Donnerstag, 26. September 2024
Modellautos gekonnt in Szene gesetzt - Art of Rallye - Monte Carlo von Frank Zinkewitz bei Motorbuch
Ziemlich genau zwei Jahre nach seinem Erstlingswerk über Walter Röhrl legt der Diplomdesigner und Fotograf Frank Zinkewitz ein neues Buch vor, das der Rallye Monte Carlo gewidmet ist.
Auch für diesen Titel wurden wieder Modellautos gekonnt in Szene gesetzt, vor allem im Maßstab 1:18, auf Fotos wirken die viel realistischer als kleinere Exemplare. Naturgemäß legt der Autor Wert auf eine besondere graphische Gestaltung, für mein Empfinden übertreibt er es manchmal, mir persönlich ist eine sachlichere Aufmachung lieber.
Zinkewitz bezieht sich vor allem auf drei Protagonisten der Rallye Monte Carlo, neben dem unvermeidlichen Walter Röhrl findet der Leser ausführliche Kapitel über Michèle Mouton als schnellste Frau und Sébastien Ogier als derzeit erfolgreichstem Teilnehmer aller Zeiten mit neun Siegen. Mit Lancia, Audi, VW, Mini und Porsche widmet der Autor sich einigen erfolgreichen Marken und das Kapitel über die Nacht der langen Messer am Col de Turini wird mit einer Fahrt im (echten) Porsche 911 ergänzt.
Die Bilder, vor allem die Actionaufnahmen sind wirklich verblüffend, diesmal driften auch keine fahrerlosen Modellautos über die Piste, man hat auf graphischem Wege Fahrerköpfe einkopiert. Beim ersten Buch wurde das (sicher nicht nur von mir) kritisiert. Die Texte und Überschriften sind mir einfach zu effektheischend, außerdem wird viel Raum verschwendet, wohl um den Band aufzublähen. Dazu trägt auch die Zweisprachigkeit bei, meist werden für jeden Text je eine ganze Seite benutzt. Und manche Sprüche von und über Walter Röhrl hat der Rallye-Interessierte schon zu oft gelesen...
Die ganzseitigen Grafiken von Röhrl, Mouton usw. gefallen mir nicht, den Walter hätte ich kaum erkannt (siehe die Musterseiten) und die Homologations-Geschichte über den Lancia 037 Rally ist nett, aber meines Wissens nach erfunden. Wie kommt der Autor auf 400 notwendige Exemplare für ein Gruppe B-Auto? Es waren 200, wie man leicht nachlesen kann. Natürlich gab es solche Tricks, bei Abarth hat das in den 60ern einmal so funktioniert, dass die Hälfte der geforderten Fahrzeuge vor dem Mittagessen gezeigt wurden und danach die gleichen Autos in einer anderen Halle standen.
Irgendwie kommt der Eindruck auf, dass Frank Zinkewitz seine tollen Fotos präsentieren wollte und dann drumherum eine Story gebastelt hat, die eben nur einzelne Aspekte behandelt. Wer also eine Geschichte der Rallye Monte Carlo erwartet, ist im falschen Film. Wer sich an den eindrucksvollen Bildern von Rallyeautos im Modell erfreut, muss und kann mit dem Rest leben.
Druck, Bindung und Bildwiedergabe sind, wie von Motorbuch gewohnt, von hoher Qualität, das Layout ist, wie schon gesagt, etwas gewollt modern, im Querformat hätte man ab und zu vermeiden können, Autos über den Bund zu drucken.
„Art of Rallye – Monte Carlo“ von Frank Zinkewitz ist im Motorbuch Verlag erschienen, 208 Seiten, 208 Abbildungen, Text Deutsch/Englisch, ISBN 978-3-613-04685-6, Preis in Deutschland 49,90 €.
Fotos: © Motorbuch Verlag, Rezension: Rudi Seidel