Montag, 26. Mai 2025

Der Duft von Plastikkleber und Humbrol-Farben - „Jungs, eure Kinderträume – Die Auto-Modellbausätze der 70er und 80er“ von Jörg Trüdinger bei Motorbuch

Der Bau von Plastikbausätzen ist nicht gerade unser Kernthema, aber sicher hat jeder, der sich für Modellautos und deren Originale interessiert, schon mindestens einmal einen solchen Kit in der Hand und auf dem Basteltisch gehabt. Jörg Trüdinger, seit rund 30 Jahren Händler für Sammlerartikel, aber auch Besitzer und Fan von unzähligen Modellautos und Bausätzen, will auf diese Weise Erinnerungen aufleben lassen. Dazu hat er vierzehn der in den 60/70/80er Jahren wichtigsten Hersteller ausgewählt und erzählt kurz den Werdegang der Marken, zeigt Beispiele aus der Produktion, aber auch Ausschnitte aus Prospekten und Katalogen. Zu bestimmten Kits weiß er eine persönliche Geschichte, in der man sich oft selbst wiederfindet. So einfach war der Erwerb von Raritäten in den 60er und 70er Jahren nicht, man musste findig sein und neben dem damals noch häufigen Fachhandel für Spielwaren auch Schreibwarenläden oder Geschäfte für Haushaltswaren usw. kontrollieren, die manchmal nebenbei Bausätze im Angebot hatten. Die im Buch erwähnten Spielwarenparadiese in Bozen und Meran waren mir ebenfalls bekannt, mehr als einmal bin ich von Garmisch-Partenkirchen aus dort gewesen, um nach Neuheiten zu forschen oder preiswert einzukaufen.

Den Anfang in Trüdingers Buch macht natürlich Revell, fast ein Synonym für Plastik-Bausätze und bereits seit Mitte der 50er Jahre mit einer deutschen Niederlassung am Markt zu finden. Wie auch bei den anderen Herstellern hat sich der Autor intensiv mit der Geschichte der Marke befasst und erklärt den Werdegang, die oft vorhandenen Verbindungen der Firmen untereinander und die sich mit den Jahren verändernde Marktsituation. Die Amerikaner spielten natürlich lange Zeit die größte Rolle, von Monogram über Jo-Han, AMT, MPC, Ertl bis hin zu Lindberg reichen die vorgestellten Kit-Produzenten. In Europa machten sich Heller aus Frankreich sowie Italeri und ESCI aus Italien einen Namen, später übernahmen Japaner wie Tamiya, Fujimi, Hasegawa oder Gunze Sangyo mit teils aufwändig konstruierten Bausätzen die Pole Position.

Die enthaltenen Fotos zeigen in erster Linie die toll illustrierten Schachteln, in denen die Kits zum Kunden kamen. Aber auch Reproduktionen aus zeitgenössischen Prospekten oder Anzeigen sind sehr interessant. Während fertig gebaute Modelle selten zu sehen sind, kann man mehrfach den Inhalt der Schachteln bewundern, diese typischen, oft verschiedenfarbigen Gießäste haben durchaus ihren Reiz, dazu kommen noch einzelne Seiten aus Bauanleitungen. Die Bandbreite der damals produzierten Modelle wird beeindruckend dargestellt, auch wenn der Umfang natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit ermöglicht, aber das ist ja nicht Ziel dieser Buchreihe.

Es macht große Freude, in Jörg Trüdingers Werk zu blättern und zu lesen. Die Texte sind flüssig verfasst und nicht ausufernd, die Fotos von hoher Qualität, wie auch die Reproduktion von Motiven aus alten Prospekten bzw. Katalogen. Das Layout ist klar und übersichtlich, Druck und Verarbeitung sind tadellos. Für 16,95 € bekommt man ein nettes, unterhaltsames, aber durchaus mit Tiefgang verfasstes Buch zum Thema. Dass man es mit der Unterzeile „Auto-Modellbausätze der 70er und 80er“ nicht so genau nimmt, sehe ich sogar positiv, Überschneidungen mit der Zeit davor und danach sind logisch. Wie schon geschrieben, sind mir die persönlichen Erlebnisse in gleicher oder ähnlicher Form wohl bekannt, wenn ich mich recht erinnere, waren die englischen Sportwagen MGB und Austin Healey 3000 von Revell in 1:32 die ersten Bausätze, an denen ich mich versucht habe...

Mal sehen, welche Ideen Jörg Trüdinger noch für weitere Titel hat, der nächste, bereits in Produktion befindliche Band ist den Spielwelten von Playmobil, Lego usw. gewidmet.

„Jungs, eure Kinderträume – Die Auto-Modellbausätze der 70er und 80er“ von Jörg Trüdinger ist beim Motorbuch Verlag erschienen, 96 Seiten, ca. 130 Abbildungen, ISBN 978-3-613-04742-6, Preis in Deutschland 16,95 €. Einige Seiten als Vorgeschmack sind unter "Blick ins Buch" zu finden.

Fotos: © Motorbuch Verlag, Rezension: Rudi Seidel

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