
Sonntag, 25. Januar 2009
Tolles Bilderbuch - Rennsportfotografie von Bernard Cahier
Der Franzose Bernard Cahier, am 10. Juli 2008 im Alter von 81 Jahren verstorben, war von den Fünfzigern an einer der berühmtesten Rennsportjournalisten und -fotografen. Sein großer Vorteil war, dass er zu vielen Fahrern, Teamchefs und auch anderen Beteiligten langjährige Freundschaften pflegte, die ihm große Nähe und Insider-Informationen brachten. Die damalige Zeit ohne Sicherheitszonen, ohne abgesperrte Boxengassen und auch ohne die für die Fotografen nachteiligen Integralhelme gaben Leuten wie Cahier die Chance zu intensivsten Portraitaufnahmen und Rennfotos aus Perspektiven, von denen man heute nur noch träumen kann.
Der vorliegende großformatige Bildband ist nicht einer Chronologie unterworfen, sondern wirkt eher so, als wenn Bernard Cahier seine Lieblingsaufnahmen ausgewählt hätte. Für den Historiker etwas unbefriedigend, für den Rennfan sehr unterhaltsam. Im Normalfall ist rechts auf der Doppelseite das Foto platziert, links steht ein erklärender Text, der oft auch durchaus subjektive Aussagen beinhaltet und Geschichten aus der Zeit schildert. Neben den Rennfotos sind vor allem auch die Bilder am Rande wunderschön, als Beispiel möchte ich ein Foto von der Boxenmauer in Monaco im Jahre 1956 erwähnen, man sieht Eugenio Castelotti mit seiner Mutter, Fangio mit seiner Lebensgefährtin, Peter Collins und die blutjunge Fiamma Breschi, damalige Freundin des Ferrari-Fahrers Luigi Musso mit gespanntem Blick auf das Boxengeschehen.
Von 1953 bis 1973 spannt sich der Bilderbogen, Portraits von Fangio, Moss, Collins, Hawthorn, Clark und Gurney, um nur einige zu nennen, faszinierende Rennaufnahmen der driftenden Boliden aus den 50ern und 60ern, Kuriosa wie Lotus 18 und Cooper im Straßenverkehr auf dem Weg zum GP der USA 1960 in Riverside, sowie Gruppenfotos aus der Boxengasse zeigen ein breites Bild dieser tollen Zeit. Leider spürt man aber auch die grausame Seite das Sports, denn viele der Porträtierten verloren ihr Leben im Rennwagen. Besonders eindringlich neben den Bildern der großen Katastrophen von Le Mans 1955 und der Mille Miglia 1957 ist ein Foto, das Cahier bei der Besichtigung der umgebauten Strecke von Monaco 1968 in einem Bus aufnahm: von den Beteiligten Rindt, McLaren, Scarfiotti, Bonnier und Moser lebte sechs Jahre später keiner mehr. . .
Natürlich kennt man ein paar Fotos aus früheren Publikationen, aber die unbekannten Aufnahmen, die Zusammenstellung, die hochwertige Druckqualität, die geschmackvolle Gestaltung und die Begleittexte machen aus dem Werk eine wunderbare Bereicherung jeder Rennsportbibliothek.
Rennsportfotografie von Bernard Cahier ist im Heel-Verlag erschienen: 204 Seiten, ca. 200 Abbildungen, 340 x 255 mm, gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-86852-040-8, Preis 39,90 Euro.
Besprechung: Rudi Seidel