Mittwoch, 12. Oktober 2022

Dokumentation aus erster Hand - "Rappold - Spezial-Karosserie- und Fahrzeugbau aus Wülfrath 1948-2021" von Ingo Rappold und Horst Puck

Es gibt Bücher, die aufgrund dessen, dass kein großer Verlag dahintersteht, weniger publik werden, als sie es verdient hätten. Mit Sicherheit gehört dieser Titel dazu, in dem Ingo Rappold, Sohn des Firmengründers Eugen Rappold, zusammen mit einem Mitarbeiter der ersten Stunde, dem früheren Produktionsleiter Horst Puck die Geschichte des Karosseriewerks Rappold minutiös dokumentiert.

Der 1910 geborene Eugen Rappold hatte als Halbwaise mit sechs Geschwistern keinen leichten Start, sein Ehrgeiz ermöglichte ihm aber eine gute Ausbildung und eine berufliche Karriere, die ihn unter anderem zu den renommierten Firmen Hebmüller und Gläser führte. Bereits 1947 machte er sich mit einem Kompagnon selbständig, nach der Trennung von diesem entstand 1948 die „Rappold Karosserie“ in Wülfrath. Anfangs wurde praktisch jeder Auftrag angenommen, von Restaurierungen für Vorkriegsfahrzeuge über Sonderaufbauten für LKW bis hin zu Cabrios und sogar Rennwagen für Leute wie Toni Ulmen oder Wolfgang Seidel. Schnell erwarb sich Rappold einen hervorragenden Ruf für seine Bestattungswagen, diese Fahrzeuge blieben bis zur Schließung der Firma im Dezember 2021 der Hauptgeschäftszweig. Ansonsten wurde vom Feuerwehrauto über den Brieftaubentransporter bis hin zur Gruga-Bahn für die Bundesgartenschau Essen alles produziert, was mit Karosseriebau zu tun hat. Der Freund von PKW-Sonderkarosserien findet Überraschungen wie Kombis auf verschiedenen Mercedes-Typen, Cabrios vom BMW 3er und 6er Coupé, oder den MB 350 SL als Schrägheckcoupé. Wer hätte gewusst, dass der Büssing NAG Renntransporter der Auto Union für Audi in Wülfrath neu aufgebaut und sogar Hans Stucks AFM Monoposto von 1950 nach Originaldokumenten rekonstruiert wurde?

Es ist erfreulich und beeindruckend, dass Rappold so viel Material erhalten und archiviert hat, auf diese Weise kann der Leser sowohl die Entwicklung der Firma, aber auch die Produktpalette und ihre Wandlung über die Jahre exakt verfolgen. Sehr schön sind die im Buch enthaltenen Prospekte, Dokumente und Zeitungsausschnitte, die den Zeitgeist widerspiegeln. Die Fotos der diversen Sonderaufbauten sind schier unglaublich, vor allem bei den Bestattungswagen zeigt sich große Vielfalt. Neben vielen Mercedes-Modellen findet man vom Ford 17M über den Citroen DS bis hin zum Cadillac eine breite Palette, Höhepunkt sicherlich die Sonderanfertigungen für Japan oder Singapur, mit großen Fenstern, Ablagen für üppigen Blumenschmuck und sogar beleuchtetem Sternenhimmel an der Decke für die letzte Autofahrt.

Dass keine Verlagsprofis am Werk waren, merkt man dem Buch nicht wirklich an. Das Layout ist übersichtlich, Bildwiedergabe, Druck und Verarbeitung sind sehr gut, für einige qualitativ etwas abfallende Fotos entschuldigen sich die Autoren, aber bei historisch wichtigen Aufnahmen muss man das in Kauf nehmen. Der Text schildert die Firmengeschichte sehr präzise, ein journalistischer Profi hätte vielleicht manchmal etwas schwungvoller formuliert, aber so ist es eben der unverfälschte Originalton der Menschen, die hinter Rappold standen. Einige Ungenauigkeiten bzw. Fehler bei der Zuordnung der Basisfahrzeuge kann man verschmerzen, der Fachmann weiß, um was es geht. Ingo Rappold hat beim Erstellen dieser Firmengeschichte viel Herzblut vergossen, die Dokumentation und ihre Erhaltung für die Nachwelt spielten wohl eine große Rolle. Anders ist nicht zu erklären, dass der Käufer dieser eher kleinen Auflage 344 Seiten und ca. 900 Bilder für wohlfeile 44,- € bekommt. Egal, ob man sich für Karosseriebau, Sonderkarosserien aller Art, oder eben für Bestattungswagen interessiert, kommt man an diesem Buch nicht vorbei!

„Rappold – Spezial-Karosserie- und Fahrzeugbau aus Wülfrath 1948 bis 2021“ von Ingo Rappold und Horst Puck ist im Eigenverlag erschienen, 344 Seiten, über 900 Abbildungen, keine ISBN-Nummer. Bestellen kann man das Buch bei der Buchhandlung Rüger in Wülfrath für 44,- € plus Versandkosten. Am besten eine E-Mail senden oder anrufen, im Onlineshop ist es leider bisher nicht zu finden.

Fotos und Rezension: Rudi Seidel, Copyright für Bilder und Buchinhalte: Ingo Rappold

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