzo Ferrari war zu Lebzeiten bei seinen Fahrzeugen immer nur an einem wirklich interessiert: An Rennsiegen. Die verwöhnte und wohlhabende Kundschaft der Straßenfahrzeuge wurde aber nicht vergessen, auch wenn der Firmeninhaber für seine Kunden oft nur wenig schmeichelhafte Worte übrig hatte. Seit den sechziger Jahren gab es bei Ferrari aber auch interessante neue Fahrzeugkonzepte, wie zum Beispiel das viersitzige Coupé mit höherem Komfortanspruch im Gegensatz zu den primär leistungsorientierten Sportwagen.

Im Modell sind die viersitzigen Ferrari meist seltener zu finden, die standen immer im Schatten der Sportwagen, die aufgrund ihrer Leistung natürlich deutlich spektakulärer waren - und auch immer wieder im Sport von sich reden machten. Da konnten die großen Coupés in der Wahrnehmung der Sportwagenfans nie so richtig mithalten. Dennoch hatten die luxuriösen großen Ferrari auch immer schon eine gewisse Fangemeinde und um so schöner ist es, dass es die großen Coupés ab Baujahr 1972 inzwischen auch im Modell gibt.

Im Jahr 1972 stellte Ferrari nämlich auf dem Pariser Salon den 365 GT4 2+2 vor. Technisch auf dem 365 GTC/4 basierend, gab es ein 4,4 Liter großes Zwölfzylindertriebwerk aber die große Besonderheit war das komplett neue Pininfarina-Design, das sich von allen Vorgängern deutlich unterschied und einen ganz neuen Look ins Ferrari-Programm brachte. Das Design erwies sich letztendlich als derart zeitlos, dass das große Ferrari-Coupé fast 19 Jahre lang mit nur geringen optischen Retuschen im Programm blieb, aber dennoch auch zuletzt als 412 neben Testarossa und F40 keinesfalls alt aussah.

Das Modell zum klassisch-eleganten 365 GT4 2+2 kommt von IXO und wurde auf der Messe in Nürnberg - nicht nur zu meiner Freude - neu vorgestellt. Inzwischen ist es ausgeliefert worden und erfüllt die Erwartungen völlig. Das kantige, aber dennoch filigrane und elegante Design ist perfekt in den Maßstab 1:43 übertragen worden. Das Lackfinish ist sehr gut und die Tampondrucke sitzen exakt und sind scharf und sauber. Die Detailierung rundum bewegt sich auf durchaus hohem Niveau, besonders die sehr umfangreich nachgebildete Heckpartie weiss zu gefallen. Mir persönlich gefällt besonders, dass IXO hier von der sonst sehr rigiden "Ferraris müssen rot sein"-Philosophie abgewichen ist und stattdessen ein elegantes Blaumetallic gewählt hat. Wenn die "großen Ferrari" nämlich Eines gemeinsam haben, dann sicher, dass sie in Rot nicht gut aussehen.

1992 war es dann aber soweit und Ferrari stellte ein neues, großes Coupé vor. Der 456 GT war natürlich auch von Pininfarina gezeichnet worden und - wie seine Vorgänger - auch ein großes Zwölfzylindercoupé mit Frontmotor. Das Design war rundum stimmig, elegant und kraftvoll zugleich und erntete großes Lob. Besonders gefielen die Designzitate aus der Ferrari-Historie, so ahmt der Heckbereich des 456 GT recht offensichtlich den legendären Daytona nach.

Im Modell wurde der 456 GT sehr häufig nachgebildet. Das sicher weitverbreiteteste Modell kommt aus dem Hause Bburago und wurde bereits recht kurz nach der Markteinführung des Orginales präsentiert. In zahlreichen Farbversionen und auch limitierten Sonderausführungen produziert dürften die Stückzahlen des Miniatur-456 sicher in einem guten sechsstelligen Bereich liegen. Auch in 1:24 und 1:43 hatten die Italiener den 456 im Programm, der 1:18-456 ist aber sicher das beste Modell. Die Linie sitzt perfekt, das Interieur verzichtet auf zu üppigen Chromglanz und ist für das Modelljahr 1993 ausgezeichnet, unter der Fronthaube findet sich dann auch noch ein sehr appetitlicher Modell-Zwölfzylinder ohne Bburago-typische Chromteile. Ein sehr ordentliches Modell. In 1:43 ist der 456 noch von Detail Cars und Bang produziert worden, das Bang-Modell ist dabei das bessere. Den facegelifteten Nachfolger 456 M finden wir im IXO und im Hot Wheels-Programm, letzterer ist allerdings notorisch schwer zu bekommen.

Die vorerst letzte Evolutionsstufe des "großen Ferrari" ist der 612 Scaglietti. 2003 vorgestellt traf das riesige Coupé nicht unbedingt auf ungeteilte Zustimmung. Manche Ferraristi halten es sogar für den hässlichsten Ferrari aller Zeiten - meiner Meinung nach völlig übertrieben. Der 612 mag keine klassische Schönheit sein, mit seinen merkwürdigen Proportionen und der langgezogenen Front ist er auch sicher nicht der schönste Ferrari aller Zeiten, aber eine gewisse Präsenz und eine konsequente Weiterführung klassischer Ferrari-Stilmittel lassen sich nicht verleugnen. Mir persönlich gefällt das in 1:1 wirklich sehr große Coupé durchaus sehr gut und so freue ich mich auch, dass es vom 612 zahlreiche Modelle gibt.

Hier im Bild zu sehen ist natürlich das 1:18-Model von Ferrari-Exclusivpartner Mattel Hot Wheels. Das Modell überzeugt zunächst durch absolut perfekt umgesetzte Linien (und die sind nicht so leicht zu treffen) und recht gelungene Spaltmaße. Bei meinem Exemplar sitzt allerdings die Motorhabe nicht hundertprozentig, aber nun ja. Mein Modell ist in einem schicken Champagner-Metallic lackiert, das dem 612 sehr gut steht, außerdem gibt es ihn von Mattel noch in Blaumetallic (auch schön) und Rot (nicht empfehlenswert). In die "Elite"-Serie der umfangreicher detailierten Hot Wheels-Ferrari hat der 612 es bisher nur in den beiden China-Varianten geschafft, die 2005 quer durch die Volksrepublik fuhren und die Zuverlässigkeit der heutigen Ferrari-Produkte unterstreichen sollten. Ein normales 612-Coupé ist bei "Elite" nicht in Planung, allerdings wird man die neue Sonderversion zum 60. Geburtstag bringen, die auf dem 612 basiert und um ein großes Panoramafenster ergänzt wurde. Der hier gezeigte 612 ist aber auch so ordentlich detailiert, wenngleich das Interieur natürlich nicht ganz mit dem Luxus des Originales mithalten kann und dem Triebwerk ein wenig mehr Tiefe nicht schaden würden.

Im kleineren 1:43-Maßstab hat IXO den 612 im Programm - leider nur in Rot und das steht dem Auto leider gar nicht. Sammler, die den 612 dennoch gerne im Königsmaßstab hätten, bleiben da nur Redline, Looksmart und BBR, die alle eine umfangreiche Palette an Farben für den 612 anbieten. Bei Redline kommt man dabei mit knapp 90 EUR noch am Günstigsten weg.

Bleibt nur festzustellen, dass die großen Coupés es dringend verdient hätten, endlich aus dem Schatten der berühmten Sportler zu treten, verkörpern sie doch auch ein wichtiges Element des "Mythos Ferrari".

Text und Fotos: Georg Hämel

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