
Donnerstag, 13. März 2025
Tolles Geburtstagsgeschenk zum 90. - "mit Halwart Schrader unterwegs - Warum es Spaß macht, sich mit alten Autos zu beschäftigen" beim OLMS Verlag
Man möchte es kaum glauben, dass Halwart Schrader, einer der besten, tüchtigsten und unterhaltsamsten Motorjournalisten, am 24. Februar 2025 bereits seinen 90. Geburtstag feiern konnte. Zusammen mit dem Verlag Olms Presse machte er sich selber sicherlich das schönste Geburtstagsgeschenk, ein feines Buch mit vielen Erinnerungen an sein automobiles Leben.
Einleitend berichtet der Autor von seinem Leben im Berlin der Nachkriegszeit, um anschließend in die Frühzeit der Motorisierung einzutauchen. Vom Großvater, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit Elektrotaxis in Berlin Schiffbruch erlitt, sowie von einigen Abenteuerreisen in der gleichen Zeit handeln die Berichte, die Halwart Schrader in antiquarischen Büchern aus seinem Archiv fand.
Klar, dass der kleine Halwart sich zuerst mit Briefmarken, Soldaten und Spielzeugeisenbahnen beschäftigte, Autos waren damals noch selten. Aber mit 19 ging es dann um so heftiger los. Vom Borgward Dreiradlieferwagen für 250,- DM, unter anderem über zwei Opel P 4 und ebenfalls zwei Fiat Topolino startete die Motorisierung. Alle diese fahrbaren Untersätze zu nennen, würde den Rahmen der Rezension sprengen, aber mit dem ersten Klassiker, einem Lagonda 3 Litre Tourer von 1931 nahm die automobile Karriere Halwart Schraders mächtig Fahrt auf. Zu jedem Auto fällt ihm mindestens eine amüsante Geschichte ein. Man muss das einfach verschlingen, ich konnte das Buch jedenfalls kaum aus der Hand legen. Über einen Opel Blitz Bestattungswagen von 1938 und einen Talbot 15/45 HP von 1929 spannt sich der Bogen zum Maybach Zeppelin des Circus-Krone-Besitzers Carl Sembach, der H. S. allerdings vor der Nase weggeschnappt wurde.
Ausführlich berichtet Schrader von seinem Citroen Traction Avant, seiner Ansicht eines der besten Autos, die er je besaß, aber den er sozusagen aus beruflichen Gründen „opfern“ musste: Kollegen bei der von ihm mitgegründeten Werbeagentur Heye & Partner hatten für die Zigarettenmarke Gauloise eine Kampagne ausgearbeitet, die unter anderem die Verlosung von fünf klassischen Citroens beinhaltete. Natürlich musste es schnell gehen und so verkaufte Halwart beide Tractions, die er damals besaß, an den Tabakkonzern BAT. Unter anderem dem Triumph Roadster mit seiner ausklappbaren Schwiegermuttersitzbank und dem Rover P5 „Elephant“ sind zwei weitere Stories gewidmet, auch diese englischen Klassiker bereicherten Schraders Garage. Und so geht es munter weiter bis hin zu vergleichsweise modernen Autos wie Audi TT oder Bentley Arnage T.
Zwischendurch findet der Leser immer wieder Geschichten von Personen und Ereignissen, die sicherlich sehr speziell waren. Begegnungen mit dem Journalisten Jan Norbye, dem legendären Autohändler „Bunty“ Scott-Moncrieff und anderen im positiven Sinn Autoverrückten sind absolut lesenswert und von Halwart Schrader auch immer mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt.
Abschließend findet der Leser noch eine Würdigung des Autors durch seinen langjährigen Weggefährten Eckhart Bartels sowie einen Abriss der vielen Bücher und Journale, die Halwart Schrader über die Jahre mitverantworten durfte und der Menschen, die dabei eine wichtige Rolle spielten.
Eine kleine Anmerkung am Rande: Einige der Geschichten findet man in ähnlicher Form im zehn Jahre früher zum 80. Geburtstag Halwarts bei Delius Klasing erschienenen Büchlein „Mit der Karre kommste nicht weit...“, das tut aber der Lesefreude keinen Abbruch.
Wie für den Preis zu erwarten sein sollte, ist das Buch sehr gut produziert, Druck und Wiedergabe der vielfach aus dem Privatarchiv stammenden Fotos sind einwandfrei, das Layout klar und sauber. Die reproduzierten Originaldokumente wie Anzeigen, Rechnungen usw. haben einen besonderen Reiz. Für die, die damals schon in der Szene waren, kommen eigene Erinnerungen ans Tageslicht, jüngere Leser bekommen einen Einblick in die „guten, alten Zeiten“ der Oldtimerei. Absolut empfehlenswert!
„Mit Halwart Schrader unterwegs - Warum es Spaß macht, sich mit alten Autos zu beschäftigen“ von Halwart Schrader ist beim Georg Olms Verlag erschienen, 256 Seiten mit vielen Fotos und Abbildungen, ISBN 978-3-7582-0811-9, Preis in Deutschland 49,- Euro. Erhältlich im guten Buchhandel, eine Leseprobe gibt es auf der Website des Verlags.
Rezension: Rudi Seidel