Montag, 24. April 2023

Eine Erfolgsgeschichte, kompetent und spannend aufgezeichnet: „Audi in Le Mans“ von Krone/von Wegner bei Delius Klasing

Bei den 24 Stunden von Le Mans denkt man je nach Alter an die verschiedenen Epochen wie den Ferrari/Ford-Krieg, die irre Zeit des Porsche 917 oder die lange andauernden Erfolge des 956/962 in den 80er Jahren. Das insgesamt effektivste Ergebnis gehört aber nach wie vor Audi, die es geschafft haben, von 1999 bis 2016 bei 18 Teilnahmen dreizehn Siege zu holen. Nach dem Testlauf 1999 folgte 2000 der erste Triumph, der bis 2002 zum Triple ausgebaut wurde. Der 2003 siegreiche Bentley besaß zumindest einen Motor aus Ingolstadt und 2006 kam der erste Gesamtsieg eines dieselgetriebenen Fahrzeugs, nachdem in den beiden Vorjahren Privatteams den „alten“ Audi R8 zum Erfolg führten. Bis 2014 war Audi immer ganz oben, lediglich 2009 musste man Peugeot den Vortritt lassen. Inzwischen hielt die Hybridtechnik Einzug, auch da war Audi immer führend, bis 2015 die Konzernschwester Porsche die Nase vorne hatte. Der letzte Einsatz der Ingolstädter endete zwar noch auf dem Siegerpodest, allerdings auf der untersten Stufe. Leider traf man dann die Entscheidung, sich neu zu orientieren und ein Formel E-Projekt zu starten. Audi in Le Mans ist somit eine abgeschlossene Geschichte, höchste Zeit, darüber ein Buch zu veröffentlichen. Als Herausgeber fungiert die Traditionssparte von Audi, damit bekommt das Werk gewissermaßen einen offiziellen Anstrich.

Das Autorenduo Lars Krone und Alexander von Wegner war nahe dran an den Vorgängen und Personen rund um das Projekt Le Mans, da ihr Arbeitgeber, die Speedpool Multimedia Service GmbH, für die Kommunikation Motorsport von Audi tätig war und ist. Dadurch konnte man auf umfangreiche Ressourcen zurückgreifen, wie sämtliche Pressemitteilungen und weitere erstellte Veröffentlichungen für Audi, aber auch auf das Archiv der Marke selbst. Die langjährigen Kontakte zu maßgeblich beteiligten Personen ermöglichten ausführliche Interviews, deren Inhalt in den Text einfließen konnte. Gerade die Verantwortlichen wie Audi-Vorstandsmitglied Franz-Josef Paefgen oder Sportchef Wolfgang Ullrich erzählten den Autoren einiges an Hintergrundinformationen. Aber auch Entwickler, Ingenieure und Fahrer trugen ihren Teil dazu bei, dass dieses Werk zum spannenden Lesestoff wird. Die Technik kommt ebenfalls nicht zu kurz, eingeschobene Kapitel schildern die Herausforderungen und die Lösungswege in Text und Grafik. Etwas ungewöhnlich für ein Buch dieser Art ist der minutiöse Nachweis von Zitaten im Text mit dazugehörigen Fußnoten, das kennt man eher von wissenschaftlichen Werken. Mir gefällt diese Vorgehensweise sehr gut, weil man dadurch die enthaltenen Aussagen bestimmten Personen oder Publikationen sicher zuordnen kann.

Das Buch ist klar gegliedert. Der Einleitung folgen Vorworte von den Fahrern Dindo Capello, Tom Kristensen und Marcel Fässler. Die Geschichte der 24 Stunden von Le Mans sowie der rennsportlichen Anfänge der Auto Union werden kurz geschildert, dann beginnt schon die wilde Fahrt in die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Interessanterweise war die Sportabteilung von Franz-Josef Paefgens Plänen zuerst überhaupt nicht begeistert. Dennoch startete das Projekt LMP-Rennwagen im Februar 1998, im Jahr darauf war man schon in Le Mans dabei, dazu noch mit zwei unterschiedlichen Fahrzeugtypen, Spyder und Coupé.

Für jedes Einsatzjahr findet der Leser ein eigenes Kapitel, in dem natürlich Le Mans die Hauptrolle spielt, aber auch auf die gesamte Saison, die Konkurrenz und die technische Weiterentwicklung eingegangen wird. Die Wechsel vom ersten LMP-Renner R8 über die Turbodiesel R10 und R15 hin zum R18 mit seiner Hybridtechnik zeigen, wie Reglement und Fortschritt diese Rennkategorie beeinflusst haben. Mit einem Ausblick auf den nie fertiggestellten RP7 für die Saison 2017 endet die grandiose Erfolgsgeschichte.

Zum Abschluss dieses tollen Buchs dürfen noch einige Journalisten zu Wort kommen, die damals dabei waren, kurze Fahrerporträts aller Piloten, kleine Anekdoten, technische Daten, Ergebnislisten sowie ein Quellenverzeichnis sorgen dafür, dass der Leser nichts vermisst.

Die Texte sind gut geschrieben und, soweit ich es beurteilen kann, fehlerfrei redigiert. Das Layout ist großzügig bis luftig, das Bildmaterial wurde fein reproduziert. Druck und Bindung sind ebenfalls auf hohem Niveau. So bleibt als Fazit, dass Verlag und Autoren zu diesem erfolgreichen Sportprojekt der Marke Audi ein passendes Buch produziert haben, das in jede Motorsportbibliothek gehört.

„Audi in Le Mans“ von Lars Krone und Alexander von Wegner ist im Verlag Delius Klasing erschienen, 320 Seiten, 603 Abbildungen, ISBN 978-3-667-12652-8, Preis in Deutschland 59,00 €.

Fotos: Delius Klasing und Rudi Seidel, Rezension: Rudi Seidel

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