Dienstag, 8. November 2022

Alle Facetten vom Kleinlieferwagen bis zum Schwerlaster - Ford LKW vom Typ AA zum Transit von A. F. Storz bei Motorbuch

Nach den durchaus gelungenen Titeln über den Ford Taunus und die großen Ford hat sich Alexander F. Storz an das sehr komplexe, aber auch inhomogene Thema der Nutzfahrzeuge aus Köln gewagt, und wieder ein überzeugendes Buch verfasst.

Die ersten Nutzfahrzeuge von Ford in Deutschland waren importierte Ford T-Modelle, erst 1928 wurde der Nachfolger Ford AA in Berlin montiert. Ab 1931 kamen die Autos dann aus dem neuen Werk in Köln. Der Vierzylinder BB und der V8 Typ 51 bildeten das Programm der 30er Jahre, bis es in die Kriegsproduktion ging. Nach 1945 hatte Ford den großen Vorteil, schnell wieder produzieren zu können, mit den Baureihen Rhein und Ruhr, die natürlich auf den Vorkriegsprodukten aufbauten, war man erfolgreich. Auch ein Omnibusfahrgestell als Basis für Sonderaufbauten wurde angeboten. Natürlich findet der NWF Schnellbus mit Leichtmetallaufbau und Ford V8-Triebwerk im Buch Erwähnung, wie auch der Econom, ein Eigenprodukt des West-Berliner Ford-Generalvertreters Butenuth, der allerdings technisch außer den Achsen nichts mit der Kölner Marke zu tun hatte. Über den Dreitonner ab 1951 und den Bundeswehr-LKW mit dem Spitznamen „NATO-Ziege“ kommt der Autor zum vorerst letzten LKW von Ford Deutschland, der FK-Baureihe ab 1956 bis 1961. Als Kind der 50er Jahre kannte man vor allem das Wiking-Modell mit dem breiten Kühlergrill, das Original war zumindest in Bayern nicht so häufig zu sehen. Berüchtigt war vor allem der von Hans List konstruierte Zweitakter-Dieselmotor, der zu Überhitzung neigte und eine Flut von Reklamationen auslöste. Zwölf Jahre später bot Ford in Deutschland wieder größere LKW an, die kamen aber größtenteils aus England, wie der Transcontinental oder der Cargo. Auch diese Fahrzeuge werden kurz vorgestellt und kompetent die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Produktionsstätten erklärt. Ein interessanter Aspekt ist zum Beispiel, dass das Fahrerhaus des letzten Ford-LKW FK leicht abgewandelt für eine Haubenvariante des englischen Thames Trader eingesetzt wurde.

Im zweiten Kapitel befasst Storz sich mit den kleinen Lieferwagen auf PKW-Basis. Ob Köln, Rheinland, Eifel oder später die verschiedenen Taunus-Typen, verblechte Kombis gab es immer wieder, teils auch, weil diese Autos in manchen Ländern Steuervorteile genossen. Der Autor hat wie gewohnt interessante Fotos und Prospekte entdeckt und zeigt diverse Sonderkarosserien.

Umfassend sind die Ausführungen über die verschiedenen Transit-Baureihen. Vom ersten Prototypen mit einem Aufbau von Chausson aus Frankreich geht es zum FK 1000 und zum Taunus Transit, vor allem die zeitgenössischen Fotos machen Freude. Ein kleiner Exkurs zeigt den britischen Bruder Thames 400E sowie die mit Ford-Triebwerken bestückten Ostner Rex, Faun F24 und Manderbach. Der Weg zum europäischen Gemeinschaftsprodukt war schwierig, wie Storz beschreibt, aber letztlich war der ab 1965 produzierte Transit mit der kurzen Haube ein großer Erfolg. Natürlich gab es während der Bauzeit diverse Änderungen und ein größeres Facelift, das wird genau dokumentiert. Fotos von Sonderaufbauten, die verschiedenen Transit Supervans mit Rennsporttechnik und Allradler dürfen nicht fehlen. Das Ende dieses umfangreichen Kapitels beschäftigt sich mit der Produktion in der Türkei, wo der Transit bereits ab 1967 bei Otosan vom Band lief. Mit dem ebenfalls dort hergestellten großen LKW F-Max schließt sich irgendwie der Kreis, er wird zumindest auf dem deutschen Markt angeboten.

Es war sicher nicht einfach, so viel Material und interessante Fakten zum Thema Ford Nutzfahrzeuge zu sammeln und dann die verschiedenen Baureihen und Produktionszeiten vernünftig zu gliedern. Das ist Storz meines Erachtens sehr gut gelungen, für mich, der ich nicht gerade ein LKW-Spezialist bin, ist das Buch sehr lesenswert und informativ. Natürlich lebt der Titel von den zeitgenössischen Fotos und den Abdrucken von Originaldokumenten wie Anzeigen und Prospekten. Die Bildtexte enthalten wie gewohnt viele Detailinformationen. Das Lektorat hat gut gearbeitet, ein paar Ausrutscher gibt es dennoch. Der Dieselmotor des Ford FK war ein Zweitakter, kein Zweizylinder (S. 79), und aus dem Holzgas-Generator wurde die Holzgas-Generation (S. 37). Druck, Bindung, Layout und Bildwiedergabe sind sehr gut ausgefallen, insgesamt kann man sagen, dass der interessierte Leser für 29,90 € einen exzellenten Gegenwert bekommt.

„Ford LKW vom Typ AA zum Transit 1928 bis 1986“ von Alexander F. Storz ist im Motorbuch Verlag erschienen, 176 Seiten, 335 Bilder, ISBN 978-3-613-04494-4, Preis in Deutschland 29,90 €

Fotos und Text: Rudi Seidel

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