Mittwoch, 3. April 2024

Mehr als ein Ausstellungskatalog: „Ferrari – Meisterstücke für Rennstrecke und Straße“ von Jörg Walz bei Motorbuch

Bevor ich das betreffende Buch vorstellen will, sollte ich erst einmal kurz den Hintergrund dieses Titels erwähnen: Das 2023 eröffnete „Nationale Automuseum – Die Loh Collection“ im hessischen Dietzhölztal-Ewersbach hat sich sofort zu einem Publikumsmagneten ersten Ranges entwickelt, mehr darüber findet man auf der Website des Museums. Neben einer für sich schon grandiosen Dauerausstellung gibt es regelmäßig Sonderthemen, wie im Eröffnungsjahr die Geschichte der 24 Stunden von Le Mans oder eben aktuell eine Ausstellung mit Meisterwerken der sicherlich berühmtesten italienischen Marke Ferrari. Ein Besuch des Museums ist absolut zu empfehlen, leider habe ich es persönlich noch nicht geschafft, von München aus ist es nicht gerade der nächste Weg und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas umständlich. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und die Ferrari-Sonderausstellung läuft noch bis zum 17. November 2024.

Zusammen mit dem Motorbuch Verlag hat sich das Museum dazu entschlossen, auch zur Ferrari-Sonderausstellung ein Buch zu produzieren. Der Autor Jörg Walz stellt darin die wichtigsten Exponate und ihre Geschichte vor, dazu kann man die Autos und viele Details auf sehr schönen Fotos bewundern. Weitere Kapitel befassen sich zum Beispiel mit Enzo Ferrari, einigen der bekanntesten Rennfahrer, die für die Scuderia antraten, der Mille Miglia, dem GP von Monaco oder den Werksanlagen von Ferrari. Auf 10 Seiten werden kurz und knapp die wichtigsten Ereignisse in der Historie der Marke von 1947 bis heute gezeigt, erfreulicherweise bis hin zur Aktualität mit den Siegen 2023 bei den 24-Stunden-Rennen in Le Mans und am Nürburgring. Am Ende jedes der Kapitel nutzt der Autor eine Seite, um das jeweilige Thema zu erweitern oder in den Kontext zu stellen. Es werden je nachdem andere Personen, Rennstrecken oder Fahrzeuge beschrieben, die Fotos dazu haben allerdings nur noch Briefmarkenformat.

Jörg Walz schreibt an sich flüssig und lesefreundlich, wenn man das Buch allerdings in einem Zug liest, nervt es etwas, wenn zum Beispiel bei jeder Erwähnung des Dino V6-Triebwerks die Geschichte von Ferraris früh verstorbenem Sohn aufgegriffen wird. Überhaupt wirken die Kapitel teilweise so, als wären sie einzeln verfasst und erst anschließend zu einem Buch zusammengestellt, dadurch wiederholt sich manches. Aber dieses Werk erhebt ja nicht den Anspruch, die komplette Geschichte der Marke zu beinhalten, sondern dient sozusagen als erweiterter Ausstellungskatalog. Der Besucher des Museums bekommt damit einen schöne Überblick, der echte Ferrari-Spezialist erfährt allerdings eher nichts Neues, kann sich aber an den tollen Fotos der meisten Exponate erfreuen.

Verarbeitung und Druck der rund 200 Seiten sind makellos, das Layout ist übersichtlich, der Text im Großen und Ganzen gut redigiert, wer genau hinschaut, findet dennoch kleine Schnitzer. So hatte zum Beispiel Ferrari bei der Präsentation des Jaguar E-Type 1961 bereits vier, nicht nur drei Siege in Le Mans errungen, und wer für seine Modellautosammlung einen Carrera 6 von Märklin sucht, wird Pech haben, da findet er nur einen Porsche 910. Natürlich darf auch etwas Werbung für das Museum nicht fehlen, das ist bei der Qualität der Sammlung legitim!

Mit Sicherheit ist dieses Buch nicht essentiell für eine Ferrari-Bibliothek, aber es erfüllt seinen Zweck, dem Ausstellungsbesucher eine schöne Erinnerung zu verschaffen, sowie denen, die noch nicht dort waren, zu zeigen, was sie verpassen würden.

„Ferrari – Meisterstücke für Rennstrecke und Straße“ von Jörg Walz wird vom Nationalen Automuseum – The Loh Collection herausgegeben und von Motorbuch verlegt. 204 Seiten, 441 Bilder, ISBN 978-3-613-04638-2, Preis in Deutschland 39,90 Euro. Erhältlich im Buchhandel und natürlich im Museumsshop, wo man viele andere Souvenirs und exklusive Sonderauflagen von Modellautos erstehen kann.

Fotos: Rudi Seidel (© Motorbuch Verlag), Rezension: Rudi Seidel

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