
Donnerstag, 19. Juni 2025
auto & modell unterwegs: Sonderausstellung "Belle Macchine" im BMW Museum in München
Unter dem wohlklingenden Titel „Belle Macchine“ hat das BMW Museum in München kürzlich eine neue Sonderausstellung eröffnet. In italienischer Sprache klingt das natürlich viel besser, aber schöne Autos gibt es wirklich zu sehen und noch einiges mehr. Italienisches Design besitzt Weltruf und so ist es kein Wunder, dass BMW bereits in frühen Jahren Verbindungen zu den großen Carrozziere aufnahm, von Touring Superleggera über Michelotti, Bertone, Giugiaro, Pininfarina bis hin zu Zagato existieren Prototypen und Serienautos aus Bayern und manche nicht in 1:1 realisierte Studie beeinflusste zumindest die Formensprache in der Serie.
Um den Besucher in die richtige Stimmung zu bringen, beginnt der Aufstieg in der Spirale des Museums mit schönen Bildern, die das Dolce Vita und die touristischen Traumorte wie Venedig zeigen, es folgt ein kleiner Einblick in italienisches Design bei Gebrauchsgegenständen und in die Mode an Beispielen von Gucci oder Missoni. Erstes Auto ist der 328 Mille Miglia Spider 1940 von Touring, dann sind wir schon bei der Isetta, die ja ein Lizenzprodukt der Marke ISO war, und beim 700 mit seiner von Giovanni Michelotti gezeichneten Linie. Der gleiche Künstler hatte auch seine Finger im Design der mit dem 1500 beginnenden „Neuen Klasse“, das von ihm vorgeschlagene 1800 TI Coupé blieb ein Einzelstück, sah aber mit der relativ dicken Frontpartie etwas unharmonisch aus. Schön, dass auch ein solches Fahrzeug erhalten blieb. Die wichtigsten Designer werden übrigens auf großen Schautafeln vorgestellt und ihre wichtigsten Schöpfungen gezeigt, auch wenn sie nicht für BMW entstanden sind.
Auch Sonderkarosserien auf Basis der V8-Baureihe gibt es zu sehen, neben dem roten Michelotti-Cabrio ein für den damaligen Hauptaktionär Herbert Quandt gefertigtes 3200 CS Cabriolet von Bertone. Zu Pietro Frua kam BMW durch die Übernahme von Glas in Dingolfing. Einige Konstruktionen wurden von den Münchnern übernommen und weiterentwickelt, wie das BMW 1600 GT Cabrio der 3000 V8 und eine in Südafrika produzierte Limousine zeigen. Man nutzte die Produktionsanlagen des Glas 1700, um dort ein Auto mit Frua-Design und BMW-Technik anzubieten. Der Maestro versuchte in späteren Jahren, wieder ins Geschäft zu kommen, ein Beispiel ist das Metallic-grüne 2800 GTS Coupé, wie andere fand auch dieser Entwurf keinen Gefallen in München. Leider wird von Frua nur dieses Auto gezeigt, aber verständlicherweise muss man sich beschränken.
Einen Mittelpunkt der Ausstellung stellt die von Bertone 1970 präsentierte Studie „Garmisch“ dar, ihre Formensprache findet sich in den Serienautos der 70er Jahre wie 3er und 5er wieder. Leider ging das Original verloren, so dass BMW einen Nachbau in Auftrag gab, eine natürlich sehr aufwendige Geschichte. Weitere Designstudien in der Ausstellung sind das von Giorgio Giugiaro entworfene und bei Karmann gefertigte „Asso di Quadri“, ein formaler Vorläufer des VW Scirocco sowie der NAZCA M12, ein von Giorgios Sohn Fabrizio gezeichneter Supersportwagen. Neueren Datums sind das BMW Zagato Coupé von 2012 und das BMW Pininfarina Gran Lusso Coupé von 2013, beide erlebten ihre Premiere beim Corso d'Eleganza Villa d'Este.
Ganz oben angekommen sieht der Besucher ein Mock-Up des kommenden Designs von BMW, mit etwas (viel) Phantasie kann man sogar Anklänge an den „Garmisch“ von 1970 erkennen. Dazu kommen die beiden Studien „M1 Hommage“ und „Mille Miglia Hommage“ zusammen mit den jeweiligen Originalen, dem von Giugiaro entworfenen BMW M1 und dem BMW 328 Coupé von Touring, Siegerfahrzeug der Mille Miglia 1940.
Für Kunstfreunde interessant ist eine 360°-Bespielung der Wand der Museumsschüssel nach Motiven des Malers Giorgio de Chirico, natürlich mit typisch italienischen Motiven.
Insgesamt ist dem Team des BMW Museums und seinen Helfern eine hervorragende Ausstellung gelungen, sowohl die Ausstellungsstücke als auch die Präsentation sind einen oder mehrere Besuche wert. Zusätzlich bietet das Museum aktuell noch zwei weitere interessante Sonderschauen: 50 Jahre BMW 3er sowie 50 Jahre BMW Artcars.
Weitere Informationen über Öffnungszeiten, Eintrittspreise usw. findet man unter Ausstellungen im BMW Museum
Fotos: Rudi Seidel und BMW AG, Text: Rudi Seidel